Reger Betrieb im neuen Jugendkulturzentrum

Bernkastel-Kues · Vor einem halben Jahr hat das Jugendkulturzentrum in Bernkastel-Kues geöffnet. Die erste Bilanz der Besucher und des Leiters ist positiv. Pro Tag nutzen im Durchschnitt 40 Jugendliche das Angebot.

Bernkastel-Kues. "Es gibt sonst keinen Ort, an dem man kostenlos Billard spielen oder kickern kann." Allein dies ist für die 14-jährige Laura Christen und ihre Clique schon Anlass genug, regelmäßig ins Bernkastel-Kueser Jugendkulturzentrum zu kommen. Knapp ein halbes Jahr nach der Eröffnung herrscht meist reger Betrieb in dem Gebäude im Stadtteil Kues, in dem auch die Post untergebracht ist. Im Schnitt begrüßt Leiter Thomas Kiesch an den Öffnungstagen (mittwochs bis freitags von 14 bis 20 Uhr) 40 junge Leute. "Damit sind wir sehr zufrieden. Im Haus der Jugend in Wittlich sind es 60. Und uns gibt\'s ja noch nicht lange", sagt Kiesch.
Kosten pro Jahr: 117 000 Euro


Wenn die Resonanz steigt, sollen die Öffnungstage ausgeweitet werden. Das ist aber nur mit personeller Verstärkung möglich. Bisher ist Sozialarbeiter Thomas Kiesch (30) die einzige hauptamtliche Kraft. Stadt und Verbandsgemeinde, die Träger des Jugendkulturzentrums, haben vereinbart, erst einmal die Entwicklung abzuwarten.
Es ist aber nicht so, dass an den anderen Wochentagen nichts los ist. Es gibt bereits mehrere Workshops (Foto, Theater). Andere sind in der Planung. Sie können auch an Tagen über die Bühne gehen, an denen das Jugendkulturzentrum offiziell geschlossen ist.
Mehrere Bands proben unabhängig von den Öffnungszeiten in einem Raum im Keller, wo sich auch ein großer Veranstaltungsraum befindet. Dort gingen auch schon ein Konzert und eine Party über die Bühne. "Alles ist im Fluss", sagt Kiesch. Er rechnet mit einer wachsenden Resonanz auf allen Ebenen. Verschiedene Vereine haben Räume angemietet. Davon sollen beide Seiten profitieren. Genauso wie von der Zusammenarbeit mit der auch noch jungen Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte. Einmal im Monat bietet Akademie-Mitarbeiterin Martina Morawietz den jungen Leuten an, Brett- und Strategiespiele kennenzulernen. "Man kann viel ausprobieren. Durch das Zentrum entsteht eine große Erweiterung des Angebots für Jugendliche", sagt Sascha Gabriel (19). Auch Michael Bejzak (16) schaut regelmäßig vorbei. "Zum Beispiel, wenn ich Langeweile habe. Das ist besser, als wenn ich irgendwo abhänge", sagt er. Meist treffe er Leute, mit denen er Billard spielen könne.
Thomas Kiesch ist natürlich nicht dafür da, die Tür aufzusperren und sie abends wieder zu schließen. Gemeinsam mit den Jugendlichen entwickelt er Projekte. Die verschiedenen Workshops sind ein erster Ausfluss. Außerdem plant er Veranstaltungen und spricht mit Leuten, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Der 30-Jährige soll auch ein Gesprächspartner bei Problemen sein. Bisher sei er in dieser Hinsicht aber noch wenig gefordert. "Wir sind noch in der Phase, wo Vertrauen aufgebaut werden muss", sagt er.
Probleme im Umgang miteinander habe es bisher nicht gegeben. "Schließlich hat die Polizei auf der anderen Straßenseite ihren Sitz", sagt er lächelnd. Und welchen Eindruck haben die Jugendlichen von Kiesch? "Man kann gut mit ihm auskommen", sagt Laura Christen. Derzeit laufen die Vorbereitungen für das Sommerfest am 21. und 22. Mai. Es wird damit gerechnet, dass diese Veranstaltung der richtige Startschuss für das Jugendkulturzentrum sein wird.
Zur Vorgeschichte: Lange Jahre blieb in Bernkastel-Kues die Suche nach Jugendräumen erfolglos. Es war ein glücklicher Zufall, dass 2010 einige Räume in der Post frei wurden und ein zur gleichen Zeit gegründeter Arbeitskreis mit dem Besitzer ins Gespräch kam. Der zeigte sich großzügig und investierte etwa 170 000 Euro in die Sanierung. Die von der Stadt und der Verbandsgemeinde zu tragenden Kosten (Miete, Personal etc.) belaufen sich pro Jahr auf circa 117 000 Euro. Durch Spenden und Zuschüsse, um die sich ein Förderverein kümmert, sollen die Kommunen entlastet werden.

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