Renten sind ihr Hobby

WITTLICH. (peg) Sie selbst findet sich "sehr unwichtig". Den VdK-Mitgliedern der Region hingegen ist Ludwina Schäfer zur festen Instanz geworden: Ihrer Leidenschaft, anderen zu helfen, geht sie seit genau 45 Jahren nach.

Eigentlich hatte im VdK schon ein anderer Auszubildender gesessen. Mit dem kam die Chefin jedoch nicht klar, weswegen sie sich Hilfe suchend an die Leiterin der Handelsschule wandte: Ob sie nicht vielleicht jemanden aus ihren Klassen empfehlen könne? Doch, da war eine, die einsatzfreudig, zuverlässig und forsch genug schien, den Posten im VdK zu besetzen: Die 15-jährige Ludwina, die sofort die Schule verließ und am 2. Februar 1962 mit ihrer Lehre begann. "Das war mir lieber", wusste sie schon als Teenie. Hier konnte sie praktisch arbeiten und all ihre Kraft und Hartnäckigkeit in den Ring werfen. Seitdem hat sie genau zwei Mal gefehlt: Einen Tag noch während der Lehre - obwohl der Arzt sie seinerzeit für drei Tage krank geschrieben hatte - und später eine Weile, als sie an der Schilddrüse operiert wurde. Klar, auch sie hat mal einen Schnupfen, aber den nimmt sie nicht ernst genug, um daheim zu bleiben. Das bringt ihr regelmäßig Rüffel von ihrem Mann ein. "Hauptsach' geschafft", neckt der seine Gattin, die es tatsächlich bis ins dritte Jahrtausend schafft, nach dem Ausbildungsvertrag von 1962 ohne weiteren schriftlich fixierten Arbeitsvertrag auf ein und derselben Stelle zu arbeiten. Diese Vorgehensweise empfiehlt die VdK-Geschäftsführerin von Wittlich-Daun übrigens keineswegs weiter: In ihrem speziellen Fall ist es, wie so vieles, jedoch möglich. "Wenn mir jemand meine Arbeit weggenommen hätte - das wäre eine Katastrophe gewesen", sagt Ludwina Schäfer. Selbst als junge Mutter blieb sie am Ball, kam fünf Jahre lang nur noch dreimal in der Woche ins Büro. Der Tochter, heute selbst Arbeitnehmerin beim VdK, ist nach eigener Aussage "absolut nichts abgegangen". Ludwina Schäfers Aufgaben "in der vielleicht letzten Solidargemeinschaft" erfüllen sie bis heute ganz und gar. Gerade hat sie für den Kreisverbandstag im März wieder Bilanz gezogen. Zwei Millionen Euro Nachzahlung hat sie in den vergangenen vier Jahren in Sachen Renten und Schwerbehinderungen für jene herausgeholt, die ihre Hilfe brauchten. Wohlgemerkt: Sie ganz allein. "Ich versuche, für jeden das Optimum zu erreichen," beschreibt sie ihr Ziel. Bestätigt fühlt sie sich durch alle jene, die Mitglied im VdK bleiben, auch wenn Schäfer ihre Interessen längst "durchgeboxt" hat. Die Zahl der Austritte ist verschwindend gering. 6400 Mitglieder zählt der Kreisverband zur Zeit, Tendenz steigend. "Und die Arbeit des VdK wird vielleicht immer wichtiger", sagt sie. Schade findet sie, dass viel junge Menschen ihren Verband immer noch allein in Zusammenhang mit Kriegsopfern bringen. "Dabei tun wir so viel mehr." Dabei bleibt es. Sollte der Geschäftsführerin das Glück weiterhin hold sein und sie so gesund bleiben, wie sie immer war, wird sie noch ein paar Jahre arbeiten. Heute feiert sie ihren 60. Geburtstag - und wird weiterhin ihrem speziellen Hobby, den Rentenanträgen, frönen.

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