Reden, schweigen, weinen

Traben-Trarbach · Seit zwei Jahren gibt es in Traben-Trarbach das Café Lebensreise, ein ökumenisches Gemeinschaftsprojekt für Trauernde, die einen nahestehenden Menschen verloren haben. Sie treffen sich jeweils am ersten Mittwoch eines Monats und finden hier die Geborgenheit, in der sie reden, schweigen, weinen und sich mit anderen Betroffenen austauschen können.

 Neben Stammgästen finden sich im Café Lebensreise immer wieder neue Gäste ein. Ingrid Rademaker (rechts) aus Bad Bentheim pilgert nach Santiago de Compostela und kam per Zufall in die Gruppe. Darüber freute sich die Leiterin der Einrichtung, Sibylle Morguet (links) und Edith Halbig aus dem Team. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Neben Stammgästen finden sich im Café Lebensreise immer wieder neue Gäste ein. Ingrid Rademaker (rechts) aus Bad Bentheim pilgert nach Santiago de Compostela und kam per Zufall in die Gruppe. Darüber freute sich die Leiterin der Einrichtung, Sibylle Morguet (links) und Edith Halbig aus dem Team. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Foto: Gerda Knorrn-Belitz (GKB) ("TV-Upload Knorrn-Belitz"

Traben-Trarbach. Im katholischen Pfarrheim in der Trarbacher Grabenstraße ist der Tisch liebevoll gedeckt; frische Blumenssträuße, bunte Servietten und Kerzen sorgen für eine gemütliche Atmosphäre, Kaffee und Kuchen, Tee und belegte Brötchen stehen bereit.
Leiterin des Cafés ist Sibylle Morguet, eine ausgebildete Pflegefachkraft und Trauerbegleiterin, die auch Einzelgespräche anbietet. Herzlich begrüßt sie die Trauernden, die ins Pfarrheim gekommen sind. Ihr zur Seite steht ein qualifiziertes ehrenamtliches Team von sieben Frauen und einem Mann, die sich abwechselnd um die Gäste kümmern.
Nach zwei Jahren zieht Sibylle Morguet Bilanz: "Das Café Lebensreise ist immer gut angenommen worden, auch Männer sind gekommen, das ist nicht so üblich". Ein Witwer sagt: "Es hat mir hier sehr gut getan", und eine Witwe ergänzt: "Es tut der Seele gut, wenn man hierher kommt". Gertrud Hauth vom Team hat festgestellt, dass es "ein gegenseitiges Geben und Nehmen" ist. Ihr Kollege Wolfgang Schumacher empfindet das Café Lebensreise auch als eine Eigentherapie. Man hilft sich, indem man anderen hilft".
Einmalig wird der Besuch von Ingrid Rademaker bleiben. Mit 20 Kilo Gepäck hat sie sich mit dem Rad vom westfälischen Bad Bentheim auf den Jakobsweg nach Santiago de Compostela aufgemacht. Eine Woche später trifft sie in Traben-Trarbach ein, wo sie das Faltblatt des Trauercafés sieht und denkt, "da müsste ich auch hin, denn ich bin ja ebenfalls auf einer Lebensreise".
Die Frage, wo sie den Stempel für ihr Pilgerbuch bekommt, führt die vierfache Mutter zufällig ins Pfarrheim, wo sie herzlich aufgenommen wird und sich stärken kann. In die Runde fügt sie sich rasch ein und erzählt von ihren Schicksalsschlägen und wie sie mit den Verlusten umgegangen ist. "Jetzt war für mich die Zeit gekommen, auf den Jakobsweg zu gehen", sagt sie.
Vier bis sechs Wochen hat sie für ihre abenteuerliche Rad-Reise veranschlagt und viele tausend Kilometer liegen noch vor ihr, als sie sich am späten Nachmittag auf die Weiterfahrt begibt, begleitet von guten Wünschen der Trauernden und des ganzen Teams.
Das Café Lebensreise steht allen Trauernden, unabhängig von Konfession und Nationalität offen und ist kostenlos. Neue Gäste sind immer willkommen. Die Treffen im Café Lebens reise sind jeweils am ersten Mittwoch eines Monats von 15 bis 17 Uhr im katholischen Pfarrheim in Traben-Trarbach. Ansprechpartnerin ist Sibylle Morguet,
Telefon 0176/34133590.

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