Kommunales Der Wald im Kreis Bernkastel-Wittlich ist besser als sein Ruf

Wittlich · Zwar hat der Borkenkäfer nach zwei sehr heißen Sommern dem Wald in Deutschland zugesetzt, aber der Landkreis Bernkastel-Wittlich ist dabei eher glimpflich davon gekommen. Das wurde im Landwirschaftsausschuss des Kreises deutlich.

 Ein Wald sollte aus einem Mix aus verschiedenen Baumarten bestehen, dann ist er klimamäßig robust.

Ein Wald sollte aus einem Mix aus verschiedenen Baumarten bestehen, dann ist er klimamäßig robust.

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Der Wald in Rheinland-Pfalz sei in höchster Not, ist immer wieder von der Mainzer Landesregierung zu hören. Die beiden vergangenen sehr heißen Sommer haben zu einer starken Vermehrung des Borkenkäfers geführt, der besonders Fichten angreift.

Wie ist nun die Situation im Landkreis Bernkastel-Wittlich? Um es vorweg zu nehmen: Nicht ganz so dramatisch. In der jüngsten Sitzung des Landwirtschaftsausschusses referierte Forstamtsleiter Ulrich Frömsdorf über den Stand der Dinge. „Es gibt seit den 1980er Jahren eine Stichproben -Erhebung in einem vier mal vier Kilometer Raster im ganzen Land. Damit kann man den Waldzustand für das ganze Land ermitteln. Für unsere Region ist das vier mal vier Kilometer Raster aber zu grob.“

Die „Käferkalamität“ sei im trockenen Sommer 2018 entstanden und wirke jetzt noch im gesamten Bundesgebiet nach, besonders Hessen, Sauerland, Westerwald, Harz, Thüringer Wald und Sachsen seien betroffen. Der Landkreis selbst sei nicht so stark betroffen. Der Schaden nehme vom Rhein Richtung Westen ab. Das kühle Frühjahr habe zumindest eine gefürchtete dritte Käfergeneration verhindert.

Im Landkreis sei damit das 1,2 bis 1,3 fache des nachhaltigen Holzes als Schadholz einzustufen. Frömsdorf: „Ich würde dafür nicht den Begriff ,Katastrophe’ in den Mund nehmen.“ Die Stürme „Wiebke“ und „Vivien“ im Jahr 1990 hätten schlimmere Verwüstungen angerichtet. Dennoch musste das befallene Holz rasch geschlagen werden. Frömsdorf: „Die Käfer schleppen Pilze mit ein, was dazu führt dass das Holz sich verfärbt und schneller verfault. Deshalb muss es im Sommer schnell verkauft werden.“ So sei Holz in die Eifel und in die Ardennen zu den dortigen Sägewerken verkauft worden. Die Konjunktur im Baubereich wirke sich positiv auf den Holzmarkt aus, denn dadurch sei die Nachfrage nach Holz sehr hoch.

Ob es sinnvoll sei den Wald nun vollends „umzubauen“, um ihn veränderten Bedingungen anzupassen, wollte Beigeordneter Achim Zender wissen. Frömsdorf sagt dazu: „Der ,Waldumbau’ hat besonders in Zusammenhang mit dem Klimawandel hohe Wellen geschlagen. Es gibt einen Maßnahmen-Katalog mit insgesamt 800 Millionen Euro Fördergeld für vier Jahre.“ Wofür das Geld konkret ausgegeben werden könne, sei aber noch nicht klar.

Landrat Gregor Eibes ergänzte in Hinblick auf die langen Wachstumszyklen der Bäume: „Wie sieht das Waldbild der Zukunft aus? Soll man auf Buche setzen? Es ist schwierig, über das Waldbild der Zukunft eine Prognose zu geben.“

Und auch Ulrich Frömsdorf warnt vor voreiligem Aktionismus: „Man weiß nicht, wo der Veränderungsprozess hingeht. Es braucht schon Nadelbäume, denn diese binden doppelt soviel CO2 wie Laubbäume. Der Waldumbau geht sehr allmählich vonstatten. Hier im Landkreis haben wir keine kahlen Hügel, über 50 Prozent der Fläche besteht aus Wald.“ Letzten Endes sei eine Mischung verschiedener Baumarten empfehlenswert, um sich klimatechnisch für die Zukunft aufzustellen.

Es sei eben sehr schwer, einen bestimmten Kurs in der Waldwirtschaft stringent fortzuführen, bemerkt Landrat Gregor Eibes und gibt ein Beispiel: Vor vielen Jahren sei es Mode gewesen, den Waldboden sauber zu halten, damit die Nährstoffe besser aufgenommen werden. Heute hingegen ließe man alles Laub liegen - aus demselben Grund. „Im Wald ticken die Uhren anders,“ findet Eibes.

Gertrud Weydert (Bündnis 90/Die Grünen) ergänzt: „Wir alle wissen, dass wir die Treibhausgase reduzieren müssen. Das kann der naturnahe Mischwald am besten.“

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