Prosit, meine Herren

Auch auf die Gefahr hin, dass alle Emanzen dieser Erde, von denen rund 85 Prozent in Deutschland leben dürften, mich nun im Geiste verdreschen: Der Traben-Trarbacher Casino-Gesellschaft, die eisern an der Tradition der Herrenweinprobe festhält, rufe ich zu: "Bravo, meine Herren." Wo können denn Männer heutzutage denn noch ganz unter sich sein?

Mir fallen da nur noch wenige Gruppen und Vereine ein: die Kurie in Rom, die CSU, der Verband der Ayatollahs und der Elferrat. Dagegen sprießen therapeutische Männergruppen wie Pilze aus dem Boden. Gruppen, wo wollpullibestrickte Männer nach Schamanenart trommeln, wie die Wölfe heulen oder sich gegenseitig Gedichte vorlesen. Alles nicht nötig, denn eine Herrenweinprobe erfüllt den gleichen therapeutischen Zweck. Ungestört von süßem Frauenparfüm, von Gequassel über die Funktionalität der neuen Einbauküche oder der tollen Karriere der Nachbarstochter, können sich die Männer dem eigentlich Wesentlichen, dem Wichtigen im Leben widmen: dem Wein. Winfried Simon

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