Post in die alte Heimat: Ein Stück Eifeler Gemütlichkeit in Florida

Sanford/Kyllburg · Seit gut 40 Jahren lebt Theo Hollerbach in den USA. Seine Mutter stammt aus Kyllburg, wo er einen Teil seiner Kindheit verbrachte. Die Verbindung in die alte Heimat ist nie ganz abgerissen und hat seit gut einem Monat eine ganz neue Qualität erhalten: Nach dem Tod seines Vaters hat sich herausgestellt, dass er drei Geschwister in Deutschland hat.

 Hat sein Glück in Florida in den USA gefunden: Theo Hollerbach und seine Frau Linda.

Hat sein Glück in Florida in den USA gefunden: Theo Hollerbach und seine Frau Linda.

Foto: privat

Sanford/Kyllburg. Da ging es Theo Hollerbach nicht anders als Tausenden anderen Deutschen in den Vereinigten Staaten. "Ich konnte hier nie gute Wurst oder Brot finden", sagt der 53-Jährige. Doch im Gegensatz zu den Touristen sind die USA inzwischen seine Heimat. Seit 1970. Und er hat aus seinen Erfahrungen mit Wurst- und Brotqualitäten ein Geschäft gemacht.
Serie: Post in die alte Heimat


Er ist kein klassischer Auswanderer. Das ändert jedoch nichts an seinen Heimatgefühlen. "Ich bin in Kyllburg zur Grundschule gegangen", sagt Hollerbach. Geboren wurde er jedoch in Köln. Seinen leiblichen Vater kannte er damals noch nicht. Und weil seine Mutter später einen US-Soldaten heiratete und in die Staaten ging, lebte der nach seinem Großvater benannte Theodor erst einmal bei seinen Großeltern und später im Internat in Gerolstein.
1970 fragte ihn seine Mutter, ob er nicht lieber in Florida leben wollte. "Naja, das Wetter und kein Internat sahen viel besser aus als noch acht Jahre im Internat", sagt er. Und so ging es in die Staaten. Zwischen 1971 und 1976 kam er jedoch im Sommer jeweils für vier Monate zurück nach Kyllburg, um dort in der Metzgerei der Großeltern zu arbeiten. Seine Großmutter war die erste Metzgermeisterin Deutschlands, sagt er. Rückblickend sagt er: "Ich glaube, ich habe das Beste von beiden Welten mitbekommen. Den deutschen Arbeitssinn und den Spaß am Leben. Und das amerikanische Verständnis von Marketing und der Art der Geschäftsführung." Es sei schon komisch, "in Kyllburg war ich immer der Ami und hier in Florida bin ich ein deutscher Einwanderer. Er habe es jedoch immer als Vorteil verstanden, Deutsch zu sein in Amerika.
Theo Hollerbach arbeitete später als Computerfachmann, gründete eine Familie und erinnerte sich sehnsüchtig an die gute Wurst aus der Eifel. 2001 war es dann so weit: Er holte sich ein Stück Heimat nach Florida und eröffnete in Sanford nördlich von Orlando ein Restaurant, ein Dorfgasthaus, wie Theo Hollerbach sagt. Inzwischen gehört das Willow Tree Café (Weidenbaum-Café) zu den zehn besten deutschen Restaurants in den USA. Sein Erfolgsrezept: Gemuetlichlichkeit (im Englischen gibt es kein "ü"), Stimmung und das Essen. Das alles habe er in der Eifel in den 70er und 80er Jahren erlebt.
Und dann zeigt sich deutlich, dass der Theo aus Kyllburg viel von der amerikanischen Lebensart angenommen hat. Er ist stolz auf seinen wirtschaftlichen Erfolg. Im ersten Jahr seien im Gasthaus sieben Mitarbeiter beschäftigt gewesen und habe der Betrieb 280 000 Dollar Umsatz gemacht. "2011 haben wir 78 Mitarbeiter und einen Umsatz von mehr als 3,5 Millionen Euro."
2006 war er während der Fußballweltmeisterschaft zu Gast bei Freunden in seiner alten Heimat Deutschland. Bald möchte er wiederkommen. "Es ist komisch", sagt der Restaurantbesitzer, der in einem Laden inzwischen auch noch Lebensmittel aus Deutschland verkauft. "Je länger man von der Heimat weg ist, desto stärker zieht die Heimat dich zurück."
Ein Stück Heimat erlebt er, wenn er sich mit Freunden aus Orlando triff. Die stammen aus Malberg und Bitburg. Grundsätzlich gilt jedoch: "Hier in Amerika sind wir alle zuerst Deutsche und dann sind wir Eifeler, Bayern oder Stuttgarter."
Seit wenigen Wochen gibt es noch weitere Gründe, an die alte Heimat zu denken. Grund dafür ist ein trauriger Anlass: Sein leiblicher Vater ist gestorben. Bei der Klärung der Formalien stellten dessen drei Kinder fest, dass sie noch einen Bruder haben. Ein Kontakt via Facebook war schnell hergestellt. "Jetzt habe ich zwei neue Brüder und eine Schwester, die auch in der Trierer Gegend aufgewachsen sind." Deshalb ist sein Ziel: "Ich hoffe, in den kommenden anderthalb Jahren wieder mal rüberzukommen." Das Geschäft laufe nun auch endlich ohne ihn. Und er könne nun wieder anfangen, Urlaub zu machen - in der alten Heimat Deutschland.Extra

Post in die alte Heimat: Meist sind es berufliche Gründe oder die Liebe, die Menschen aus der Eifel, vom Hunsrück oder von der Mosel in alle Welt verschlägt. Auf der Seite "Land und Leute" wird der Trierische Volksfreund Exil-Eifeler, -Trierer, -Moselaner oder -Hunsrücker vorstellen. Die berichten von den Gründen für ihren Weggang ebenso wie vom Leben weit jenseits des Heimatdorfs oder der Heimatstadt. Und was verbindet sie noch mit der alten Heimat? Interessierte Exil-Trierer, -Hunsrücker, -Moselaner oder -Eifeler können im Internet unter www.volksfreund.de/exilaner einen Fragebogen ausfüllen. Dessen Ergebnisse werden dann auf der samstags erscheinenden Seite unter der Rubrik "Post in die alte Heimat" veröffentlicht. red

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