Motorsport Rallye-Boliden und Typisierung: Testtag in Berglicht für den guten Zweck

Berglicht · In und rund um das Hochwalddorf Berglicht in der Mark herrschte am Samstag beim Rallye-Testtag und Besuch der Stefan-Morsch-Stiftung mit Typisierung der „positive Ausnahmezustand.“

Rallye-Testtag und Typisierung in Berglicht
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Rallye-Testtag und Typisierung in Berglicht

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Foto: TV/Jürgen C. Braun

Rallyefahrer brauchen um diese Jahreszeit, in der ihre Saison beginnt oder gerade begonnen hat, vor allem eines: Testkilometer in den Reifen, um das Auto ab zu stimmen und Fehlerquellen zu suchen und zu eliminieren. Rallyefahrer haben aber auch, da sie von der Basis kommen, und ihrem Hobby mit viel Herzblut und persönlichem Einsatz nachgehen, ein großes Herz für alle diejenigen, denen es nicht so gut geht wie ihnen. Und diese Konstellation führte dazu, dass in dem kleinen, aber chicen Hochwalddorf Berglicht am Rande der Mark am Samstagmorgen der Ausnahmezustand herrschte.

Ein Testtag mit drei verschiedenen abgesperrten Strecken rund um Berglicht, Immert, Gräfendhron und Deuselbach, ausgehend vom Servicezentrum in fast allen Haupt- und Nebenstraßen, in Hofeinfahrten Berglichts hatte einen ganz bestimmten, caritativen Hintergrund. Die Stefan-Morsch-Stiftung, (https://stefan-morsch-stiftung.com), die sich dem Kampf gegen Blutkrebs und Tumorerkrankungen verschrieben hat, war mit einem eigenen Bus vor Ort.

Hintergrund: Die Stiftung, die erste Stammzellspenderdatei Deutschlands, war bereits vor Jahresfrist in Berglicht gewesen. Damals wegen eines an Leukämie erkrankten Jungen aus dem Ort. Jetzt fanden die Rallyesportler, die sich auch gerne „die Formel 1 des kleinen Mannes“ nennen, und diese gemeinnützige Stiftung zueinander.

„Wir nutzen diese öffentliche Plattform heute, um auf unsere Ziele aufmerksam zu machen und um sich typisieren zu lassen“, schildert Stiftungs-Sprecherin Annika Weber die Erwartungshaltung. Nach der Veranstaltung zog sie ein positives Fazit: „Heute haben sich zehn Menschen an unserem Stand registriert. Da wir erst vor kurzem dort waren, im Rahmen einer Patientenaktion mit knapp 200 Typisierungen, sind wir mit dem Ergebnis zufrieden. Denn jeder Einzelne könnte für einen Menschen mit Leukämie die entscheidende Chance auf Heilung sein. Und wer heute nicht da ist, kann sich auch online auf unserer Webseite typisieren lassen.“

„Noch bin ich gesund, aber wer weiß, was kommt“

Zu diesen Menschen gehörte auch Christopher Steil. Er war einer der weit über 50 Fahrer:innen, die vorwiegend aus dem Südwesten Deutschlands angereist waren, um die Möglichkeit zum Einstellen ihrer Fahrzeuge zu nutzen. Der junge Motorsportler aus dem saarländischen Eppelborn stand schon morgens um kurz nach neun am Stiftungs-Bus, um sich typisieren zu lassen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung sprach er über seine Beweggründe. „Ich bin zu Hause in der freiwilligen Feuerwehr. Ich weiß, wie wichtig Hilfe für Menschen in Notlagen ist. Vielleicht brauche ich ja selbst mal welche. Deswegen ist es auch selbstverständlich für mich, dass ich mich hier zur Verfügung stelle und feststellen lasse, ob ich helfen kann.“

Das Gleiche tat auch Jonas Ertz aus dem Morbacher Ortsteil Merscheid. Der 21jährige, der zurzeit noch bis Oktober dieses Jahres eine Polizei-Ausbildung absolviert, ist einer der hoffnungsvollsten Nachwuchspiloten Deutschlands. (Siehe dazu eigenen Bericht im TV Sportteil in den nächsten Tagen).
Auch er nutzte die Möglichkeit, seinen am Tag zuvor erst angelieferten brandneuen Rallye-Boliden auf den drei Wertungsprüfungen zu fahren, und natürlich auch, um sich typisieren zu lassen. „Noch bin ich jung und gesund“, sagte er. „Aber wer weiß, was kommt und wann ich vielleicht einmal Hilfe benötige. Umso wichtiger is es, dass man auch selbst hilft, wenn man vielleicht helfen kann und dass man sich registrieren lässt.“

Der Testtag war für die drei Organisatoren Edmund Schu, Heiko Schmitt und Michael Rothfuchs, die sich durch den Rallyesport schon seit Jahren und zum Teil sogar Jahrzehnten kennen, aufgrund des wunderbaren Osterwetters nicht nur ein voller Erfolg, sondern bedeutete auch jede Menge Arbeit. „Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Dauernd fällt einem irgendwas ein, und man überlegt, ob auch alles entsprechend vorbereitet ist“, gestand uns Schu. Heiko Schmitt, selbst als Rallyefahrer aktiv, bestätigte uns, dass „der gesamte Überschuss der Veranstaltung, dessen Höhe jetzt noch nicht feststeht, an die Stefan-Morsch-Stiftung weitergegeben wird.“

Schon vor zwei Jahren, im Februar 2020, vier Wochen bevor Corona über die Welt herfiel, habe man einen Testtag in Berglicht veranstaltet. Aber mit sehr viel weniger Resonanz. „Damals waren acht Autos hier. Heute sind es über 50. Und wir haben das alles allein mit drei Personen auf die Beine gestellt. Wir arbeiten quasi seit November jeden Tag daran.“

Lena Paulus und Theresia Reusch waren zwei von vielen Menschen aus dem Dorf, die schon früh auf den Beinen waren, um sich das Spektakel an zu sehen. Danach waren sie begeistert: „Jetzt interessieren wir uns definitiv für Rallyes. Schnelles und turbulentes fahren fanden wir vorher schon mega, jetzt sind wir wirklich Fans! Ab jetzt sieht man uns hoffentlich öfter auf solchen Veranstaltungen.“

Die Arbeit des Trios wurde auch außerhalb Berglichts honoriert. Wiesen, Felder und Äcker rund um die drei Wertungsprüfungen waren zugeparkt von zahlreichen Kiebitzen. Zu Hunderten standen die Fans dort und genossen Rallyefeeling und Benzingeruch. Viele Vereine aus den umliegenden Dörfern hatten ihre Imbiss- und Getränkestände aufgestellt. Zudem wurde für die Stiftung gesammelt.

Ob das Trio diesen Testtag – auch in Verbindung mit der Stefan-Morsch-Stiftung - als feststehende Einrichtung beibehalten wird, darüber haben sich die Initiatoren noch keine Gedanken gemacht. Am Samstag galt es zunächst einmal, dass „wir heute alles gut über die Bühne kriegen.“

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