Pulsmessen in der Klinik, pauken im Klassenzimmer

Traben-Trarbach · Durchweg positiv sind die Erfahrungen mit der Fachoberschule Gesundheit in Traben-Trarbach. Sie ist am 1. August vergangenen Jahres mit 47 Schülern an den Start gegangen. Die 16- und 17-Jährigen arbeiten drei Tage die Woche in einem Praktikumsbetrieb, an zwei Tagen lernen sie theoretischen Stoff in der Schule - und sie sind zufrieden mit der Ausbildung.

Traben-Trarbach. Lernen und arbeiten: Für die 17-jährige Saskia Heinz aus Traben-Trarbach ist das eine ganz neue Erfahrung. Drei Tage in der Woche, von Mittwoch bis Freitag, ist sie in der Behinderteneinrichtung Maria Grünewald in Wittlich beschäftigt. "Ich bin in den Tagesablauf voll eingebunden. Das ist ganz schön anstrengend. Aber dort gefällt es mir besser als in der Schule."
Schüler sind reifer geworden


Verläuft alles nach Plan, hat die ehemalige Gymnasiastin im Sommer 2015 das Zeugnis der allgemeinen Fachhochschulreife und kann dann an jeder Fachhochschule Deutschlands studieren, egal welches Fach. Sie will aber im Bereich Gesundheit und Pflege bleiben. Reifer sei sie geworden, sagt sie. "Es ist ein gutes Gefühl, gebraucht zu werden, auch wenn die Arbeit anstrengend ist."
Ähnlich sieht das Njomeza Haxhijaj, ebenfalls 17. Sie absolviert ihr Praktikum am Krankenhaus Traben-Trarbach. Sie darf bereits Patienten aufnehmen, mit ihnen Erstgespräche führen, Patienten waschen und kleinere medizinische Leistungen, wie Blutdruckmessen, vornehmen. Auch bei der Geburt eines Kindes durfte sie schon dabei sein. "Ja, ich glaube, das ist es", sagt sie. Nach dem Schulabschluss will sie Krankenschwester werden. Bis vor einem halben Jahr war sie über ihre berufliche Zukunft noch völlig unsicher.
Lange für FOS gekämpft


47 Schüler werden an der im vergangenen Jahr neu eingerichteten Fachoberschule für Gesundheit, die der Realschule plus angegliedert ist, unterrichtet. Die Mädchen sind deutlich in der Mehrheit.
Lange musste Schulleiter Gunnar Teuchner zusammen mit Kommunalpolitikern für die neue Bildungseinrichtung, der einzigen dieser Art im Kreis Bernkastel-Wittlich, kämpfen. Zweimal wurde der Antrag vom Land abgelehnt, beim dritten und letzten Anlauf kam dann die Zusage aus Mainz. Das Praktikum läuft nur in der elften Klasse, in der zwölften Klasse ist ausschließlich Schulunterricht. Neben den Fächern Deutsch/Kommunikation, Englisch, Mathe, Chemie, Biologie, Sozialkunde und Sport steht Gesundheit und Pflege auf dem Lehrplan - in der elften Klasse drei Stunden, in der zwölften Klasse elf Stunden. Dort wird vieles über Anatomie, Ernährung, Hygiene, Erste Hilfe und das Gesundheitssystem gelehrt. Die zweite Fremdsprache, Französisch, können die Schüler zusätzlich wählen.
25 Praktikumsbetriebe von Traben-Trarbach bis Wittlich und Simmern kooperieren mit der FOS - unter anderem die Verbundkrankenhäuser Traben-Trarbach/Zell sowie Bernkastel/Wittlich. Praktika sind auch möglich bei den Sozialstationen der Diakonie und Caritas, beim Deutschen Roten Kreuz, in Alten- und Pflegeheimen in Traben-Trarbach, Wittlich, Kröv, Sohren, an der Maria-Grünewald-Schule für Behinderte in Wittlich und bei Kindertagesstätten.
Die 47 Schüler der FOS kommen aus Orten im Umkreis von etwa 50 Kilometern. Die meisten Schüler (18) sind aus Traben-Trarbach, sechs aus Wittlich, fünf aus Bernkastel-Kues und fünf aus Kröv. Zehn Schüler wohnen in Hunsrückorten und zehn in der Eifel.
Anmeldungen für das Schuljahr 2014/2015 nimmt die Fachoberschule Gesundheit Traben-Trarbach (Telefon 06541/6089) vom 3. bis 27. Februar an. Schulleiter Gunnar Teuchner erwartet, dass erneut zwei Klassen mit insgesamt über 40 Schülern gebildet werden können.
Extra

 Das Foto zeigt einen Teil der Fachoberschüler, die im August vergangenen Jahres ihre Ausbildung begonnen haben. Außerdem auf dem Foto: Schulleiter Gunnar Teuchner und die FOS-Koordinatorin Sabine Rech.

Das Foto zeigt einen Teil der Fachoberschüler, die im August vergangenen Jahres ihre Ausbildung begonnen haben. Außerdem auf dem Foto: Schulleiter Gunnar Teuchner und die FOS-Koordinatorin Sabine Rech.

Nach Abschluss der Fachoberschule Gesundheit bieten sich folgende Möglichkeiten: Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger (früher Krankenschwester beziehungsweise Krankenpfleger), Physiotherapeut, Logopäde, Ergotherapeut, Operationstechnischer Assistent, Medizinisch-Technischer Assistent. Mögliche Studiengänge: Gesundheitsmanagement, Gesundheits- und Fitnesscoaching, Pflegepädagogik, Sport-/Medizinökonomie, Ernährungsberatung, Medizintechnik. Nach einem weiteren erfolgreichen Jahr an der Berufsoberschule II, zum Beispiel in Bernkastel-Kues, erwirbt man die allgemeine Hochschulreife. sim

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort