Respekt vor dem Mann in Grün

TRABEN-TRARBACH. In den Tempo-30-Zonen von Traben-Trarbach wird oft viel zu schnell gefahren. Besonders gefährdet sind Kinder durch die rücksichtslosen Raser. Polizeioberkommissar Hugo Gutjahr sorgt seit zehn Jahren dafür, dass die Schüler die Trabener Grundschule sicher erreichen. Dafür muss er nur am Straßenrand stehen.

Jeden Morgen ab 7.30 Uhr bezieht Gutjahr für eine halbe Stunde Position auf dem Bürgersteig vor der Polizeiwache unterhalb der Schule. Wo sind sie, die Raser, die zu jeder anderen Zeit des Tages die Köveniger Straße unsicher machen? Die Atmosphäre ist geradezu entspannt, schon von weitem ist erkennbar, dass alle Autofahrer Tempo 30 artig einhalten. Von überall her strömen die munter plaudernden Kinder in Scharen und überqueren gefahrlos die Straße. Schulwegsicherung und Verkehrsüberwachung gehören zu Gutjahrs Aufgabenbereich. Und allein seine Anwesenheit reicht aus, um zumindest auf der Köveniger Straße für eine halbe Stunde disziplinierte Autofahrer zu haben. "Sobald ich der Straße den Rücken kehre, wird wieder gerast", hat der Polizist jedoch festgestellt. Besonders bedenklich findet er, dass es vielfach Eltern sind, die munter aufs Gaspedal treten, nachdem sie ihre Schützlinge an der Schule abgeliefert haben. Temposünder werden von Gutjahr gestoppt, "sie reagieren meist vernünftig und entschuldigen sich damit, dass sie in Gedanken waren", sagt er. "Doch es kommt auch schon mal zu Diskussionen und zuletzt gar zu einer Beleidigungsanzeige." Immer wieder hebt der Polizist die Hand zum Gruß, die Autofahrer kennen ihn, und auch die Schüler grüßen den freundlichen Mann in Grün. "Sie erzählen mir morgens oft schon die neuesten Neuigkeiten", schmunzelt der Polizist, der sich sichtlich darüber freut, dass allein seine Anwesenheit solch positive Auswirkungen hat. Geschwindigkeiten von 60 bis 70 Stundenkilometern wurden bei Messungen schon auf der Köveniger Straße festgestellt, "und nachts wird 100 gefahren", weiß der Polizist. "Kinder können aber die Geschwindigkeit von Fahrzeugen nicht einschätzen", sagt er. Vor Jahren gab es eine heftige Diskussion im Städtchen um einen Zebrastreifen vor der Schule. "Die ist vom Tisch, seitdem ich an der Straße stehe", sagt Gutjahr und verweist darauf, dass Kinder sich nicht führen lassen, "die überqueren eine Straße überall". Ralf Klee hat seine Tochter Mara-Louisa und Sohn Jannik bis zum Bürgersteig gebracht, "den Rest regelt Herr Gutjahr", sagt der Vater dankbar. Unter den wachen Blicken des Schutzmanns überquert die Erstklässlerin mit dem großen Bruder, der schon im dritten Schuljahr ist, die Straße selbstständig. Der Familienvater findet es erschreckend, dass viele Eltern so schnell fahren, oft zu viele Kinder im Auto haben und diese nicht mal richtig gesichert sind. "Schön, dass die Polizei das hier macht, super, dass sie sich so für die Kinder einsetzt", freut sich Klee. Dem jungen Vater gefällt überdies, dass die Schulkinder auf diese Weise einen guten Kontakt und eine gute Beziehung zur Polizei bekommen. Am liebsten sähe er auch einen Schutzmann in der Sponheimer Straße. "Auch hier wird gerast, obwohl der Kindergarten in der Nähe ist", empört er sich. Vier Grundschüler stehen indes auf der Überquerungshilfe der Köveniger Straße und trauen sich nicht rüber, denn der herannahende Autofahrer macht keine Anstalten, zu bremsen. Ein Fall für Hugo Gutjahr, der flugs einschreitet. Das Auto hält, die Kinder erreichen sicher das andere "Ufer". In den Osterferien wurde auf der Köveniger Straße auch zwischen 7.30 und 8 Uhr gerast. Ab heute steht Hugo Gutjahr wieder mit wachem Blick am Straßenrand und sorgt für Tempo 30.

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