Prosit auf die Billig-Meile

ZELL. Sind Discounter die Zukunft des Einzelhandels? Heinz Monnerjahn und Kay Wagner sind davon überzeugt. Der Bauherr und der Eigentümer stießen mit einem Glas Sekt auf das neue Mosel-Einkaufszentrum auf dem Zeller Barl an, das gestern eröffnet wurde.

Auf 6000 Quadratmetern Einkaufsfläche reiht sich auf dem Barl Discounter an Discounter. Lebensmittel, Kleidung, Drogeriewaren, Getränke, Bäckerei und Metzgerei - und das alles für den kleinen Preis. "Wir haben die stärksten Filialisten hier", freute sich gestern Eigentümer Kay Wagner von der Firma Erich Doetsch Objektmanagement aus Andernach. "Wir sind damit das einzige großflächige Einkaufszentrum an der Mittelmosel." Der Weg dorthin war nicht ganz einfach. Das merkte auch Verbandsgemeindebürgermeister Karl Heinz Simon an, der mit Stadtbürgermeister Jürgen Bamberg Verfechter des Projekts war. Ihnen gelang durch persönliche Vorsprache im Mainzer Innenministerium letztlich, dass die Umwidmung vom Industriegebiet in ein Sondergebiet für großflächigen Einzelhandel überhaupt erst möglich wurde. "Es lagen viele Steine im Weg", formulierte Simon die Situation, "doch daraus sind jetzt viele attraktive Gebäude entstanden." Acht Discounter haben gestern eröffnet, für zwei weitere Verkaufsflächen werden noch Mieter gesucht. Kritiker warnen: nur Umverteilung

Ein Schuhdiscounter zeigt zwar schon "Flagge", indem er mit einem Plakat auf sich aufmerksam macht. Doch noch hat er seine Filiale in der Barler Fliehburgstraße. Ohnehin sind von den acht Discountern im neuen Einkaufszentrum drei aus der Fliehburgstraße abgewandert. Kritiker haben deshalb im Vorfeld gewarnt, dass nur eine Umverteilung, aber keine echte Neuansiedlung von Einzelhandelsgeschäften stattfinde. Kay Wagner, Eigentümer des Mosel-Einkaufszentrums, ist jedoch überzeugt, dass die Billig-Meile "den Handel insgesamt stärkt". Er glaubt: "Discounter sind die Zukunft des Einzelhandels. Denn ihr Angebot ist bezahlbar für die Menschen." Christian Bauer, Vorsitzender des Zeller Gewerbevereins, prophezeit, dass viele mittelständische Betriebe unter der Billig-Konkurrenz leiden werden. "Daran werden viele kranken", glaubt er. "Denn während Discounter mit den im Ausland produzierten Produkten bei ihrem Lohnkostenanteil unter fünf Prozent liegen, müssen heimische, mittelständische Betriebe mit bis zu 40 Prozent kalkulieren." Im Gegensatz zu den örtlichen Firmen bezahlen die Discounter auch keine Gewerbesteuer an die Stadt. Denn die fällt dort an, wo der Hauptsitz der Filialen liegt. In einem Fall ist das zum Beispiel in den Niederlanden.

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