Porträt Rita Lord und ihr Cabriolet

Bernkastel-Kues · Die 96-jährige Rita Lord und ihr fast 60 Jahre alter Sportwagen gehören zum Bild von Bernkastel-Kues. Aber auch auf anderen Feldern ist die drahtige Frau zuhause.

 Ein fester Bestandteil im Stadtbild: Rita Lord und ihr Sportwagen.

Ein fester Bestandteil im Stadtbild: Rita Lord und ihr Sportwagen.

Foto: Thomas Lord

Rita Lord und ihr kleines Cabriolet: Dieses Gespann gehört in Bernkastel-Kues in der warmen Jahreszeit seit Jahrzehnten einfach dazu. Es kann schon mal passieren, dass Männer die drahtige Frau nach ihrem Alter fragen, weil sich ihre Partnerin nicht traut. Die aktuelle Antwort lautet: 96 Jahre.

Und der grüne MG Midget, der genauso gut erhalten ist wie seine Besitzerin, läuft auch schon seit fast 60 Jahren. Beide gehören einfach zusammen. „Sie sind doch die Frau mit dem MG“, ist ein Satz, den Rita Lord oft hört.

Die Frau ist ein Phänomen. Bis vor zehn Jahren führte sie das Geschäft (Kohle, Weinbaubedarfs-Artikel, Brennstoffe, etc.), in das sie 1954 durch die Hochzeit mit Fritz Lord kam, „im Sinne meines 2003 gestorbenen Mannes weiter“. Einen wichtigen Platz in ihrem Leben und dem ihres Gatten nahm auch der Bau einer Tennishalle mit mehreren Plätzen auf dem Kueser Plateau ein. Weil es noch kaum Hallen gab, kamen die Tennisspieler aus einem weiten Umkreis.

Lange Jahre war Rita Lord dort von früh bis spät das berühmte Mädchen für alles. Tennis spielte sie natürlich auch. Nebenbei machte sie auch noch das Damenturnen in Bernkastel-Kues salonfähig.

Ihre aktuellen Aktivitäten aufzuzählen, sprengt fast den Rahmen. Eine Auswahl: Sie schwimmt, geht zur Gymnastik und ins Fitnessstudio und spielt Bridge. Nicht sporadisch sondern regelmäßig.

Noch mit 90 schnallte sie im Zillertal (Österreich) die Abfahrtsski unter. Das würde sie gerne immer noch tun. „Aber meine Kinder wollen das nicht“, erzählt sie.

Mit eiserner Disziplin sorgt sie für ihre Fitness. Da muss Corona und der damit verbundene Lockdown mit seinen Einschränkungen sie doch wie ein Keulenschlag getroffen haben? „Ich bin jeden Tag zwei Stunden durch den Wald gelaufen“, berichtet sie über ihre Gegenmaßnahmen.

Es verwundert nicht, dass sie noch ihren eigenen Haushalt führt und jeden Tag für sich kocht. „Ich will mir meine Selbstständigkeit bewahren“, betont sie.

Ihre vier Geschwister sind alle über 90 Jahre alt geworden. Darauf ruht sich Rita Lord aber nicht aus. „Bewegung ist Leben, und man muss Selbstdisziplin haben. Das Leben kann nicht lange genug sein“, sagt sie. Ein Besuch beim Arzt sei dagegen eine Seltenheit.

Körper, Geist und Seele müssten eine Einheit bilden. Ihre Einstellung führt die gebürtige Fränkin auf ihre Schulzeit an einem humanistischen Gymnasium zurück. Neben dem Sport ist sie auch dem breiten Feld der Kultur zugetan.

Vier Kinder hat sie groß gezogen, fünf Enkel können stolz auf ihre aktive Oma sein. Es spricht nichts dagegen, dass Rita Lord es in den 100er-Club schafft.

 96 Jahre alt: Im Sessel sitzt Rita Lord eher selten.

96 Jahre alt: Im Sessel sitzt Rita Lord eher selten.

Foto: Clemens Beckmann

Der kleine offene Sportwagen wird weiter ihr Begleiter bleiben. Über eine Servolenkung verfüge er nicht und man müsse beim Schalten auch Zwischengas geben. „Ich bin damit groß geworden“, sagt sie über die lange Beziehung.

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