Prozess gegen ehemaligen VG-Mitarbeiter: Gutachter prüft Manipulierbarkeit der Kasse

Bernkastel-Kues · Der Arbeitsgerichtsprozess um den Ex-Mitarbeiter der Verbandsgemeindeverwaltung Bernkastel-Kues, der in die Kasse gegriffen haben soll, wird sich noch eine Weile hinziehen. Ein Gutachter soll untersuchen, ob die Kasse manipulierbar ist. Die Verwaltung arbeitet derweil mit einem neuen Buchungssystem, das eine bessere Kontrolle ermöglichen soll.

 Objekt der Manipulation? Die Kasse des Ordnungsamts der VG Bernkastel-Kues. TV-Foto: Marion Maier

Objekt der Manipulation? Die Kasse des Ordnungsamts der VG Bernkastel-Kues. TV-Foto: Marion Maier

Bernkastel-Kues. Bereits mehrfach sind die VG-Verwaltung Bernkastel-Kues und der ehemalige Mitarbeiter, dem vorgeworfen wird, Geld veruntreut zu haben, vor dem Arbeitsgericht aufeinandergetroffen. Vermutlich wird sich dieser Prozess noch bis ins nächste Jahr hinziehen.
So lautet die Auskunft von Gerichtsdirektorin Uta Lenz. Der Grund: "Es muss zunächst ein Gutachten erstellt werden. Ein Sachverständiger soll prüfen, ob technische Manipulationen, die den Angestellten entlasten würden, möglich sind", sagte Lenz.
Die Verwaltung wirft dem Mann Ende 50 vor, sich an der Barkasse des Ordnungsamts, die er geführt hat, bedient zu haben. Zunächst ging es um 1520 Euro, die er eingesteckt haben soll. Deshalb wurde dem Mitarbeiter nach 43 Dienstjahren fristlos gekündigt. Dagegen hat der Betroffene geklagt. So weit das Arbeitsgerichtsverfahren.
Auch einen Strafprozess wird es in der Sache geben, doch für diesen laufen die Ermittlungen laut Staatsanwaltschaft noch. Ende nicht absehbar. Für den Strafprozess hat die Verwaltung die Einnahmen der Ordnungsamtskasse für die vergangenen zehn Jahre überprüft, denn so lange ist die Verjährungsfrist. Ergebnis laut Büroleiter Heiner Nilles: ein Manko von 134 000 Euro, das der Ex-Mitarbeiter durch Manipulation der Kasse veruntreut haben soll.
Doch wie kann das funktionieren und warum ist es so lange nicht aufgefallen? Nilles: "Weil das Geld buchungsmäßig nie in Erscheinung getreten ist." Die Verwaltung habe an der letzten Kassenrolle, die der einstige Mitarbeiter genutzt habe, nachvollziehen können, wie er vorgegangen sei. Demnach soll er die eingezahlten Summen zwar zunächst vorschriftsmäßig in die Registrierkasse eingetippt und diese spätestens nach einer Woche abgerechnet haben.
Doch anstatt das komplette Geld und den richtigen Beleg, der per Doppeldruck erstellt wird, bei der Zentralkasse abzugeben, soll er regelmäßig Rückbuchungen vorgenommen haben. Das heißt, er hat laut Nilles bis zu mehrere 100 Euro aus der Kasse genommen, den Beleg entsprechend "korrigiert" und dann weitergereicht.
Die Endlosrollen der Ordnungsamts-Kasse, über die 60 000 bis 80 000 Euro jährlich insbesondere für Knöllchen und Gaststättenerlaubnisse eingenommen werden, hat der einstige Mitarbeiter laut Nilles entgegen einer Anweisung verschwinden lassen. Nur durch aufwendige Recherche habe die Verwaltung die unerlaubten Geldentnahmen der vergangenen zehn Jahre, die diese Rollen hätten belegen können, ermittelt. Bei hausinternen Kassenprüfungen und bei Kontrollen der Kreisverwaltung seien keine Ungereimtheiten aufgefallen. Allerdings räumt Nilles ein, dass nie kontrolliert wurde, ob die Rollen aufbewahrt wurden. Nilles: "Ein Organisationsmangel."
Barkassen auch anderswo


Doch seit dem Vorfall hat sich einiges geändert. Auf Anraten der Kreisverwaltung haben die Bernkastel-Kueser eine neue Software eingeführt, die die Einnahmen umgehend verbucht und an die Finanzverwaltung meldet. Zudem lässt sich die Verwaltung laut Nilles Beträge ab 200 Euro nun per Bescheid überweisen. Die Gaststättengebühren, die einen großen Anteil der Einnahmen ausmachen, fallen wegen einer Gesetzesänderung künftig niedriger aus.
Barkassen, wie sie in Bernkastel-Kues für das Einwohnermeldeamt, das Standes- und das Ordnungsamt geführt werden, gibt es auch in anderen Verwaltungen. So werden in der VG Schweich laut Büroleiter Wolfgang Deutsch jährlich 170 000 Euro über die Barkassen von Einwohnermelde- und Standesamt eingenommen, allerdings gibt es dort auch Terminals zum bargeldlosen Zahlen. In Traben-Trarbach nehmen die beiden Ämter laut Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber um die 45 000 Euro pro Jahr ein.

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