Protest gegen Verkehrsversuch: Anlieger machen mobil

Wittlich · Im Wittlicher Wohngebiet Sehlemet protestieren Anwohner gegen eine Teilsperrung der Kurfürstenstraße. Sie haben eine Interessengemeinschaft gegründet und fordern eine Zusage, dass ihnen der Verkehrsversuch nicht mehr Autos vor der Haustür bringt. Die Stadtverwaltung plant eine Einwohnerversammlung am Donnerstag, 15. September.

Wittlich. Mit der Gründung einer Interessengemeinschaft (IG) "Verkehrsberuhigtes Wohngebiet Sehlemet" reagieren Wittlicher aus dem Bereich Sehlemet, Talweg, Beethoven- und Mozartstraße auf die geplante Teilsperrung der Kurfürstenstraße im Oktober. Die Stadt will das Straßenstück zwischen Einkaufszentrum und Fürstenhof mit täglich 12 000 Fahrzeugen für den Durchgangsverkehr unattraktiv machen und damit rund 8000 Fahrzeuge auf andere Wege verteilen (der TV berichtete mehrfach).
Weil keiner weiß, wie sich der Verkehr umorientiert, gilt die Teilsperrung als Versuch. In den angrenzenden Wohngebieten fürchten sich die Menschen vor möglichen Auswirkungen: mehr Verkehr vor der Haustür. Deshalb haben sie die IG gegründet. Bei ihrer bislang letzten Versammlung vergangene Woche im Casino kamen mehr als 60 Interessierte. Ihr Sprecher ist Albrecht Gebauer. Er fasst die Situation aus Sicht der Bürger zusammen: "Die berechtigte Sorge der Anwohner im Bereich Sehlemet, dass der Verkehr sich alternativ einen zeitlich attraktiveren, weil kürzeren Weg durch die Straßen Talweg, Oberer- und Unterer Sehlemet, Beethoven- und Mozartstraße sucht, hat inzwischen zur Gründung der Interessengemeinschaft Verkehrsberuhigtes Wohngebiet Sehlemet geführt." Die IG bezweifle "stark, dass die Verkehrsteilnehmer das von der Stadt angestrebte Ausweichen auf die bereits hoch frequentierte Friedrichstraße als zeitlich attraktiv, weil schneller empfinden. Vielmehr steht zu befürchten, dass kurze Wege, also die Verbindung Talweg - Unterer Sehlemet oder Oberer Sehlemet - Mozartstraße als Alternative gewählt werden."
Zu den Hintergrundgesprächen mit Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagt Gebauer, dass zwar aus Verwaltungssicht "eine Mehrbelastung der Straßen im Bereich Sehlemet nicht geplant" sei, gleichzeitig gelte der Verkehrstest aber als ergebnisoffen. "Will heißen: Man legt sich nicht fest und hält sich alle Möglichkeiten offen. Dabei existieren zurzeit keine belegten Zahlen über die für ein Wohngebiet bereits jetzt recht hohe Belastung der Straßen zu Stoßzeiten", so der Sprecher der IG.
Im Hinblick darauf habe der Bürgermeister zugesagt, dass "die fehlenden Zahlen noch vor dem Test Anfang Oktober erhoben und der Öffentlichkeit vorgestellt werden." Die IG kritisiert: "Es gibt weder Zahlen über den Istzustand im Wohngebiet Sehlemet noch gibt es klar definierte und vor allem vor Beginn des Tests bestimmte Grenzwerte, ab wann eine Mehrbelastung erreicht ist." Deshalb sei man skeptisch und fordere für die Einwohnerversammlung "endlich verbindliche Zahlen. Und die Zusage, dass die Straßen im Bereich Sehlemet nicht mehr belastet werden - zumal im Talweg und im Oberen Sehlemet eine Grundschule, eine Kindertagesstätte und ein Spielplatz angesiedelt sind."
Bei der Einwohnerversammlung am Donnerstag, 15. September, um 19 Uhr in der Mensa der Grundschule Friedrichstraße geht es neben der "Verkehrsführung Oberstadt" auch um "bauliche und verkehrstechnische Überlegungen zur Friedrichstraße". Außerdem sind allgemein "aktuelle Fragen aus der Bürgerschaft" zugelassen. Bürgermeister Joachim Rodenkirch nimmt auf TV-Nachfrage wie folgt Stellung zum Wunsch der IG nach verbindlichen Zahlen zum Verkehrsaufkommen im Wohngebiet und nach einer Zusage, dass es durch die Teilsperrung keine Mehrbelastung im Sehlemet geben wird: "Wir sind am Messen und werden am 15. September vom Sehlemet Zahlen haben, eventuell auch von Talweg und Beethovenstraße. Wie sich der Ist-Stand ändern wird, sehen wir dann." Zur erwarteten Zusage, dass keine Mehrbelastung eintritt, sagt er: "Logisch wünschen die das. Es ist nicht unser Ansinnen, dass eine zusätzliche Belastung entsteht. Es ist ein offener Versuch und nicht beschlossen: ,Das wird gemacht.\\'"

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