Römische Villa: Besitz kann belasten

WITTLICH. Die römische Villa bei Wittlich, einst tangiert vom Autobahnbau, mit ABM-Kräften in Teilen zugänglich gemacht und nun abgesperrt wird in Zukunft möglicherweise ein "Kostenfaktor".

Im Schatten der Autobahnbrücke Liesertal liegen die Überreste der römischen Villa bei Wittlich: Braune Hinweisschilder an der Strecke nach Altrich und am Radweg weisen auf sie hin. Schaut man auf der Internetseite der Stadt nach, findet man sie unter "Touristik und Freizeit" oder "Kultur" nicht direkt. Unter "Historie" wird der Leser dann fündig: "Zweites Jahrhundert: Bau eines römischen Herrensitzes mit 140 Metern Länge und 28 Metern Tiefe entlang der Lieser; mit ihrer geschwungenen Form ist sie eine der größten Villen nördlich der Alpen. Um 350 nach Christus: Zerstörung der römischen Villa durch einfallende Germanen. Das Mittelteil ist heute teilweise restauriert und wieder sichtbar." Zerstörung und der Zahn der Zeit Derzeit ist die Anlage von rot-weißen Absperrungen umgeben: "Betreten verboten. Unfallgefahr, Stadtverwaltung Wittlich" warnen Schilder. Der Zaun zur Lieser hin hängt bedrohlich schief. Offensichtlich kümmern sich unliebsame Besucher nicht um das Verbot. Zum Teil sind die Absperrungen verschoben. Zerstörung und Zahn der Zeit, das waren auch die Oberbegriffe, unter denen die Villa kurz im Kulturausschuss Thema war. Leo Kappes von der Stadtverwaltung sagte: "Wir haben ein Riesen-Problem an der römischen Villa durch Vandalismus und Bauschäden. Dort muss intensiv gearbeitet werden. Tatsache ist, wir werden bei den Haushaltsberatungen 2006 über diesen Faktor sprechen." Immerhin wolle man das römische Erbe der Stadt im Rahmen der "Kulturhauptstadt Luxemburg 2007" mit vermarkten. Kulturamtsleiter Justinus Calleen sagte: "Wenn man über die römische Villa spricht, dann öffnet man ein Finanz-Grab ohne Gleichen. Das sind Kosten, das ist unvorstellbar." Experten meinten, möglicherweise würde man sie "besser einbuddeln", um sie der Nachwelt zu erhalten. Warum man bislang die Villa nicht in das allgemeine Kulturgut Wittlichs eingebunden habe, fragte Ausschussmitglied Edwin Mehrfeld nach. "Edwin, mach einen Vorschlag", sagte dazu Bürgermeister Ralf Bußmer. Eine Idee gibt es allerdings. Sie ist noch in Arbeit. Eine Initiativgruppe des Stadtmarketingvereins unter Leitung von Hauke Rath plant gemeinsam mit Sportvereinen derzeit ein neues Angebot, das auf der Trend-Sportart Nordic Walking aufbaut. Angedacht sind vier Parcours rund um Wittlich, darunter eine Römer-Route, die die Römische Villa mit einbinden soll. Römisches Mauerwerk bröckelt Zum allgemeinem Stand der Dinge informiert Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung: "An der Römischen Villa im Mundwald sind in letzter Zeit häufiger mutwillige Zerstörungen festgestellt worden. So wurde eine Holztreppe teilweise zerstört, es kommt auch öfters vor, dass die Dachziegel beschädigt werden." Unabhängig davon habe sich der Zustand der Anlage in den vergangenen Jahren erheblich verschlechtert, das römische Mauerwerk bröckele. Ulrich Jacoby: "Wegen der erforderlichen Sanierungsarbeiten stehen wir in Kontakt mit der Denkmalbehörde der Kreisverwaltung und dem Landesamt für Denkmalschutz in Mainz. Zu den Kosten kann noch nichts gesagt werden, weil diese vom Umfang der Arbeiten abhängen. Die Frage wird sein, ob wir nur die aufgetretenen Schäden beseitigen - also reparieren - oder dem Wunsch der Denkmalpflege folgen und umfassend sanieren. Hierzu gibt es noch keine Entscheidung. Eine größere Sanierung wird nur bei entsprechender Förderung möglich sein. Haushaltsmittel stehen zurzeit nicht zur Verfügung."

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