Protestierende Kinder und ziemlich leere Tische

Neumagen-Dhron · Der Rat befangen, das Gros der Zuhörer unzufrieden. Die Geschichte über den Kiesabbau in Neumagen-Dhron geht in die nächste Runde.

 Kinder (hinter den Schildern) machen auf ihre Probleme aufmerksam. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kinder (hinter den Schildern) machen auf ihre Probleme aufmerksam. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Neumagen-Dhron. "Ich bin befangen, weil ..." Mehr als ein Dutzend Mal sind diese Worte im Neumagen-Dhroner Römer-Kastell zu hören. Zum Schluss dürfen nur noch drei von 17 Ratsmitgliedern, inklusive Ortsbürgermeister, Platz behalten. Der Rest muss sich von den Tischen entfernen. Sie alle - beziehungsweise nahe Angehörige - haben irgendein Eigentum an den zur Diskussion stehenden Routen für die Kiesabfuhr vom Neumagener Berg und dürfen weder mitreden noch abstimmen. Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und von der Kreisverwaltung als Beauftragter eingesetzt, hört sich die Argumente des verbliebenen Trios an.
Zwei sind für die sogenannte Dhrontalroute (über Papiermühle, Zummet, Trittenheim zum Werk Klüsserath, beziehungsweise über Dhron, Piesport, Piesporter Berg zum Werk Klausen), einer für die Weißhausroute (über Weinbergswege und einen Radweg) auf die Landesstraße zwischen Neumagen und der Trittenheimer Brücke.
Hangert, der im Vorfeld mit allen Beteiligten gesprochen und die infrage kommenden Routen abgefahren ist, schmettert beide Varianten ab. Zu gefährlich die eine (Weißhaus), zu viel Landschaftsverbrauch die andere (Dhrontal). Es klingt endgültig: "Ich kann das nicht reinen Gewissens verantworten", sagt Hangert.
Dann die Überraschung: Hangert bringt die Friedhofsvariante ins Gespräch. Die ist zum Teil identisch mit der Dhrontalroute, beansprucht aber mehr Raum im Ortsteil Papiermühle. Der Ortsgemeinderat hatte diese Route ausgeschlossen. Für Hangert bringt sie aber die wenigsten Probleme und Nachteile mit sich - unter anderem weniger Landschaftseingriffe. Der Bürgermeister fordert den Ortsgemeinderat auf, sich kurzfristig noch einmal mit dieser Strecke zu befassen.
Für einige Bürger aus Papiermühle ist das zu viel. Sie verlassen das Römer-Kastell. Julia Fritz gehört dazu. Sie hat schon während der Sitzung ständig geweint. Ihre Kinder hatten mit Schildern protestiert. Die Dhrontalroute sei schon schlimm genug, sagt sie. "Aber bei der Friedhofsvariante habe ich den Verkehr vor und hinter dem Haus."
Mit gutem Willen sei die Weißhausroute zu realisieren, glauben Peter Feilen und Michael Keppeln (Initiative Pro Dhrontal). Keppeln glaubt noch etwas anderes. "Wäre die Entscheidung für die Weißhausroute gefallen, hätten die Trittenheimer ihre Entscheidung rückgängig gemacht. Die Nachbarn, die von dieser Route betroffen wären, hatten eine Nutzung von Wirtschaftswegen einstimmig abgelehnt. Über sie sollten die Kieslaster, so der große Wunsch aus Neumagen-Dhron, in Richtung A 1 fahren.
"Wir hätten die Entscheidung nicht geändert", sagt der Trittenheimer Ortsbürgermeister Franz-Josef Bollig auf TV-Nachfrage. Eine Nutzung der Wege würde den gesamten Ort mit Lärm überziehen.
Die Autobahn bleibt weiter im Gespräch. Solche Strecken seien dafür da, Belastungen aufzunehmen und die Menschen zu schonen, sagt Bernd Bach.
Wie geht es weiter? "Wir werden uns mit Ulf Hangerts Vorschlag beschäftigen. Es gab gute Gründe, die Route rauzuwerfen. Ob sich daran was ändert, bleibt abzuwarten", sagt Ortsbürgermeister Michael Thomas.Meinung

Es droht viel böses Blut
Die Situation ist verfahren. Nach jetzigem Stand ist irgendjemand immer betroffen, wenn die Kieslaster vom und zum Neumagener Berg fahren - und wenn es Bürger aus Nachbarorten sind. Natürlich wäre die Route über die Autobahn diejenige, die alle betroffenen Orte am wenigsten berühren würde. Die Trittenheimer befürchten allerdings Dauerlärm vom anderen Moselufer her. Wenn nicht noch das Wunder geschieht, ein Konsens zwischen Neumagen-Dhron, Trittenheim und der Firma Bandemer über die Autobahnvariante, wird es Verlierer geben und über Jahre böses Blut. c.beckmann@volksfreund.de

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