Radler können Geschirr und Töpfe leihen

Birkenfeld · Der Campingpark Waldwiesen in Birkenfeld ist als der fahrradfreundliche Gastbetrieb des Monats Juli in Rheinland-Pfalz von Bed + Bike, der radtouristischen Initiative des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Kooperation mit der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH ausgezeichnet worden.

Birkenfeld. Anders als die herkömmlichen Zeltplatzbesucher mit Caravan oder Wohnmobil haben Radurlauber kaum eine Möglichkeit, Campingmöbel mitzubringen. Sie reisen in der Regel mit einem kleinen Zelt, Schlafsack und Isomatte an. Den Rest erhalten sie bei Campingplatzinhaberin Ingrid Schüller.
Fester Kundenstamm


Für die Radfahrer hält sie nicht nur 15 Plätze vor, sondern auch Tische und Bänke in einem überdachten Bereich, Kochstelle, Grillmöglichkeit und stellt den Radgästen neben dem obligatorischen Leihwerkzeug sogar eine voll ausgestattete Werkstatt zur Verfügung. Und falls die Gäste Geschirr und Besteck vergessen haben sollten, werden ihnen Messer, Gabel und sogar Töpfe ausgeliehen. "Ist doch gar kein Problem", sagt die Campingplatzleiterin.
Informationen zu Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung von Birkenfeld erhalten die Gäste auch. Neben Prospekten und Kartenmaterial gibt sie vor allem viele Tipps im persönlichen Gespräch. "Da ist viel Sprecharbeit dabei", sagt die 74-jährige Inhaberin, die viel jünger wirkt. Ingrid Schüller ist Praktikerin durch und durch. Sie legt nicht nur Fliesen auf ihrem Platz selbst, sondern macht sich auch Gedanken über Details wie nasse Kleidung und Ausrüstung. Die können auf einer ausziehbaren Wäscheleine getrocknet werden, im Heizungsraum oder - wenn es ganz schnell gehen soll - im elektrischen Wäschetrockner. Gut bei den Radfahrern kommt auch die Broschüre des Landkreises Birkenfeld mit ausgearbeiteten Radtouren an. "Es gibt Gäste, die kommen mit Auto und Zelt, haben ihr Fahrrad dabei und fahren in einer Woche die dort angegebenen Routen ab", weiß sie.
Die andere Gruppe der Rad-Camper sind die Nutzer des Naheradwegs, der direkt am Campingpark vorbeiführt. Sie haben wirklich nur ihr Bike dabei und sind bei Ausflügen in die nähere Umgebung auf das Vehikel angewiesen. Wie die fünfköpfige Familie aus Mainz, die derzeit auf dem Platz campiert. "Eigentlich wollten sie nur eine Nacht bleiben", schmunzelt Ingrid Schüller. Jetzt sind es schon drei. Ihnen empfiehlt sie dann kindertaugliche Wege.
Nicht nur bei den Kindern ist der campingplatzeigene Badeteich - ein echtes Biotop mit Fischen, das mit Quellwasser gespeist und regelmäßig vom Gesundheitsamt überprüft wird, ausgesprochen beliebt. Nicht von ungefähr hat sich die 74-Jährige, die noch lange nicht ans Aufhören denkt, einen festen Stamm treuer Gäste erworben, darunter auch viele Radtouristen, die den Naheradweg oder den nicht weit entfernten Saarland-Radweg befahren - und eine zunehmende Zahl von Wanderern, die ihr Zelt auf dem Rücken transportieren. "Da macht sich der Saar-Hunsrück-Steig bemerkbar", sagt sie. Eine Übernachtung im Zelt kostet pro Gast acht Euro. In Rheinland-Pfalz hat der ADFC 19 Campingplätze mit dem Bett + Bike-Qualitätssiegel als fahrradfreundlich zertifiziert. Ingrid Schüller (74) ist eigentlich diplomierte Simultanübersetzerin für Englisch und Französisch. Als sie den Campingpark Waldwiesen auf dem Gelände der elterlichen Geflügelfarm im Jahr 1982 gründete, hatte sie schon eine andere Unternehmerkarriere begonnen. Sie produzierte Lederwaren. Die Fabrikation war aus einem Wohnzimmerbetrieb gewachsen, in den Hochzeiten beschäftigte Ingrid Schüller 14 Mitarbeiter. Mit dem dort verdienten Geld baute sie nach und nach den idyllisch gelegenen Campingplatz auf und ließ die Lederwarensparte auslaufen. Da das Campinggeschäft hierzulande ein Saisongeschäft ist, hat sie mit einem Partner eine IT-Firma gegründet, die digitale Videoüberwachungen und W-LAN-Anschlüsse für Campingplätze anbietet. Um Infoabende über die Überwachungsanlagen für Privatleute und Firmenkunden anbieten zu können, hat sie jüngst auf dem Platz einen Seminarraum errichtet. gav

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