Reformwillig und lebendig

WITTLICH. (noj) Lebhafte Diskussionen gab es bei einem Besuch von Mitgliedern der SPD-Landtagsfraktion in der Berufsbildenden Schule in Wittlich.

Es war eine große Runde, die sich in Wittlich versammelt hatte, um über die Perspektiven der Berufsbildenden Schulen zu sprechen. Schuldirektor Schönig verlangte einen radikalen Schnitt beim Schulwesen. Er betonte, dass es wichtig sei, dass Schüler sich selbst Dinge erschließen können und sich auch selber ausdrücken könnten. Dabei war ihm besonders wichtig, dass die Schulen eine größere Autonomie haben und selbst für ihr Personal sorgen sollten. Er forderte außerdem ein langfristiges Konzept zur Lehrergewinnung: Der Zwang bei Lehrermangel auf Seiten- und Quereinsteiger beziehungsweise auf weniger geeignete Personen zurückgreifen zu müssen, wirke sich negativ auf die Unterrichtsqualität aus. Joachim Mertes, Fraktionsführer der SPD im Landtag, gab bei der Lehrergewinnung allerdings zu bedenken, dass es für Schulen im ländlichen Raum schwierig sein könnte, Personal zu bekommen, weil die Schulen in größeren Städten meist attraktiver seien. Viel Kritik übte Schönig auch an der Lehrerausbildung. Diese bezeichnete er als viel zu theoretisch. Einige der Anwesenden schlossen sich dieser Ansicht Schönigs an. Joachim Mertes sagte, dass es nicht sein dürfe, dass Lehrer nach der Uni erst einmal lernen müssten, Lehrer zu werden. Heftig diskutiert wurde auch die Frage der Bewertung, die offenbar auch im Vorfeld an der Schule für Unruhe gesorgt hatte. Vertreter der Schülervertretung warfen dabei den Lehrern vor, einen von ihnen angefertigten Fragebogen abgelehnt zu haben. Gerd Burens als Vertreter des Personalrates begründete das damit, dass man dem Personalrat keine Möglichkeit gegeben habe, sich mit dem Fragenbogen auseinander zu setzen. Dass es eine Bewertung gebe, sei dagegen beschlossene Sache. Bei diesem Punkt wurde auch deutlich, dass es in der Kommunikation zwischen Schülern, Personalrat und Schulleitung nicht immer optimal läuft. Schülervertreter Kai Herrmann meinte, dass die Kommunikation "auf Null gesunken sei". Jede Gruppe halte ihre Sitzungen für sich ab, man bekomme keine Infos. Positiv bewertete er aber den für den selben Abend angesetzten Gesprächstermin zwischen Lehrern und Schülern. Zu einer heftigen Diskussion kam es dann noch einmal, als Schönig seinen Wunsch an die Politiker richtete, dass Zeugnisse an zentraler Stelle gedruckt werden könnten, und dies nicht an jeder Schule einzeln geschehen müsse. "Wie kann das in einem Kopf gedacht werden: Autonomie und zentrales Zeugnisdrucken", wunderte sich Joachim Mertes. Schönig hielt dagegen, dass Selbstständigkeit der Schule nicht bedeute, dass Arbeiten von der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD) auf die Schulen übertragen würden. Dass man an der BBS in Wittlich wirklich an Verbesserungen interessiert ist, zeigte das Qualitätsentwicklungsprogramm, das die Schule vorstellte. Außerdem sind Modellprojekte oder Kooperationen geplant. "Wir sind nicht reformunwillig" stellte er klar. Dies wurde auch in den Schlussworten anerkannt. "Wir haben eine lebendige BBS erlebt" sagte Joachim Mertes.

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