Roter Teppich, schwarze Zahlen

WITTLICH. Tradition gerettet, Haushalt entlastet, Gäste begeistert: Dank einiger Sponsoren aus der Wirtschaft und einem finanziellen Entgegenkommen der Wittlicher Winzer konnte die Säubrenner-Weinprobe am Kirmesmontag in der Synagoge ausgerichtet werden.

"Ich dachte schon, ich komme ins Waldorf Astoria", scherzte Christoph Holkenbrink und schritt schnellen Schrittes über den roten Teppich, der am Montag für die Gäste der Säubrenner-Weinprobe vor der Synagoge auslag. "Den haben wir von der Firma Bungert ausgeliehen", klärt Stadtbürgermeister Ralf Bußmer seinen Amtskollegen von der VG Wittlich-Land auf. Der rote Teppich ist in der Tat kein Indiz dafür, dass der städtische Wohlstand ausgebrochen ist. Im Gegenteil - nur weil Sponsoren einige tausend Euro beigesteuert haben, konnte die traditionsreiche Weinprobe über die Bühne gehen.Auf dem Weg zum Oberzentrum

Die Spenden kamen aus der Wirtschaft, was lag da näher, die Probe unter das Motto "Wirtschaft im Wittlicher Tal" zu stellen. "Wir müssen uns funktional in Richtung Oberzentrum entwickeln", so die Marschroute von Ralf Bußmer, der seinen Gästen bereits die nächste Großveranstaltung in Wittlich ans Herz legte: die Wirtschaftswoche vom 19. bis 22. September.Den sinnlichen Weingenuss legte indes Gebietsweinprinzessin Julia Schmidt den Probenteilnehmern ans Herz. Schlürfen sei ausdrücklich erlaubt: "Kauen Sie den Wein, um seine Feinheiten besser wahrnehmen zu können."In die Feinheiten der köstlichen Rieslingtraube tauchte anschließend Kommentator Adolf Schmitt ein. Der Weinbaupräsident war voll des Lobes für die 17 angestellten Weine und die Wittlicher Winzer. "So ein Wein kann so nirgendwo auf der Welt angebaut werden", bemerkte Schmitt zur Trockenbeerenauslese 1990er Wittlicher Bottchen des Weingutes Lütticken, und der 2002er Lay-Eiswein des Weingutes H.G. Mertes entlockte ihm ein "unbeschreiblich".Schmitt garnierte seine fachlichen Ausführungen mit kleinen Anekdoten und wissenschaftlichen Studien über Wein. So lernten die Gäste, dass ein Viertel Liter die Reaktionsschnelligkeit steigert. (Der Fairness halber ließ Schmitt nicht unerwähnt, dass selbige mit jedem weiteren Viertel abnimmt.)Er ermuntere dazu, dass jeder an seinem Platz als Botschafter für den Erhalt der einzigartigen Wein- und Kulturlandschaft der Mosel tätig werden sollte.Neben den Repräsentanten der Wittlicher Wirtschaft, der Banken und der Partnerstädte waren die Mitglieder des Stadtrates und die Abgeordneten zahlreich vertreten. Auch Ex-Bundeswirtschaftsminister Hans Friderichs kam zur Kirmesweinprobe in seine Heimatstadt. Während Umweltministerin Margit Conrad wegen ihres frühzeitigen Aufbruchs zum Leiwener Weinfest einige Buh-Rufe einstecken musste, erntete Werner Knopp viel Beifall. Und das nicht nur für seine dezente Barmusik am Flügel, sondern auch für seine charmante Art, den Geräuschpegel zu senken und die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Worte des Kommentators zu lenken.

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