Raufen macht Spaß - wenn es fair zugeht

"Cool blieben - fair handeln": So lautet das Motto eines Projekts zur Gewaltprävention, an dem sich unter anderem die Hauptschule Traben-Trarbach beteiligt. Schulsozialarbeiterin Yvonne Fries zu dem Projekt: "Die Schüler sollen die Ursachen sowie Auswirkungen von Gewalt erfahren und erlernen."

 Jenny und Dominik traktieren sich mit Softschlägern. Auch das gehört zum Gewaltpräventions-Parcours, den die Fünftklässler der Hauptschule Traben-Trarbach durchliefen. TV-Foto: Winfried Simon

Jenny und Dominik traktieren sich mit Softschlägern. Auch das gehört zum Gewaltpräventions-Parcours, den die Fünftklässler der Hauptschule Traben-Trarbach durchliefen. TV-Foto: Winfried Simon

Traben-Trarbach. Dominik und Jenny prügeln sich. Und das ziemlich heftig. Im "Normalfall" würde die Lehrerin sofort einschreiten und die Streithähne voneinander trennen. Doch in diesem Fall schaut die Lehrerin gelassen zu. Denn die Prügelei - die beiden Zwölfjährigen benutzen dazu Softschläger - ist Teil des Projekts Gewaltprävention. Vier Stationen durchlaufen die Schüler: "Das Schimpfwörter-ABC", "Platzen vor Wut", "Das Kegelspiel" und "Raufen macht Spaß".Beim "Raufen" strengen sich die Kinder besonders gerne an. Doch sie müssen sich an vorher festgelegte Regeln halten. Schläge auf den Kopf und in die Genitalien sind ebenso tabu wie Kratzen oder Schreien. Und sagt einer der Kontrahenten "Stopp", wird der Kampf unverzüglich eingestellt. Schulsozialarbeiterin Yvonne Fries erklärt: "Die Schüler erkennen, dass Kämpfen Spaß machen kann, dass es sogar erlaubt und legitim ist, wenn es fair und gewaltfrei zugeht. Sie erleben die eigene körperliche Energie und Dynamik, die beim Kämpfen frei wird." Nach dem Schlagabtausch mit den Softschlägern fragt die Lehrerin: "Hat das Spiel Spaß gemacht? Wie hast du dich beim Kampf gefühlt? Fandest du den Gegner fair? Was hat dich gestört?"In einer anderen Station lernen die Kinder mit ihrer eigenen Wut umzugehen - dass es normal ist, Wut und Hassgefühle zu haben, es aber Tricks und Techniken gibt, diese Wut in den Griff zu kriegen. Die Kinder schreiben zum Beispiel das Ereignis, weswegen sie wütend sind, auf einen Zettel, zerknüllen diesen und werfen ihn mit Karacho in den "Wuteimer". Oder sie schreiben ihre Wut auf einen Luftballon und bringen ihn dann zum Platzen. Beim Schimpfwörter-ABC wird den Kindern bewusst gemacht, dass sich häufig aus "Kleinigkeiten" eine Spirale von verbaler Gewalt entwickelt, die nicht selten in Handgreiflichkeiten und Schlägereien endet. Welche Wörter sind harmlos und welche gemein und kränkend? Wie fühlt man sich, wenn man beschimpft wird? Hat jemand das Recht, andere zu beleidigen und zu beschimpfen? Die Schüler reflektieren über "die Gewalt in Wörtern" und erkennen in der Regel sehr schnell, dass Schimpfwörter die Atmosphäre vergiften und ein gutes Miteinander-Auskommen dann oft kaum noch möglich ist. Schulsozialarbeiterin Fries: "Kinder stark zu machen, sie in ihrer persönlichen und sozialen Kompetenz zu fördern, ist der erste und vielleicht beste Schutz für sie, weder Täter noch Opfer von Gewalt zu werden."

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