Rückschritt statt Fortschritt

Im Zuge der Umstellung auf elektronische Führerschein-Theorieprüfungen stehen beim Tüv Rheinland etliche Standorte zur Disposition. Auch die Prüfstelle Bernkastel-Kues könnte schon bald Geschichte sein.

 Noch können Fahrschüler aus dem Raum Bernkastel-Kues ihre theoretische Fahrprüfung in einem eigens dafür reservierten Raum des Rathauses der Stadt ablegen. Im Bild Teilnehmer des einmal wöchentlich angebotenen Prüftermins. TV-Foto: Ursula Schmieder

Noch können Fahrschüler aus dem Raum Bernkastel-Kues ihre theoretische Fahrprüfung in einem eigens dafür reservierten Raum des Rathauses der Stadt ablegen. Im Bild Teilnehmer des einmal wöchentlich angebotenen Prüftermins. TV-Foto: Ursula Schmieder

Bernkastel-Kues. Ab 2009 soll bei theoretischen Führerscheinprüfungen das Ausfüllen von Papierformularen durch eine Eingabe am Computer ersetzt werden. Doch was auf den ersten Blick fortschrittlich erscheint, erweist sich beim zweiten als Rückschritt. Denn im Zuge dieser Änderung wird sich der Tüv Rheinland von etlichen Prüfungsstandorten - eventuell auch in Bernkastel-Kues - trennen. Die Würfel scheinen in Kürze zu fallen "Die Standortfrage für die Region Trier wird momentan geprüft", bestätigt Beate Schrader, Pressesprecherin des federführenden Mainzer Verkehrsministeriums. Mit einer Entscheidung sei noch "im Spätsommer" zu rechnen.

Arne Böhne, Geschäftsfeldleiter Führerschein beim Tüv Köln, spricht Klartext: "Bernkastel-Kues steht zur Disposition", bestätigt er. Allerdings betreffe das nur die Theorie-Prüfstelle, verweist er auf die Prüfstelle im 16 Kilometer entfernten Wittlich. Zur Prüfstelle Hermeskeil (der TV berichtete) versichert er hingegen: "Der Standort bleibt erhalten." Als Beweggründe für die Standort-Reduzierung nennt Böhne Aspekte wie Datenschutz, Manipulationssicherheit oder "die Kosten-/Einnahmeseite". Die Umstellung auf PC habe das Bundesverkehrsministerium gefordert, betont Stefan Michaely, Stellvertretender Regionalleiter Tüv Mainz/Trier. Landesministerien, Fahrlehrerverband und Tüv oder Dekra hätten zuvor alle Standorte bewertet.

Fahrschullehrer in Bernkastel-Kues - 2007 wurden dort 700 Theorie-Prüfung abgelegt - sehen Probleme auf ihre Prüflinge zukommen. Und das nicht nur wegen des lückenhaften öffentlichen Personennahverkehrs. Die jungen Leute müssten künftig wohl Schlange stehen, befürchtet Bernd Gutweiler (Fahrschule Speed, Morbach). So werde in Wittlich bisher ein Prüfungstag pro Woche angeboten, was in Trier, Idar-Oberstein oder Birkenfeld sicher ähnlich sei. Die Prüflinge, meist Auszubildende oder Schüler, müssten zudem Urlaub nehmen oder den Ausfall von Verdienst oder Unterrichtzeiten riskieren. Als Kreisvorsitzender des Fahrlehrerverbandes Rheinland plädiert Gutweiler daher für den Erhalt des Prüfungsstandortes, der wegen des Andrangs oft zwei Prüfungsrunden anbiete. Obendrein werde der Prüfungsraum - ein eigens dafür reserviertes Zimmer im Rathaus - den künftigen Anforderungen schon heute gerecht.

Verbandsbürgermeister Ulf Hangert zeigt sich von den Plänen überrascht. "Das werden wir nicht widerspruchslos hinnehmen", sichert er zu, sofort alle Hebel in Bewegung zu setzten. Es könne doch nicht sein, dass eine der ganz großen Verbandsgemeinden keine Fahrschulprüfungen mehr abhalten könne. Der Abbau von Infrastruktur im ländlichen Raum sei eine "perfide Entwicklung", bei der keiner an die Menschen vor Ort denke.

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