Prozess: Zeugen schildern Schüsse in der Nacht

Osann-Monzel/Trier · Die Schwurgerichtskammer des Trierer Landgerichts hat den Prozess gegen einen Mann aus Osann-Monzel fortgesetzt. Ihm werden versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Osann-Monzel/Trier. Der Angeklagte ist heute 59 Jahre alt, herzkrank und arbeitsunfähig. Geboren im ehemaligen Ostpreußen, hat der Deutschstämmige die größte Zeit seines Lebens in Polen verbracht. 1990 kam der Mann nach Osann-Monzel, wo er als LKW-Fahrer tätig war.
Seine zweite Ehe wurde 2012 geschieden, die beiden gemeinsamen Töchter leben bei der Mutter. Eher ungewöhnlich: Bis zuletzt wohnten der Angeklagte und seine Ex-Ehefrau im selben Haus an der Osann-Monzeler Brunnenstraße - er im Parterre, sie mit den Kindern im Obergeschoss.
Die ihm vorgeworfenen Taten erscheinen nach mehreren Verhandlungstagen in ihren Grundzügen unstrittig, obwohl es in Details Abweichungen geben mag, die wohl auf die unterschiedliche Erinnerung der Zeugen zurückzuführen sind.
Situation eskaliert


Herauskristallisiert hat sich ein Tatablauf, der weitgehend den Ermittlungsergebnissen und der Anklageschrift von Staatsanwalt Wolfgang Barrot entspricht: In der Nacht zum 30. Juni 2013, kurz nach 1 Uhr, schlug der Mann mit einem Hammer die Wohnungstür seiner Ex-Frau ein. Er war mit einem Gasrevolver bewaffnet und soll "Ich bring\' euch alle um!" gerufen haben. In der Wohnung traf er nur seine beiden minderjährigen Töchter an, denen die Flucht gelang.
Als kurze Zeit später seine Ex-Frau und ihr 44 Jahre alter Lebensgefährte erschienen, eskalierte die Situation. Aus nächster Nähe im Treppenhaus schoss der Angeklagte mit dem Gasrevolver auf den Rivalen und verletzte ihn erheblich. Auf der Straße fielen weitere Schüsse. Zum Schluss verletzte sich der Angeklagte selbst mit der Waffe.
Durch einen Knall aufgewacht


Am ersten Verhandlungstag hatte der neue Lebensgefährte der Ex-Frau den Angeklagten schwer belastet. Auch sie selbst hat gegen ihn ausgesagt. Zwei weitere Belastungszeugen folgten in der jüngsten Sitzung am gestrigen Freitag.
Eine Nachbarin schilderte, wie sie in der Nacht durch einen Schuss aufwachte. Kurze Zeit später klingelten die beiden Kinder bei ihr Sturm und riefen verzweifelt "Petra, lass uns rein, der Papa hat die Tür aufgebrochen." Danach gab es lautes Geschrei und weitere Schüsse auf der Straße, was auch ein anderer Nachbar im Zeugenstand bestätigte.

Die Verhandlung wird am 14. Januar, 9 Uhr, mit dem Gutachten des psychiatrischen Sachverständigen fortgesetzt.

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