"Prügelei" ergänzt die trockene Theorie

Dem Thema Gewalt und Konfliktlösung war eine Lerneinheit gewidmet, mit der sich in Traben-Trarbach jetzt die achten Klassen der Mont-Royal-Hauptschule in Kooperation mit der Polizei befassten. Kriminalhauptkommissar Hubert Lenz, Beauftragter für Jugendsachen, leitete das sechs Schulstunden umfassende Projekt, das 1998 im Bereich der Polizeidirektion Wittlich in die Pilotphase ging und in den Folgejahren aktualisiert wurde.

Beim Elefantenspiel unter Aufsicht des Jugendbeauftragten der Polizeidirektion Wittlich, Hubert Lenz, ging es im Klassenzimmer hoch her. Alle 16 Schülerinnen und Schüler hielten sich jedoch mustergültig an die zuvor festgelegten Regeln. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. Die Hauptschule hat bisher gute Erfahrungen mit Hubert Lenz gemacht. "Das Projekt ist für die Schüler immer sehr lehrreich", hat Schulsozialarbeiterin Yvonne Fries festgestellt. Auch der Kommissar ist gerne in Traben-Trarbach. "Das sind mir die liebsten Schulen, wo es Kontinuität gibt", sagt er.Die Schüler der achten Klasse erwartet ein pralles Programm zum Thema Gewalt und deren unterschiedliche Formen, und der Jugendbeauftragte vermittelt sein Wissen pädogisch perfekt in dem abwechslungsreich gestalteten Seminar, das auch Klassenlehrer Werner Huhn aufmerksam verfolgt."Was kann ich tun, wenn Gewalt droht?", fragt Lenz die jeweils acht Jungen und Mädchen der 8a, die alle um die 14 Jahre alt sind, und die Antworten lassen nicht lange auf sich warten: "Nicht provozieren, das Gespräch suchen, Hilfe rufen, Abstand halten, dazwischen gehen oder auch gegebenfalls das Weite suchen", sind einige der Vorschläge. "Es wird nicht erwartet, dass ihr euch selbst in Gefahr begebt", sagt der Jugendbeauftragte. In der Regel gebe es aber immer irgendeine Möglichkeit zum Handeln. "Wer nichts tut, macht mit." Die Schüler verfolgen die Ausführungen des Kommissars motiviert und aufmerksam, und rasch folgt ein Rollenspiel. Kevin und Nils sollen sich prügeln und werden mit Schaumstoffschlägern ausstaffiert. Was sie nicht wissen: Auf Handzeichen von Lenz werden sie von der Klasse entweder beide, wechselweise oder gar nicht angefeuert. Die Balgerei beginnt, und die Sprechchöre werden von den "Schlägern" als angenehm empfunden. Dann verstummt die Klasse auf Kommando, und Kevin und Nils sind so perplex, dass sie augenblicklich die Prügelei beenden. Den Kindern wird deutlich, wie sie durch Anfeuern eine Situation anheizen können.Praktische Übungen zum Abstandhalten schließen sich an, und der Fachmann erläutert, wie es zu Schlägereien kommen kann. "In der Regel ist etwas faul, wenn jemand näher an einen herankommt, als man das haben möchte", sagt Lenz und rät dazu, in einem solchen Fall hellhörig zu werden. Die Kinder probieren selber aus, wieviel Nähe ihnen lieb ist und wann es für sie unangenehm wird. Den Höhepunkt des lebendigen Seminars bildet zum Schluss das Elefantenspiel, bei dem drei Kinder die übrigen Mitschüler, die sich fest ineinander verhakt haben, auseinanderziehen müssen. Die Schüler legen vorher klare Regeln fest: Nicht reißen und an der Kleidung ziehen, weder schlagen noch kitzeln sind einige davon. Die folgende Riesenbalgerei im Klassenzimmer sieht gefährlich aus und wird sicher für Muskelkater gesorgt haben. Hinterher wird die Übung, die allen viel Spaß gemacht, analysiert. An erster Stelle loben die Schüler, dass es keinen Regelverstoß gegeben habe, und auch Gewalt war nicht im Spiel. "Wir brauchen ein Regelwerk um uns, das uns das Leben erleichtert", sagt Lenz und ergänzt: "Wenn wir uns an die Regeln halten, gehts uns allen besser."Ein kleiner Auszug aus einem umfangreichen Projekt, das als fester Baustein in die vorbeugende Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern der Mont-Royal-Hauptschule integriert ist. Hubert Lenz erfährt von der 8a einstimmiges Lob für die Veranstaltung, die nicht nur aus trockener Theorie bestand.