Porträts vom Eifeldichter

NIEDERKAIL. Peter Zirbes (1825 bis 1901) wird in der Literatur als der erste Eifeldichter bezeichnet. Als wandernder Steinguthändler zog er durch die Lande. Nun sind Portraitfotos aus der Zeit um 1870 entdeckt worden.

Im September 2003 brachte der TV ein Portrait des Hobbyfotografen und Heimatarchivars Gerhard Müller aus Niederkail. Besonders angetan habe es ihm Peter Zirbes, der erste Eifeldichter, berichtete Gerhard Müller. Nun hat der 62-jährige dem TV Überraschendes präsentiert. Gleich eine komplette Fotoserie mit fünf Portraits des Eifeldichters Peter Zirbes verwahrt er in seinem Fotoarchiv, die nach einer ersten Einschätzung aus der Zeit um 1870 stammen. Das Überraschende daran ist nicht nur deren Alter. In den Anfangsjahren der Fotografie hat sich Peter Zirbes in einem Trierer Fotostudio ablichten lassen. Damals war er gerade mal 45 Jahre alt. Viel interessanter noch: Die Fotografien waren in Fachkreisen bisher gänzlich unbekannt. Eine Entdeckung also, die durchaus als sensationell für die lokale Geschichtsforschung bezeichnet werden darf. Bisher bekannte Fotos zeigen Peter Zirbes im Alter von etwa 70 Jahren. Die "neuen", nach über 130 Jahren wieder aufgetauchten Fotos portraitieren den "jungen" Zirbes. Sie zeigen den Steinguthändler und Dichter in einem Überwurfkittel, der vielerorts als die traditionelle Eifeltracht angesehen wird. Allerdings ist der Kittel nicht blau, sondern weiß. Auf einem Tisch neben ihm liegen zwei seiner Gedichtbände. Einen davon übersandte er 1852 König Wilhelm von Preußen: "Des Königs Güte machte mir ein Gnadengeschenk von 150 Talern. Ich war nun im Besitze einer eigenen Barschaft, wie ich sie in einer Reihe von Jahren aus dem Hausiererhandel nicht hätte erübrigen können." Dadurch erklärt sich auch, dass er das wahrscheinlich teure Vergnügen einer Portraitserie in einer Zeit bezahlen konnte, aus der kaum Fotografien seiner Eifeler Mitbürger vorhanden sind.Das Werk wird in Niederkail wach gehalten

In seiner Autobiografie beschreibt der am 14. November 1901 verstorbene Zirbes, wie er zum Dichten kam: "Hier nichts und dort nichts, kein Fuhrwerk, etwas fortzubringen, ein geborgter Esel, vierzig Taler Schulden und doch nur für zwanzig Taler Ware, teils auf dem Eselein, teils auf dem Rücken! Aber es ging. Sparsamkeit und Fleiß hatten die Folge, dass, als ich vier Jahre alt war, meine Eltern sich ein neues Häuschen bauen konnten. (...) So wurden wir Kinder frühe schon umhergeschleppt in Wind und Wetter, bald auf dem Rücken, bald auf dem Arme oder auf dem Eselein. (...) Besonders fesselten mich Erzählungen, Märchen und Gedichte, und oft habe ich Essen, Trinken und Schlafen darüber vergessen. Kamen mir Verse in die Hand, so wusste ich sie alsbald auswendig. Zum Zeichnen hatte ich große Lust und triebs für mich. (...) Ich war so zu dem militärpflichtigen Alter gelangt. In Saarbrücken, wo wir unsere Glaswaren holten, lernte ich einen jungen Mann kennen, der mich auf die Fehler meiner Zeichnungen aufmerksam machte und mir Bücher gab, einst auch eine Sammlung gar vortrefflicher Gedichte. Von nun an machte ich Verse." Seine Verse wurden schnell bekannt. Im Heimatort Niederkail wird sein Werk wach gehalten und gepflegt. Das Peter-Zirbes-Haus bewahrt viele seiner Erinnerungen.

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