Raus aus der Stressfalle

Bernkastel-Kues/Andel · "Freigelasssen: iBurn-out. Zeit fürs Wesentliche" so der Titel des Buches des in Andel an der Mosel lebenden Ehepaares Ingo Schmitz und Birte Jeß. Darin verarbeiten sie ihre Erfahrungen mit der Krankheit Burnout.

 Haben über ihre Burnout-Erfahrung ein Buch geschrieben und ziehen das Leben an der Mosel der Großstadt vor: Ingo Schmitz und seine Ehefrau Birte Jeß. Foto: privat

Haben über ihre Burnout-Erfahrung ein Buch geschrieben und ziehen das Leben an der Mosel der Großstadt vor: Ingo Schmitz und seine Ehefrau Birte Jeß. Foto: privat

Bernkastel-Kues/Andel. Eigentlich hätte es für Ingo Schmitz nicht besser laufen können. Schnell kletterte er die Erfolgsleiter hinauf, war mit Ende 30 Vorstandsmitglied einer europaweit arbeitenden Firma in Hamburg. Doch Schmitz ging es dabei immer schlechter: Er konnte kaum noch schlafen, bekam Rückenschmerzen, und seine Blutwerte verschlechterten sich zunehmend. Bis er irgendwann nicht mehr aufstehen konnte, nicht mehr einkaufen, nicht mehr Autofahren.
Schmitz litt am Burnout-Syndrom, einem Zustand starker emotionaler Erschöpfung. Meist wird es durch Stress ausgelöst. "Dabei war die 60-Stunden-Woche gar nicht das Schlimme", sagt Schmitz, "sondern der Druck, den man sich aufbaut. Der Anspruch an einen selbst."
Schmitz und seine Frau Birte Jeß entschlossen sich, ihre Jobs zu kündigen und mit ihrem Ersparten zweieinhalb Jahre zu reisen. Mit einem Camper besuchten sie den nord- und südamerikanischen Kontinent, von Alaska bis Argentinien. Dabei lernten sie nicht nur fremde Kulturen kennen, sondern auch, gelassener in den Tag hineinzuleben.
Nach der Reise kehrten die beiden nach Deutschland zurück - allerdings nicht mehr nach Hamburg, sondern an die Mosel. "Wir wollten erst mal nicht in die Großstadt zurück", sagt Jess. Dass es die beiden ausgerechnet nach Andel verschlug, war reiner Zufall. "Meine Mutter ist in Piesport geboren", sagt Schmitz. "Also dachten wir uns, wieso sollen wir großartig was suchen?" Aus dem Zufall sei schließlich ein Glücksfall geworden, fährt er fort. "Das hatte ich gar nicht erwartet, aber Bernkastel-Kues ist ein echtes Kleinod. Es ist einer der schönsten Flecken in Deutschland." Hier hat das Paar Ruhe und Inspiration für sein Buch gefunden, in dem sie beide ihre Erfahrungen mit dem Burn-out und der Reise schildern.
Krankheitsverlauf dokumentiert


In dem Buch "Freigelassen: iBurn-out" beschreiben sie ihre lange Reise unter anderem durch Kanada, Kuba, Bolivien oder Chile. Sie zeigen aber auch den Verlauf der Krankheit - sowohl aus der Sicht des Betroffenen als auch aus Sicht der Ehefrau. "Wir möchten, dass man die Krankheit besser versteht", sagt Jeß. "Oft ist sie ja mit einem Stigma belegt." Das Paar beschreibt in seinem Buch eindrucksvoll, wie Schmitz an den verschriebenen Psychopharmaka verzweifelt oder wie Jess sich um das Leben ihres Mannes sorgt. "Wir konnten in dem Buch offen damit umgehen, weil wir viel Abstand zu der Krankheit bekommen haben", sagt Jeß. Für das Buch hat das Ehepaar einen eigenen Verlag gegründet. In Eigenleistung kümmern sich die beiden um Vertrieb, Marketing, Buchhaltung und alle weiteren Aufgaben. Dabei hätten sie jede Menge neue Dinge gelernt - und das soll in absehbarer Zukunft auch so weitergehen, sagt Jeß. Allzu viel Druck machen sie sich aber nicht: "Wenn es nicht funktioniert, gehen wir eben andere Wege. Wir wollen nicht wieder in das frühere Büro-Hamsterrad zurückkehren."
Das Buch "Freigelasssen: iBurn-out. Zeit fürs Wesentliche. Eine Reise in die Gelassenheit von Alaska bis Feuerland" ist im Buchhandel erhältlich und kostet 14,92 Euro. Weitere Informationen unter www.freigelassen.de

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