Gesellschaft Auch die Rausschmeißerin hat Arbeit

Bernkastel-Kues · Seit drei Jahren gibt es Bernkastel-Kues ein Repair-Café. Die Resonanz ist ungebrochen. Den ehrenamtlich tätigen Handwerkern macht die Arbeit weiter Spaß. Und die Bürger sind froh über ein solches Angebot.

 Im Repair-Café herrscht viel Betrieb. Im Vordergrund Werner Schmitt (links) mit seinem Kunden Karl-Otto Schillinger. Dahinter kümmert sich Guido Moll um eine Kundin. Im Hintergrund warten weitere Besucher.

Im Repair-Café herrscht viel Betrieb. Im Vordergrund Werner Schmitt (links) mit seinem Kunden Karl-Otto Schillinger. Dahinter kümmert sich Guido Moll um eine Kundin. Im Hintergrund warten weitere Besucher.

Foto: Beckmann Clemens

„Ansturm auf Reparaturcafé.“ So titelte der TV am 24. Februar 2015 kurz nach der Eröffnung. Hat sich der Sturm gelegt, herrscht vielleicht schon Flaute? Beim Besuch wird deutlich: Der Eingangsbereich des Jugendkulturzentrums (JuKuz) in Bernkastel-Kues ist nach wie vor als Anlaufstelle gefragt. Die Kunden stehen Schlange.

„Ich musste heute mehr als zehn Leute wieder heimschicken“, sagt Rita Busch. Sie bezeichnet sich als „Empfangsdame und Rausschmeißerin.“ Der Betrieb sei nicht immer so stark,  aber weiter ungebrochen. Vier Handwerker sind vor Ort. Und als eine defekte Nähmaschine vorbeigebracht wird, tritt auch Camilla Müller, die Leiterin des Jugendkulturzentrums, in Aktion. Das Repair-Café ist ein Ergebnis der Ehrenamtsinitiative „Ich bin dabei“ der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Das JuKuz wurde  als Werkstatt ausgesucht, um die Generationen zusammenzubringen — jeweils am dritten Freitag im Monat zwischen 15 und 17 Uhr. Junge Leute seien vor allem als Ansprechpartner bei Problemen mit Computern und Handys gefragt, berichtet Camilla Müller. „Etwa 660 Geräte sind in den drei Jahren repariert worden. Eine beeindruckende Bilanz“, sagt Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter der VG.

Elektromeister Werner Schmitt aus Minheim gehört zu den Initiatoren des Projektes. Er beschäftigt sich an diesem Nachmittag lange mit dem Staubsauger, den Karl-Otto Schillinger aus Andel mitgebracht hat. Der Stecker hat sich vom Kabel getrennt. Das wiederum ist im Gehäuse verschwunden. Schmitt muss das Gerät zerlegen, um es wieder funktionstüchtig zu machen „Es ist gut, dass so etwas gibt“, sagt Schillinger.

„Die Arbeit  macht mir immer noch Spaß“, erläutert Werner Schmitt. Oft handele es sich nur um Kleinigkeiten. Etwa  zwei Drittel der Geräte könnten er und seine Kollegen reparieren.

Diese Quote erreicht Guido Moll an diesem Nachmittag nicht. Der Jugendpfleger der VG Bernkastel-Kues hat im ersten Leben Werkzeugmacher  gelernt und seinem Vater, einem Fernsehtechniker, viel über die Schulter geschaut.

Beim Radiorecorder von Johannes Licht geht nur noch das Radio, beim Elektromixer einer Frau aus Piesport halten die Quirle nicht mehr und bei der HiFi-Anlage von Eva-Maria Freudenreich aus Neumagen-Dhron wird der Ton immer von selbst leise. Zumindest bei diesem Gerät kann Moll vielleicht noch etwas machen und will nach einem Ersatzteil suchen. Wenigstens  kann er beim Handstaubsauger von Eduard Gaub aus Bernkastel-Kues die Akkus  wechseln. Das ist auch nicht so einfach. „Ich hätte hinterher mehr Teile als vorher“, sagt Gaub. „Es ist super, dass es so ein Angebot gibt“, erläutert er. Manche Kunden kämen auch, um unter anderen Leuten zu sein, Kaffee zu trinken und ein Stück Kuchen zu essen.

Die ehrenamtlich tätigen Handwerker wollen Fachbetrieben keine Arbeit wegnehmen. Vorrangig wird geschaut, ob Geräte noch zu reparieren sind. Kleinere Arbeiten werden dann vor Ort erledigt. „Es widerstrebt mir alles wegzuwerfen“, erläutert Eva-Maria Freudenreich ihren Beweggrund für den Besuch im Repair-Café. Bezahlen muss niemand. Spenden werden gerne entgegengenommen. Zwischen 50 und 60 Euro kämen durchschnittlich zusammen, berichtet Rita Busch.

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