Protest gegen Betriebserweiterung

Hochscheid · Das größte Säge- und Hobelwerk in Rheinland-Pfalz, die Firma Karl Decker in Hochscheid, will den Betrieb vergrößern. Doch dagegen rührt sich Widerstand. Zahlreiche Hochscheider befürchten negative Auswirkungen für ihren Ort.

Hochscheid. 500 000 Festmeter Rundholz werden jährlich im Sägewerk Karl Decker in Hochscheid zu 250 000 Festmetern Kanthölzern und Brettern verarbeitet. Die Firma, die seit 1999 zum belgischen Großunternehmen Fruytier gehört, ist damit das größte Sägewerk in Rheinland-Pfalz.
Jetzt will das Unternehmen sein Betriebsgelände um 2,5 Hektar (etwa drei Fußballfelder) erweitern, um dort Schnittholz zu veredeln; das heißt, zu trocknen, zu hobeln und in für die gewerbliche Verarbeitung passende Längen zu schneiden. Die Erweiterung soll in südöstlicher Richtung erfolgen, die Firma würde damit näher ans Dorf rücken.
Doch es rührt sich Widerstand in dem 300-Einwohner-Ort. Anfang September hatte Ortsbürgermeister Erhard Wolf zu einer Bürgerversammlung eingeladen, um die Hochscheider frühzeitig über die Pläne der Firma zu informieren.
Rund 60 Bürger kamen, und die meisten äußerten sich kritisch. So wie Jürgen Boos und Michael Kleifges. Im Gespräch mit dem TV begründen sie ihre Bedenken gegen eine Betriebserweiterung. Es sei mit noch mehr Lärm zu rechnen, den Ort könne man dann von der Einfahrt Hunsrückhöhenstraße nicht mehr sehen, und die Wohnqualität werde durch die Zunahme von Abgasen und Staub gemindert. Außerdem würden beim Bau einer Holzveredelungsanlage möglicherweise Chemikalien eingesetzt. Jürgen Boos: "Welche Mütter können ihre Kinder ruhigen Gewissens zum Spielplatz schicken, wenn nicht weit davon entfernt mit Chemikalien gearbeitet wird?"
Inzwischen haben 75 Hochscheider eine Protestliste unterschrieben. "Wir haben Bedenken gegen die Ausweitung der Firma in südöstlicher Richtung", heißt es dort. Die Liste soll in Kürze an Ortsbürgermeister Wolf überreicht werden.
Dieser macht deutlich: Entschieden sei noch nichts. Ein Bebauungsplan, der die 2,5 Hektar Ackerland zu einer Gewerbefläche umwidme, sei noch nicht beschlossen. Mit der Informationsveranstaltung habe die Gemeinde die Bürger frühzeitig aufklären wollen. Wolf zeigt sich überrascht von der Kritik so vieler Einwohner.
Gemeinderat muss entscheiden


Bei der Informationsveranstaltung Anfang September sei von vielen Bürgern grundsätzliche Kritik an der Firma geübt worden. Die Betriebserweiterung habe gar nicht im Vordergrund gestanden. Wolf: "Die Firmenleitung musste sich rechtfertigen, dass sie überhaupt in Hochscheid ist."
Der Ortschef selbst sieht die Betriebsvergrößerung weniger kritisch. Wolf: "Ich habe damit kein Problem." Letztlich müsse aber der Gemeinderat entscheiden, ob und in welcher Form sich das Unternehmen Richtung Ort ausdehnen könne. Der Gemeinderat werde sich in Kürze mit dem Thema befassen.
Der Geschäftsführer der Firma Karl Decker, Reijo Ranki, äußerte sich gegenüber dem TV zurückhaltend zu exakten Plänen. Ranki: "Es gibt verschiedene Überlegungen." Die Firma wolle aber nicht das Sägewerk, sondern das ebenfalls in Hochscheid ansässige Veredlungswerk HTH vergrößern. In Hochscheid arbeiten im Sägewerk Decker zurzeit 95 Mitarbeiter, bei HTH sind 35 Menschen beschäftigt. Ranki: "Damit auch das Sägewerk überleben kann, müssen wir weiter in die Holzveredlung investieren. Wenn wir nicht erweitern dürfen, ist eine große Zukunftschance vertan."
Mit dem Besitzer der 2,5 Hektar Ackerflächen hat das Unternehmen bereits einen Vorverkaufsvertrag geschlossen. Zum Kaufabschluss kommt es aber nur, wenn die Gemeinde den Bebauungsplan beschließt.

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