Riesenstreit um Riesenkahlschlag

Hellertshausen/Hochscheid · Ist im Vierherrenwald bei Hellertshausen wesentlich mehr Holz geschlagen worden als erlaubt? Diese Frage, die die Forstbehörde seit mehr als einem Jahr beschäftigt, ist immer noch nicht geklärt. Der Besitzer Pierre Fruytier, dem auch das Hochscheider Sägewerk gehört, hat derweil wieder komplett aufforsten lassen.

Hellertshausen/Hochscheid. Immer noch klafft ein Riesenloch im Vierherrenwald, das von der Straße zwischen Hinzerath und Bruchweiler gut zu sehen ist. Zwar ist die Fläche mittlerweile aufgeforstet, doch die Bäumchen wirken auf der mindestens 20 Hektar großen Fläche noch etwas verloren.
20 Hektar, also etwa 24 Fußballplätze kahl geschlagener Wald (der TV berichtete mehrfach) - das ist eine Menge Holz. Doch nicht nur das. Das ist auch viel mehr, als das Gesetz zulässt. Es dürfen maximal zwei Hektar Wald gerodet werden. War der Kahlschlag im Vierherrenwald also gesetzeswidrig? Darüber wird seit mehr als einem Jahr gestritten. Noch immer liegt kein Ergebnis auf dem Tisch, heißt es bei der Zentralstelle für Forstverwaltung in Neustadt an der Weinstraße. Insider sprechen angesichts der Größe der Flächen von einem Skandal.
Wir haben uns an die Gesetze gehalten, heißt es von Seiten des Besitzers Pierre Fruytier, dem Geschäftsführer der gleichnamigen belgischen Unternehmensgruppe mit neun Sägewerken, zu der die Firma Karl Decker in Hochscheid gehört. "Im August 2011 hat es einen starken Sturm gegeben. Wir haben lediglich das Schadholz aufgearbeitet", sagt Fruytiers Verantwortlicher für den Wald, Forstwirt Kai-Uwe Ostermann. Der Waldbesitzer hat im Streit mit den Behörden einen Anwalt eingeschaltet.
Die Forstverwaltung hat den Vierherrenwald von einem Sachverständigen untersuchen lassen. Der habe im Nachhinein allerdings nur schätzen können, welche Flächen tatsächlich vom Sturm betroffen waren, hieß es.
220 000 Bäume gepflanzt


Aktuell ist der zuständige Referent der Forstverwaltung Günter Franz in Urlaub. Sein Stellvertreter Thomas Sprengel kennt die Details des Falls nicht und kann nicht sagen, worüber noch im Einzelnen gestritten wird.
Neuigkeiten gibt es dennoch und zwar von vor Ort: Der gerodete Teil des insgesamt 450 Hektar großen Vierherrenwalds wurde wieder aufgeforstet. "In der vergangenen Woche müssten die letzten zwei bis drei Hektar aufgearbeitet worden sein", berichtet Ostermann. Vergangenes Jahr hätten seine Leute bereits 90 Prozent der Fläche wieder mit Bäumen bestückt. Das Forstamt Idarwald habe die Arbeiten begleitet. Insgesamt seien um die 220 000 Bäume, vor allem Douglasien sowie Fichten und ein paar Laubbäume, gepflanzt worden.
Bis sie wieder einen geschlossenen, etwa zimmerhohen Wald gebildet haben, dürfte es nach Ostermanns Schätzung zehn bis 20 Jahre dauern. Bis dahin dürfte der Streit um die Rodung wohl entschieden sein. Riesige Strafen sind so oder so nicht zu erwarten. Widerrechtliche Rodungen, egal welcher Größe, werden als Ordnungswidrigkeit eingestuft und können mit einem Bußgeld von bis zu 25 000 Euro belegt werden. Und das, obwohl die Rodung einiger Hektar Wald bereits mehrere Millionen Euro einbringen kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort