Rücksichtslose Zeitgenossen

Zu "Kennzeichnung statt Generalverbot" (TV vom 31. Mai):

Eine repräsentative Umfrage, die der "Spiegel" vor wenigen Monaten veröffentlicht hat, zeigt eindeutig, dass nur 27 Prozent der Bundesbürger aktive Raucher sind. Die restlichen 73 Prozent, die von ihren rücksichtslosen Zeitgenossen zum Einatmen krebserregender Giftstoffe genötigt werden, sind eine klare Mehrheit. Aber selbst bei den aktiven Rauchern befürwortet eine Mehrheit ein Rauchverbot nicht nur in Gaststätten, sondern auch am Arbeitsplatz, in öffentlichen Verkehrsmitteln und überall sonst, wo andere Menschen anwesend sind. Zum einen wegen der Rücksichtnahme, zum anderen aber auch, weil es ihnen leichter fiele, das Rauchen aufzuhören, wenn es vom Staat reguliert würde.Die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung, ein Rauchverbot schade der Gastronomie, ist daher an den Haaren herbeigezogen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gastwirt sich mit sauberer Luft bei seinen Kunden beliebt macht, ist mehr als dreimal so groß wie die Gefahr, sich unbeliebt zu machen. In den allermeisten europäischen Nachbarländern sind die Absätze im Gastronomiebereich nach Einführung des Qualmverbotes deutlich gestiegen. Der Rückgang in den schottischen Pubs hat ausschließlich damit zu tun, dass in Schottland auch gleichzeitig die Alkoholsteuer deutlich gestiegen ist.Die einzige Industrie, die Angst vor einem Rauchverbot haben muss, ist die Tabaklobby. Dass der Dehoga sich immer wieder mit dieser Industrie verbrüdert, finde ich befremdlich, und es hält mich ab, in eine Kneipe zu gehen — ebenso, wie es bei vielen meiner nicht rauchenden Freunde der Fall ist.Etwa 10 000 Nichtraucher, darunter auch 60 Babys (!), sterben jährlich an den Folgen des Passivrauchens. Philipp Jakobs, Waldrach RAUCHEN

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