Rein in die Natur

RIVENICH. Einen alten Bauwagen, einen einfachen Ofen und einen Pferdestall mit ein paar Tieren. Mehr braucht es nicht, um Kinder zu begeistern.

Kindergelächter vermischt sich mit Pferdegewieher, der Geruch von gebratener Blutwurst liegt in der Luft und Heu knirscht unter den Schuhen. Zehn Kinder im Alter von zehn bis 13 Jahren wuseln, "bewaffnet" mit Bürsten, Besen und Brot, um den Pferdestall von Valentin Haier herum. Da wird gefegt, geputzt und gekocht, und alle sind mit großem Spaß dabei. Raus ins Freie, Tiere pflegen und Hausmannskost ganz wie in alten Zeiten, das ist das Konzept von Valentin Haier. Jeden Abend nach der Arbeit fährt er mit dem Traktor zu seinem Pferdestall, um seine zwei Pferde sowie auch seine Schafe zu versorgen und nach dem Rechten zu sehen. Seit ein paar Jahren erhält er dabei tatkräftige Unterstützung von Kindern und Jugendlichen aus Rivenich. "Irgendwann haben die Nachbarskinder nach und nach gefragt, ob sie mitfahren dürfen. Also hab ich sie in den Hänger geladen und mitgenommen", sagt Haier, der sein Geld eigentlich als Tiefbauarbeiter verdient. Bei einem Mal ist es dann aber nicht geblieben. Fast jeden Tag fahren die Kinder mit zu den Tieren, striegeln die Pferde, reiten und halten ganz nebenbei auch noch den Stall und die Koppel sauber. "Ich bin mit Tieren groß geworden, und diese positiven Erinnerungen begleiten mich immer noch. Für mich ist es unglaublich schön, dass ich so die Möglichkeit habe, dies an die Kinder weiterzugeben", erklärt Haier. Nicht erst seit dem Nachtumzug in Rivenich weiß er, wie sinnvoll es ist, die Kinder in der Natur zu beschäftigen. "Da betrinken sich schon Zwölfjährige mit Alkohol. Deshalb ist es für mich besonders wichtig, Alternativen zu bieten." Bei den Kindern kommt dieses Angebot gut an. "Es macht Spaß, bei den Tieren zu sein und sich um die Pferde zu kümmern", sagen sie einstimmig. Abgeschlossen wird jeder Tag mit richtiger Hausmannskost: Blutwurst aus der Pfanne, die Valentin Haier eigens in seinem kleinen Bauwagen brät. "Die Kinder sind durch die gemeinsame Zeit in der Natur schon zu einer richtigen Gemeinschaft zusammengewachsen und haben ein großes Selbstbewusstsein bekommen", resümiert Haier. Doch nicht nur für die Kinder ist die Zeit bei den Tieren wichtig. "Auch ich kann dann wieder Kind sein. Das tut ab und zu sehr gut", sagt Haier.

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