Riesling und Gold in der Kehle

KRÖV. (urs) Vor rund 200 Gästen bewiesen die Kröver Winzerchor-Sänger am Samstagabend in der Mittelmoselhalle mit ihrer traditionellen "Musischen Weinstunde" ihre Konzert- und ihre Keller-Künste.

Vielleicht liegt es daran, dass der "Männergesangverein Winzerchor Kröv" nur etwa alle zwei Jahre zu seiner "Musischen Weinstunde" einlädt. Möglich ist aber auch, dass in Kröv dem Wein einfach ein besonderes Augenmerk gilt. Auf jeden Fall scheint es kaum einem der rund 200 Gäste in den Sinn zu kommen, sich einfach so ein Gläschen einzuschenken und dieses zügig zu genießen. Da wird jedes Schlückchen einer intensiven Prüfung durch Auge und Nase unterzogen, bevor es letztlich - je nach persönlichem Geschmack - ans Verkosten geht. Nicht weniger gewissenhaft haben die Gäste zuvor den gesanglichen Darbietungen gelauscht. Welch ein Genuss, sich von den Männergesangvereinen Burg, Kröv und Reil in die Zeit der Romantik und der Operetten entführen zu lassen. Allerdings bereichert von einer "Diplomatenjagd" mit Reinhard Mey sowie unterstützt vom Projektchor Kröv-Reil und den lokalen Solisten Melanie Billen, Silke Breidenbenden, Thomas Molitor und Hansi Bucher. Nachhaltigen Eindruck hat dabei der Kirchenchor Kröv-Kinheim hinterlassen. "Das war ganz phantastisch", schwärmt Michael Condne, zweiter Vorsitzender des Winzerchores, von den "temperamentvollen und spritzigen" Kostproben und dem tollen "Echo" von der Empore aus. Ein weiterer Leckerbissen war das Gastspiel des "Hornquartetts der Rheinischen Philharmonie", dessen Auftritt der Chor den Kontakten seines Dirigenten Albert Hermann Henn verdankt. Er war es auch, der vor Jahren die nun zum siebten Mal umgesetzte Idee hatte, Musik und Wein als gleichwertige Partner zu präsentieren. Ohne das Doppel-Engagement der Sänger wäre das aber nicht möglich, weiß Vorsitzender Ernst-Josef Römer zu schätzen: "Wenn wir die Weine nicht umsonst bekommen würden, wäre das nicht machbar." Immerhin hält der Verein für einen Eintritt von 12 Euro rund 40 verschiedene Weine der 2000er Jahrgänge bereit. Römer ist seit 1976 Chef des 1876 gegründeten Vereins, der sich vor Jahren aus zwei Chören zusammenschloss. Das honorige Alter des Chors ist den Weinstunde-Gästen aber weniger wichtig. Hauptsache, dem Genuss für die Ohren folgt der passende Gaumenschmaus, den die Sänger zudem mit spontanen Einlagen spicken.Lob an die Veranstalter

"Ganz toll ist das", würdigte Inge Pfeiffer die dahin steckende Organisation. Was der Graacherin aber vor allem gefällt: "Man kann viele Weine probieren, wofür man sonst in ein Lokal muss - und das hält das Portemonnaie nicht aus", sagt sie lachend. "Es war wunderbar", schwärmt Doris Schmittges, die aber dennoch eins vermisst hat: "Wir hätten noch so gerne ein schönes Mosellied geschmettert", bedauert sie das frühe Konzert-Ende. Am liebsten wäre ihr das Lied vom "Mosel-Rebenblut" gewesen: "Das hätte ich mir gewünscht - das kennen auch die Kröver." Doch auch für Nicht-Kröver ist der Abend ein Genuss. "Wir sind ganz begeistert", lobt Ingrid Paul, eine Urlauberin aus Norderney, die Veranstalter.

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