Rachtig will Schutz vor Moselfluten

Zeltingen-Rachtig · In den vergangenen Monaten haben Geologen den Damm, über den die L 198 unterhalb von Rachtig führt, untersucht. Sie wollen prüfen, ob der Damm abgedichtet werden kann, um den Ort vor Hochwasser zu schützen. Das Ergebnis liegt noch nicht vor. Ob Rachtig jemals einen Hochwasserschutz bekommt, hängt von mehreren Faktoren ab.

 Unterhalb von Rachtig verläuft die L 189 über einen Damm. Zurzeit wird untersucht, ob dieser Damm für den Hochwasserschutz abgedichtet werden kann.TV-Foto: Winfried Simon

Unterhalb von Rachtig verläuft die L 189 über einen Damm. Zurzeit wird untersucht, ob dieser Damm für den Hochwasserschutz abgedichtet werden kann.TV-Foto: Winfried Simon

Zeltingen-Rachtig. Will Rachtig einen Hochwasserschutz? Und: Braucht Rachtig überhaupt einen Hochwasserschutz? Die erste Frage beantwortet der Zeltingen-Rachtiger Bürgermeister Manfred Kappes mit einem klaren Ja. Das fällt ihm auch deshalb relativ leicht, weil die Gemeinde an den Kosten nicht beteiligt wäre. Für die zweite Frage ist die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord zuständig.
Unterirdische Spundwand


Und eine Antwort kann die Behörde derzeit nicht geben. Überlegungen, den Ortsteil Rachtig ähnlich wie in Kesten oder Lieser gegen Hochwasser zu schützen, gibt es laut Bürgermeister Kappes seit Mitte der 90er Jahre. Rachtig ist im Gegensatz zum Ortsteil Zeltingen von der Mosel durch einen Erdwall abgetrennt, über den die L 198 führt. Zur Mosel gelangt man durch eine Brücken-Unterführung. Kappes: "Viele dachten, man müsste nur die Unterführung mit einem Tor verschließen, und schon wäre Rachtig geschützt. Doch so einfach ist es nicht."
Das Problem: Der mehrere Hundert Meter lange Damm müsste mit einer unterirdischen Spundwand abgedichtet werden. Und das ist technisch sehr aufwendig und kostet viel Geld. Im ersten Schritt hat die SGD Nord in den vergangenen Monaten "bodenmechanische Untersuchungen" durchführen lassen. Karl-Heinz Ginsbach von der SGD Nord: "Wir müssen wissen, was im Untergrund los ist." Die Daten, die auch eine erste Kostenschätzung ermöglichen, liegen noch nicht vor. Sie dienen als Grundlage für weitere Planungen.
Wirtschaftlichkeit prüfen


Im nächsten Schritt muss die Landesbehörde die Wirtschaftlichkeit untersuchen. Das heißt, wie viele Gebäude können je nach Dimension einer Mauer geschützt werden? Kosten und Nutzen müssen im Verhältnis stehen.
Wie geht es nun weiter? Ginsbach: "Es gibt noch keinen Fahrplan für einen Hochwasserschutz Rachtig."
Rachtig ist nicht der einzige Ort, der sich einen Schutz vor den Moselfluten wünscht. In Reil wurden vor zwei Jahren seitens der SGD Nord ebenfalls geologische Untersuchungen vorgenommen. Doch seitdem, so Ortsbürgermeister Artur Greis, habe sich nichts getan. Greis: "Wir warten immer noch auf das Ergebnis. Ich hoffe, dass wir noch in diesem Jahr die Bürger darüber informieren können, wie es weiter geht." Ähnlich ist die Situation in Ürzig. Dort wurde schon vor über acht Jahren im Untergrund gebohrt. Ob der Ort überhaupt jemals einen Hochwasserschutz bekommt, ist, so laut Ortsbürgermeister Arno Simon, derzeit völlig ungewiss.
Extra

In Lieser und Kesten wurden rund 40 Millionen Euro für den Hochwasserschutz investiert. Das Lieserer Flut-Bollwerk kostete 23 Millionen Euro und wurde im Jahr 2000 eingeweiht. Der 1000 Meter lange Kestener Hochwasserdamm kostete 17,5 Millionen Euro. In beiden Fällen zahlte das Land 90 Prozent der Kosten, zehn Prozent entfielen auf die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. sim

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