Rolf Haxel ist neuer Mosel-Weinbaupräsident Streiter für die Moselwinzer

Die Delegierten des Weinbauverbandes Mosel haben gestern in Koblenz Rolf Haxel aus Cochem zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Er tritt die Nachfolge von Adolf Schmitt (Konz-Filzen) an, der den Verband 24 Jahre führte. Haxel ist für fünf Jahre gewählt.

Koblenz. Man kann von einem historischen Ereignis sprechen: Erstmals in der Geschichte des 1950 gegründeten Weinbauverbandes Mosel kommt der Präsident nicht aus dem Kreisverband Trier-Saarburg. Mit deutlicher Mehrheit wählten gestern Mittag die 38 anwesenden Delegierten Rolf Haxel aus Cochem (Kreisverband Cochem-Zell). Er erhielt 23 Stimmen, sein Mitbewerber Walter Clüsserath (Pölich, Kreisverband Trier-Saarburg) 14 Stimmen, eine Stimme war ungültig. Alle bisherigen Präsidenten, Werner Tyrell (1950 bis 1964), Max-Günther Piedmont (1964 bis 1980), Günther Schartz (1980 bis 1985) und Adolf Schmitt (1985 bis 2009) stellte der Kreisverband Trier-Saarburg.

Führungstrio steht vor schwierigen Aufgaben



Zu Vizepräsidenten wurden Walter Clüsserath (33 Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen) und Ernst-Josef Kees (Graach, Kreisverband Bernkastel-Wittlich, 33 Ja-Stimmen, drei Nein-Stimmen, zwei ungültig) gewählt.

Das neue Führungstrio im Weinbauverband steht vor schweren Aufgaben. Vor allem die stark gefallenen Fassweinpreise sind für viele Betriebe existenzbedrohend. Haxel sagte unmittelbar nach der Wahl vor den Delegierten, dass es kein Kirchturmdenken geben dürfe und das Wir-Gefühl der Moselwinzer untereinander gestärkt werden müsse. Haxel: "Wir alle sind alle Moselaner, und nur als Gemeinschaft sind wir stark."

Haxel sprach die prekäre Situation auf dem Fassweinmarkt an. Um eine Verbesserung herbeizuführen, müsse die Winzergenossenschaft, die noch weitere Mitglieder aufnehmen wolle, gestärkt werden.

Das Zugpferd der Mosel seien aber die hochwertigen Riesling-Steillagenweine. Dieser Zug könne auch die anderen Weine mitziehen.

Dies sehen Walter Clüsserath und Ernst-Josef Kees genauso. Clüsserath sagte, dass es nicht zu einer Spaltung zwischen Fassweinwinzern und Top-Gütern kommen dürfe. Für Kees ist besonders wichtig, die Unverwechselbarkeit der Mosel-Steillagen herauszustellen.

Der Geschäftsführer des Weinbauverbandes, Gerd Knebel, kündigte gegenüber dem TV an, dass der Verband in Kürze mit den Kellereien Gespräche führen werde, um eine Verbesserung für die Fassweinwinzer zu erreichen. Ferner werde der Verband ein Papier mit konkreten Forderungen zur Stärkung der Steillagen vorlegen.

Koblenz/Trier. (sim) Nach der Wahl des neuen Weinbaupräsidenten wurde gestern Abend Adolf Schmitt in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste aus Politik und Weinwirtschaft - unter ihnen der Deutsche Weinbaupräsident Norbert Weber - verabschiedet.

Schmitt wurde 1985 zum Weinbaupräsidenten Mosel gewählt. Im gleichen Jahr erschütterte der österreichische Wein-Glykolskandal auch die deutsche Weinwirtschaft. Der Absatz brach ein, die Fassweinpreise erreichten Rekord-Tiefstpreise, auch weil es in den Jahren 1982 und 1983 in Deutschland zwei Rekordernten gegeben hatte. Es kam zu heftigen Winzerprotesten. Ein Jahr später wurde in Deutschland die Mengenregulierung (Hektarhöchsterträge) im Weinbau eingeführt. 1987 wurde der Rotweinanbau an der Mosel zugelassen.

Schmitt setzte sich mit großer Leidenschaft für die Erhaltung der Weinkulturlandschaft Mosel ein. Dabei ging es ihm stets um die Profilierung der Riesling-Steillagenweine. Schmitt war und ist ein überzeugter Mitstreiter der Regionalinitiative (Dachmarke) Mosel. Über die Verabschiedung von Adolf Schmitt berichten wir ausführlich in unserer morgigen Ausgabe.



Meinung

Keine leichte Aufgabe

Weinbaupräsident der Mosel zu sein ist nicht immer ein Vergnügen. Die unterschiedlichsten Interessen - vom Fassweinwinzer über die vielen guten Selbstvermarkter bis zu den Spitzengütern der Versteigerungsringe - müssen unter einen Hut gebracht werden. Die Mosel muss mit einer Stimme sprechen, denn Uneinigkeit würde den Einfluss der großen Anbaugebiete Pfalz und Rheinhessen nur noch weiter stärken. Und der Neue muss den Dialog mit den Kellereien suchen, die immer noch den größten Teil des Moselweins vermarkten. Das ist Adolf Schmitt in den 24 Jahren seiner Amtszeit, in der es alle Höhen und Tiefen gab, gut gelungen. Der Neue muss vor allem ausgleichend wirken. Und das ist gerade jetzt, wo die EU-Weinmarktreform ausgestaltet und ein neues Bezeichnungsrecht etabliert werden muss, keine leichte Aufgabe. w.simon@volksfreund.de

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