Prima Klima für Tabak

WITTLICH. Die Wittlicher Senke ist für den Tabakanbau weit über die regionalen Grenzen seit über zwei Jahrhunderten bekannt. Der Landesverband Rheinland-Wittlich organisiert Anbau und Absatz.

"Beim Tabakanbau hat sich in den vergangenen Jahren etwas getan", sagt Werner Praeder, seit 1967 Geschäftsführer des "Landesverbandes Rheinland-Wittlich" der Tabakbauvereine."Unterschiedliches Wachstum, anschließend exakt abgewarteter Reifeprozess und später hohe oder geringe Luftfeuchtigkeit beim Trocknen und das Einhalten der in den vergangenen Jahren erweiterten Umweltschutzbestimmungen waren immer die großen Risiken der Anbausorte Geudertheimer. Deshalb wird heute in der Wittlicher Senke nur noch Virgin angebaut, erkennbar an der strohgelben Farbe und den spitzen Blättern", so Praeder. Im Gegensatz zum Geudertheimer ist Virgin ein Fülltabak mit geringeren Würzstoffen und damit weniger Geschmacksanteilen. Er braucht im Gegensatz zum Geudertheimer kaum Stickstoffdünger und kann ohne Berücksichtigung der Reihenfolge der Blätter nur nach dem Reifegrad geerntet werden und wird ausschließlich in entsprechenden Öfen getrocknet. Das Erntegut wird in einen Stahlkamm (Rac) gepresst und kommt so in den Trocknungsofen. Nach vier bis sechs Tagen ist der Tabak trocken und die Blätter können sortiert und der Tabakindustrie zugeliefert werden. Die Anbau- und Lieferverträge werden in jedem Jahr neu ausgehandelt und sind abhängig von der Grundpreiszahlung der Vertragsfirma und den überregionalen Festlegungen der Europäischen Union. "Das genaue Datum, ab wann das 'Teufelskraut' - so wurde der Tabak anfänglich bezeichnet, erstmalig in der Gegend von Wittlich angebaut wurde, ist nicht zu ermitteln", so Praeder.1968 war der absolute Tiefstand erreicht

Er sieht ein Schriftstück von 1747, in dem erstmals Tabakspinner innerhalb des Stadtgebietes erwähnt werden, als erstes Dokument für den Tabakanbau in der Wittlicher Senke. Warum gerade hier begründet er so: "Rote Erdschichten, wie sie auch die Ziegelindustrie zu Beginn des Jahrhunderts abbaute, sandig-lehmiger Boden und das günstige Klima mit einer sonst in dieser Mittelgebirgslandschaft nicht üblichen Jahresdurchschnittstemperatur von 8,7 Grad, begünstigten den Anbau der Tabakpflanze in der Wittlicher Senke." 1820 wurden 100 Hektar angebaut, 1 850 660 Betriebe gezählt. 1926 wuchs die ehemals beliebte Kultur nur noch auf acht Hektar. 1968 war mit einer Anbaufläche von sechs Hektar der absolute Tiefstand erreicht. Nach dem erstmaligen Abschluss von Anbau- und Lieferverträgen bepflanzten 1970 wieder 21 Tabakbauern insgesamt 14 Hektar. Heute ernten sechs Bauern auf knapp 150 Hektar wieder Tabak. Zuerst waren Schnupftabak und Priem (Kautabak) die Fertigprodukte aus Wittlicher Tabak. Als die Zigarre die Pfeife teilweise ablöste, eignete sich die damalige Neuzüchtung "Bad Geudertheimer" hervorragend für die Produktion von Umblatt und Deckblatt für die Zigarre. Seit 1967 verkaufen die Wittlicher Bauern ihren Tabak an die Zigarettenindustrie.

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