Quo vadis, Brückenstraße?

TRABEN-TRARBACH. Sachlich und sachkundig waren die Beiträge beim TV-Forum um die Zukunft der Brückenstraße. Die Mitglieder des Stadtrats gingen anschließend um zahlreiche Anregungen reicher nach Hause.

Schon sechs Bürgermeister von Traben-Trarbach befassten sich mit den Verkehrsproblemen in der Brückenstraße. Einbahnstraße, verkehrsberuhigte Zone oder zeitweilige Fußgängerzone - für die Traben-Trarbacher Einkaufsstraße und Flaniermeile wurden in schöner Regelmäßigkeit neue Modelle entwickelt. Doch keines scheint der Weisheit letzter Schluss zu sein. Auch die aktuelle Regelung vom März 2004, die Sperrung der Straße an den Wochenenden in der Saison für den Autoverkehr, ist umstritten. Im Rahmen eines TV-Forums mit 120 Zuhörern, moderiert von Redakteur Winfried Simon, wurde auch klar, warum das so ist. Die Straße ist nicht nur ein Touristenmagnet. Sie ist auch die Adresse von 27 Ladenlokalen, sieben Gastronomen, sechs Ärzten und von 119 Menschen. Darauf machte Verbandsgemeinde-Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber aufmerksam. 119 Personen, das seien immerhin so viele wie in einer kleinen Ortsgemeinde. Mit einer Ideallösung sei unter diesen Umständen wohl nicht zu rechnen, wohl aber mit einer bestmöglichen Lösung, machte Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus deutlich. Die Bandbreite der Meinungen ist groß. Eine reine Fußgängerzone bedrohe den Facheinzelhandel, warnte Reinhard Wintrich, der ein Bettenwarengeschäft betreibt. Völlig anders sieht dies Natascha Klimek, Inhaberin eines Restaurants in der Brückenstraße. Rasende Autos und unangenehme Abgase würden das Vergnügen, an der Straße zu sitzen und dort zu speisen, deutlich beeinträchtigen, sprach sie Klartext. Und: "Für uns gibt es zur Schließung keine Alternative." Auch in den Fraktionen des Stadtrats sind die Positionen unterschiedlich. Für Jutta Schneider (CDU) ist die aktuelle Lösung kein Dogma. Ähnlich verhält es sich bei der FWG. Man habe sich zwar im Vorfeld Gedanken gemacht, sei aber an der Meinung der Bürger interessiert, sagte Rudolf Brixius. Hannelore Immich (FDP) plädierte für eine Fußgängerzone während der gesamten Woche, zumindest in der Saison. Noch konkreter wurde Sozialdemokrat Hans-Joachim Weinmann, der sich für eine tägliche, aber jahreszeitlich begrenzte Regelung mit einer von 11 bis 18 Uhr autofreien Brückenstraße aussprach. Auf diese Weise könnten morgens Arztbesucher, gehbehinderte Kunden und Firmenfahrzeuge die Straße anfahren. Diese Lösung solle einhergehen mit gestalterischen Änderungen. Auch das Publikum machte ausführlich von seinem Rederecht Gebrauch. Anwalt Frank Rohleff machte auf die gefährliche Verkehrssituation aufmerksam, wenn sich bummelnde Touristen mit Autos, Mopeds und Fahrrädern die Straße teilen müssten. Unfälle seien nicht nur programmiert, sondern bereits geschehen. Mancher Autofahrer fahre eher 60 statt der vorgeschriebenen sechs, schilderte der Apotheker Ingmar Bartz, dennoch vehementer Gegner einer Fußgängerzone. Andere machten darauf aufmerksam, dass die Sperrung der Straße am Wochenende ignoriert werde und forderten stärkere Kontrollen. Die Bodenschwellen, die der Verkehrsberuhigung dienen sollen, stoßen nicht auf Gegenliebe. Um Langzeitparker in den Griff zu bekommen, wurden mehrfach kostenpflichtige Parkplätze gefordert. Ohne Polemik wurden Meinungen ausgetauscht. Allerdings fehlten die Stimmen der Anwohner, bedauerte Stadtratsmitglied Edgar Langen. Doch mancher hatte die Gelegenheit genutzt, seine Meinung auf Bitten des Moderators auf einen Zettel zu schreiben. Die Ideensammlung wurde dem Stadtrat überreicht. Der will sich voraussichtlich am 19. Dezember mit dem Thema befassen.

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