Im Spiel vergessen sie die Zeit, den weitesten Weg, den steilsten Berg - alles ist spielend leicht. Sie verkörpern einen anderen Menschen und sind gleichzeitig ganz bei sich selbst. Wie erholt schlüpfen sie am Ende wieder in ihre Haut, um einige spielend gewonnenen Erfahrungen reicher. Sie haben viel Neues in sich entdeckt, Ideen, Fähigkeiten Lösungen - im Spiel stand ihnen alles bereit, alles, was sie brauchten, trugen sie in sich. Ganz ehrlich, manchmal genieße auch ich diese spielend gemachten Erfahrungen. Erfahrungen müssen nicht immer mit Mühe und Anstrengung verbunden sein. Das Leben lädt uns ein, sie auch spielend zu machen. Jetzt, im Sommer, gibt es viele Gelegenheiten, mal in eine andere Rolle zu schlüpfen, für ein paar Minuten, ein paar Stunden. Überall begegnen wir Menschen: auf einem Fest, zufällig auf der Straße, im Urlaub. Und jeder Mensch schaut mich anders an, lädt mich zu einer anderen Rolle ein: Für einen älteren Menschen bin ich jung, ich entdecke das Junggebliebene in mir, ein Jüngerer zeigt mir die Schätze meiner Erfahrung, ein Mann schaut mich anders an als eine Frau- wie viele Seiten werden in mir wach! Jede Begegnung ist eine Einladung, die eigene Rolle ein bisschen zu variieren und doch ganz bei sich selbst zu bleiben. Vielleicht werden Sie staunen, wie viel nette, sympathische Seiten sich in Ihnen auftun. Ganz sicher erleben Sie: Es tut gut, die gewohnte Rolle einmal zu verlassen: so manche Verkrampfung löst sich. Ob Gott uns nicht auch darum in die Gemeinschaft vieler Menschen stellt, damit wir mit ihnen spielend leicht entdecken, wie viele sympathischen Seiten wir in uns tragen? J.-W. Henrich, evangelischer Pfarrer in Traben-Trarbach.