Reintönig und trinkbar

Stilecht per römischem Weinschiff ist die Wintricher Römergruppe "Vigilia Romana Vindriacum" gen Neumagen-Dhron geschippert, um den in Amphoren gelagerten Wein zu verkosten.

 Auch Michael von Scotti, Vorsitzender des Gewerbevereins „Unternehmen Neumagen-Dhron“, und Inge Franzen von der Wintricher Römergruppe „Vigilia Romana Vindriacum“ testen im Neumagener Weinschiffhafen den in Amphoren gelagerten, speziell ausgebauten Wein (Foto links). Rechtes Foto: Mitglieder der Wintricher Römergruppe transportieren den „Amphoren-Wein“ durch Wintrich zum Weingut „Geierslay“. TV-Fotos (2): Ursula Schmieder

Auch Michael von Scotti, Vorsitzender des Gewerbevereins „Unternehmen Neumagen-Dhron“, und Inge Franzen von der Wintricher Römergruppe „Vigilia Romana Vindriacum“ testen im Neumagener Weinschiffhafen den in Amphoren gelagerten, speziell ausgebauten Wein (Foto links). Rechtes Foto: Mitglieder der Wintricher Römergruppe transportieren den „Amphoren-Wein“ durch Wintrich zum Weingut „Geierslay“. TV-Fotos (2): Ursula Schmieder

Wintrich. Dieses Mal hat sich wohl niemand überwinden müssen, den sechs Wochen in Amphoren gelagerten Wein zu verkosten. Während des langen Fußmarsches durch Wintrich ist selbst in der Nähe der je 50 Kilo schweren Amphoren kein Hauch von Essig zu erahnen. Und die eigens für dieses Experiment hergestellten Gefäße - darunter zwei antike, speziell behandelte - machen auch optisch noch einen vertrauenserweckenden Eindruck. Zumindest abgesehen von den Schimmelflecken, die sich an der Tonoberfläche wohl kaum vermeiden lassen.Experiment Nummer zwei kann daher getrost als gelungen bezeichnet werden. "Ich finde die Weine sehr gut", kommentiert Winzer Roman Auler. In seinem Weingut Romanushof hat er nach strikten Vorgaben einen Riesling ausgebaut für das Experiment der Wintricher Römergruppe "Vigilia Romana Vindriacum". Gleich in der ersten von drei Amphoren sei ein "super Tropfen" gewesen. Am besten gemundet habe ihm jedoch der, wenn auch nur in Nuancen variierende, Wein aus Amphore Nummer drei. In dieser habe es auch den geringsten Schwund (350 Milliliter) gegeben. Dritter Versuch mit neuen Amphoren geplant

Das bereits bei der Premiere im Wederather Archäologiepark Belginum verwendete Gefäß war vor dem Verfüllen erneut ausgebrannt und mit Tonschlicke - einem Gemisch aus sehr fein zerstampftem Ton und Wasser - behandelt worden. In einer zweiten Amphore ohne diese Behandlung hatten sich in den sechs Wochen ihrer Lagerung fünf Liter verflüchtigt. Allerdings war die Vorjahres-Ausbeute weitaus geringer gewesen. Damals hatten sich pro Amphore 20 Liter davon gemacht. Auler ist daher gespannt auf das dritte und voraussichtlich vorerst abschließende Experiment. Für dieses wird dem noch weichen Ton neuer Amphoren Pinienharz zugegeben. Eine Verkostung wird es wegen des Risikos krebserregender Stoffe dann aber nicht geben.Beim zweiten Experiment sind die Amphoren stilecht an Bord des Neumagener Weinschiffes geöffnet worden. Mit den geladenen Gästen lassen sich auch die mit der "Vigilia" befreundeten Bitburger "Milites Bedenses" das Probieren nicht entgehen. Außerdem dabei sind Mitglieder der Römischen Fußgruppe von Neumagen-Dhron, wo das Weinschiff anlegt. Ortsbürgermeister Willi Herres bezeichnet den Amphorenwein als einen "trinkbaren Wein ohne Fremd-Ton". Heutiger Wein-Philosophie entspreche er zwar nicht. Doch er sei in Ordnung und geschmacksneutral. Im Vergleich zum Vorjahr sei das Ergebnis auf jeden Fall wesentlich besser, freut sich Vindriacum-Mitglied Eduard Franzen. Der Wein sei sehr sauber, weise eine "große Frische" auf und sei "reintönig im Geschmack".

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