Rüstige Rentner mit zündenden Ideen

Wallscheid · Seit zehn Jahren treffen sich die Wallscheider Senioren, um gemeinsam Ausstellungen, Wirtschaftsbetriebe und Spielnachmittage zu erleben. Sie sind ein Beispiel dafür, dass viele Seniorengruppen mehr sind als nur Kaffeetrinkgrüppchen.

Wallscheid. Finanzielle Förderung aus öffentlicher Hand, Ideen von Anderen, jüngere Ehrenamtliche, die ihre Treffen organisieren: das brauchen die Wallscheider Senioren nicht. Sie bekommen, und da sind sie auch sehr froh drüber, den Bürgersaal von der Gemeinde für ihre Treffen zur Verfügung gestellt. Um den Rest kümmern sie sich selbst. Und das seit zehn Jahren.
Einmal im Monat treffen sie sich, eine Tasse Kaffee gehört dazu, aber es wird deutlich mehr gemacht. Bei den Spielnachmittagen wird beispielsweise Bingo, Minigolf und Basketball gespielt. Wenn ein Ausflug auf dem Programm steht, kann jeder Vorschläge machen, und Orte in denen er mal war, oder interessante Punkte und Einrichtungen als Ziel vorschlagen.
Reinhold Hausener berichtet: "Am Ende des Nachmittags frage ich dann in die Runde, bei der meistens 35 bis 40 Leute sind, was sollen wir denn das nächste Mal machen? Und dann kommen verschiedene Vorschläge, über die abgestimmt wird. Derjenige, der die Idee hatte, übernimmt auch die Organisation. Wir machen immer Fahrgemeinschaften, das ist am einfachsten."
Privater Spaziergang


Angefangen hat der Treff mit gemeinsamen Spaziergängen von einigen Männern, darunter unter anderem Rudi Klaus und Reinhold Hausener. Irgendwann wollten die Frauen auch mit, und schließlich hat man sich überlegt, etwas für die im Dorf zu machen, die alleine sind und kein Auto haben.
"Damit sie auch die Möglichkeit haben, mehr unter Menschen zu kommen", erklärt Reinhold Hausener. Bis zu 40 Besucher kommen zum monatlichen Treff, das sind zehn Prozent der Einwohner Wallscheids. Aber nicht nur die Wallscheider Senioren machen für ihre Altersgenossen etwas, auch in anderen Orten im Kreis Bernkastel-Wittlich wird für die mehr als 23 000 Menschen über 65 Jahre etwas gemacht. In Hetzerath beispielsweise hat Käthe Bischet schon vor 27 Jahren einen Treff ins Leben gerufen, der bis heute von zwölf Privatpersonen organisiert wird. Edith Tonner vom Organisationsteam: "Wir machen einmal im Monat für 50 bis 60 Personen einen Treff, bei dem wir oft ein besonderes Motto haben, wie "Oktoberfest", oder wir informieren beispielsweise über Einbruchssicherheit. Die älteren Menschen schätzen die Gemeinschaft, das miteinander Lachen und die Informationen."
In Wintrich gibt es ebenfalls eine private Initiative, das "Wintricher Netz", das neben Besuchen von Veranstaltungen auch Fahr- und Besuchsdienste anbietet. In Wittlich haben die Senioren die Möglichkeit, im Haus der Vereine eigene Ideen umsetzen.
Dort gibt es den Wittlich-Treff mit Heimatforscher Willi Waxweiler, einen Internet-Treff mit Hans-Peter Pesch oder Vorträge, Singen, Basteln, Bridge, Kartenspiele und einiges mehr. 2012 kamen fast 7500 Senioren dorthin, davon waren zwei Drittel Wittlicher und ein Drittel aus den umliegenden Dörfern wie beispielsweise Altrich oder Dreis.
Extra

In vielen Orten gibt es besondere Senioren-Angebote, die aus Eigeninitiative entstanden sind. Hier weitere Beispiele: Binsfeld (eigene Veranstaltungen wie Karneval, Grillnachmittage, Vorträge), Berglicht (singen, backen, eigene Vorträge), Plein (singen, selbst geschriebene Vorträge, Orgelmusik), Reil (wöchentlich, Karten spielen, singen mit Akkordeon) Dörbach (Ausflüge, Vorträge, Geselligkeit), Mülheim (Musizierkreis, Mittagessen, Ausflüge), Hontheim (Gymnastik, Basteln), Neumagen-Dhron (Koch-, Bastel-, Kreativangebote). chb Wenn Sie noch ehrenamtliche Gruppen kennen, die sich im Seniorenbereich außergewöhnlich engagieren, schreiben sie uns: mosel@volskfreund.deExtra

Tipps für die Gründung einer Seniorengruppe von Reinhold Hausener, Caritas: Mit Leuten, mit denen man sich gut versteht, überlegen, was können wir, und wie lässt sich das bei uns umsetzten? Klein anfangen und auf die Wünsche der Besucher eingehen. Es bei einem losen Zusammenschluss belassen, denn einen Verein sehen viele Helfer als Verpflichtung an, und die Hemmschwelle zu kommen wird für die Besucher höher. chb

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