Raus aus dem Elfenbeinturm!

Bernkastel-Kues · Den eigenen Herzschlag sehen und hören, herausfinden, wie eine Niere funktioniert, und spüren, wie es ist, wenn der Mensch altert - das kann man auf dem Schiff MS Wissenschaft, das nur noch heute am Kueser Moselufer vor Anker liegt.

 Noch heute liegt die MS Wissenschaft den ganzen Tag über am Bernkastel-Kueser Moselufer vor Anker. TV-Foto: Holger Teusch

Noch heute liegt die MS Wissenschaft den ganzen Tag über am Bernkastel-Kueser Moselufer vor Anker. TV-Foto: Holger Teusch

Bernkastel-Kues. "Das ist toll", sagt Marco Inderbitzin. Der 16-Jährige setzt die verschiedenen Brillen auf, die unterschiedliche Alterskrankheiten der Augen simulieren. Der Jugendliche aus der Schweiz kann nicht mehr scharf sehen oder sein Gesichtsfeld ist eingeschränkt. Ähnlich ergeht es Karin Faß, als sie einen Kettenhandschuh überstreift und versucht, Knöpfe zu öffnen und zu schließen. Die Beigeordnete der Stadt Bernkastel-Kues erfährt so, wie es ist, wenn die Beweglichkeit im Alter nachlässt.
Mit Ausstellungen zum Anfassen, Mitmachen und selbst Erfahren will das Wissenschaftsschiff der Initiative "Wissenschaft im Dialog" Wissenschaft zu den Menschen bringen. "Raus aus dem Elfenbeinturm" nennt es Fahrtleiterin Maria Stratemeier. Jedes Jahr fährt das Binnenfrachtschiff MS Wissenschaft zwischen Mai und Oktober etwa 30 deutsche und österreichische Städte an. Im Frachtraum wird alljährlich ein anderes Wissenschaftsgebiet spielerisch, verständlich, aber trotzdem fundiert nähergebracht. Die einzelnen Exponate werden beispielsweise vom Fraunhofer-Institut, von der Max-Planck- oder Leibniz-Gesellschaft konzipiert. Bereits zum dritten Mal liegt das Schiff in Bernkastel-Kues vor Anker.
Diesmal geht es um "Neue Wege in der Medizin". Gleich zu Beginn kann der Besucher seinen Herzschlag visualisieren und akustisch wiedergeben lassen. An einem Nieren-Modell kann man testen, wie verschiedene Hormone deren Arbeit beeinflussen. Gezeigt wird auch, wie nach neuen Medikamenten geforscht wird. Ein Flipperspiel unter dem Motto "Zuckend zocken" macht erfahrbar, wie Prothesen gesteuert werden können.
Anschließend ist es nur ein kleiner Schritt zu den gesellschaftspolitischen Aspekten der Medizin, wie der alternden Bevölkerung.
"Wir wollten eigentlich zum Shoppen, da ist uns dieses grüne Herz auf dem Schiff aufgefallen", erzählt Pius Inderbitzin, dass er mit seiner Familie zufällig auf das Wissenschaftsschiff gestoßen ist. "Es macht Spaß und bei den Kindern bleibt vielleicht was hängen", sagt der Familienvater und lädt mit seinem 13-jährigen Sohn Simon Gewichte in den Rucksack, den Marco Inderbitzin aufgeschnallt hat. So erhält der 16-Jährige einen Eindruck, wie sich Übergewicht anfühlt.

Die MS Wissenschaft liegt noch heute bis 19 Uhr in Bernkastel-Kues am linken Moselufer oberhalb der Brücke vor Anker. Der Eintritt ist frei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort