Reine Ehrensache: Der Mann für alle Wahl-Fälle

Sie grüßen freundlich, prüfen Listen, teilen Stimmzettel aus, erklären den Urnengang, passen auf, dass alles klappt und helfen beim Stimmenzählen: Zahllos sind die ehrenamtlichen Wahlhelfer. Uli Marmann ist einer von ihnen.

 Wichtiger Blick auf die Uhr: Von acht bis 18 Uhr ist das Wahllokal geöffnet. Darauf zu achten, ist ein wichtiges Detail der Arbeit als Wahlhelfer. Uli Marmann kennt deren Aufgaben aus dem Effeff. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wichtiger Blick auf die Uhr: Von acht bis 18 Uhr ist das Wahllokal geöffnet. Darauf zu achten, ist ein wichtiges Detail der Arbeit als Wahlhelfer. Uli Marmann kennt deren Aufgaben aus dem Effeff. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Punkt 18 Uhr ist Schluss. "Dann machen wir die Wahlurnen auf, und dann ist für die Wähler Feierabend", sagt Uli Marmann. So ist das bei jeder Wahl, so war es gestern. Wie oft der Wittlicher als Wahlvorstand schon zum abendlichen Uhrenvergleich gebeten hat, weiß er selber nicht. Seit 1984 hilft er mit vielen anderen mit, dass bei der Stimmabgabe nichts schief läuft. "Damals kam ich in den Stadtrat. Da hat man mir direkt den Posten verpasst, und den wird man dann nicht mehr los", grinst der 63-Jährige, der selbst noch nie auf sein Wahlrecht verzichtet hat. In diesem Jahr hat er erstmalig die Briefwahl genutzt. Sonst warf er stets die Umschläge mit den wichtigen Kreuzchen in Wittlich in die Urne. Lange war das Alte Rathaus "sein" Wahllokal, jetzt ist es die Wittlicher Synagoge, sein gestriger Dienst aber war in der Georg-Meistermann-Grundschule. Der Tag beginnt früh. "Wahlvorstand und Helfer müssen gegen halb acht da sein. Dann wird jeder mit Handschlag vergattert und eingeteilt. Ich komme meistens nachmittags wieder, dann kann ich vorher noch joggen gehen. Außerdem habe ich ja einen Stellvertreter." Auf den ist Verlass - sogar als Wecker. Zum Beispiel in dem Jahr, in dem wie gestern zum Wahlsonntag zugleich auf die Sommerzeit umgestellt wurde. "Das hatte ich ganz verpasst. Als mich mein Stellvertreter anrief, habe ich noch im Bett gelegen", erzählt Uli Marmann und lacht.

Apropos Spaß: Das macht offensichtlich das Ehrenamt. "Man trifft immer eine ganze Menge Leute. Manche hat man schon länger nicht gesehen, die sagen dann: ,Ah, biste auch wieder hier verdonnert!' Und natürlich gibt es auch viele, die einfach zur Wahl fragen: ,Wie geht das?'"

Richtig stressig wird es dann ab der Schließung des Wahllokals, wenn es ans Auszählen geht. Erst werden die gültigen Stimmen, bei denen die erste und zweite gleich sind, gezählt. Dann kommen die anderen, die ungültigen Stimmen werden aussortiert. "Entweder es sind zu viele Kreuzchen, oder jemand hat Kandidaten durchgestrichen oder obszöne Bemerkungen auf den Zettel geschrieben. Manchmal steht auch gar nichts drauf. Aber es war noch nie etwas zum Lachen dabei", sagt Uli Marmann. Auch etwas anderes als die Stimmzettel hat man noch nie im Umschlag gefunden. Dann muss geprüft werden, ob das Ergebnis stimmen kann, eventuell neu gezählt werden muss, und es wird eine sogenannte Schnellmeldung gemacht. Ist auch die Wahlniederschrift verfasst und von allen unterschrieben, kommen die Stimmen, in verschiedene Umschläge verpackt, wieder in die Wahlurnen, die Uli Marmann abschließt: "Alles geht nach einem bestimmten Strickmuster. Für mich ist das Routine." Und nach dem Auszählen weiß Uli Marmann oft mehr als die anderen: "Da sieht man schnell einen Trend schon im Wahllokal, und weiß, wie nachher die Prognosen etwa im Fernsehen aussehen."

Und wie lautet seine Prognose? Vor dem Wahlsonntag tippt Uli Marmann: "Ich gehe davon aus, dass Gregor Eibes im ersten Wahlgang gewählt wird. Bei den Landtagswahlen ist es schwieriger: Da werden wohl die Grünen das Zünglein an der Waage sein."

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