"Risiko ambulanter Operation nicht höher"

TRABEN-TRARBACH. (sim) Vor einer Woche wurde Gerta Keller aus Traben-Trarbach ambulant am Fuß operiert. Aus Kostengründen durfte sie über Nacht nicht im Krankenhaus bleiben. Jetzt musste sie doch stationär aufgenommen werden - die Wunde hatte sich entzündet.

"Jetzt wird‘s für die Krankenkasse noch teurer." Die 73-jährige Gerta Keller schüttelt mit dem Kopf und zeigt auf ihren verbundenen linken Fuß. Sie liegt seit Mittwoch im Traben-Trarbacher Krankenhaus. Wie lange sie bleiben muss, weiß sie noch nicht. Ihr Fall und vor allem der von Brunhilde Bartz hatte in der vergangenen Woche für Wirbel gesorgt (der TV berichtete). Beide Patientinnen wurden nach ihrer OP nicht stationär aufgenommen, weil bei solchen Eingriffen in der Regel die Krankenkasse nicht für die Kosten aufkommt. Brunhilde Bartz übernachtete mit Einverständnis ihres behandelnden Arztes, Dr. Wolfgang Tholen, daraufhin im Wohnmobil vor dem Krankenhaus, Gerta Keller wurde von ihren Kindern nach Hause gebracht. Sie wohnt im dritten Stock und muss 40 Treppenstufen steigen, um in ihre Wohnung zu gelangen. Vor einer Woche hatte Dr. Tholen bei der Krankenkasse auf diesen Umstand hingewiesen. Doch ohne Erfolg. Der Sohn erhielt von der Krankenkasse die Antwort, das sei kein medizinisches, sondern ein organisatorisches Problem. Auf einem Stuhl trugen daraufhin Sohn, Tochter und ein Nachbar die frisch operierte Frau in ihre Wohnung. Gerta Keller: "In der Nacht nach der OP habe ich kein Auge zugemacht. Ich hatte solche Schmerzen, ich bin fast verrückt geworden." Am Freitag, Montag und Dienstag wurde sie in die Praxis gebracht , damit die Wunde jedes Mal frisch verbunden werden konnte. Vorgestern zeigte sich aber, dass sich die Wunde so stark entzündet hatte, dass Dr. Tholen die stationäre Aufnahme anordnete. Gerta Keller wird seitdem unter anderem mit Antibiotika-Infusionen behandelt. AOK-Bezirksgeschäftsführer Hermann-Josef Huggenberger teilte auf TV -Anfrage mit, dass kein Zusammenhang zwischen der Durchführung der ambulanten Operation mit den jetzigen Beschwerden hergestellt werden könnte - zumal seit der ambulanten Operation und den jetzigen Beschwerden sechs Tage vergangen seien. Gerta Keller wäre, erklärte Huggenberger, sicherlich auch bei einer stationären Operation nicht diese gesamte Zeit stationär behandelt worden. Außerdem würden alle bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen belegen, dass das Risiko von möglichen Komplikationen bei ambulanten Operationen auf keinen Fall höher sei, eher sogar umgekehrt. Huggenberger: "Die Beschwerden bei Frau Keller wären sicherlich leider auch bei einer stationären Operation aufgetreten." Der behandelnde Arzt Dr. Wolfgang Tholen wollte sich gestern zu dem Fall nicht äußern.

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