Thalfang/Horath Ärztliche Bereitschaftszentrale in Birkenfeld nachts zu? Thalfanger fordern Runden Tisch

Thalfang/Horath · Die Bereitschaftszentrale in Birkenfeld soll künftig weiterhin rund um die Uhr geöffnet bleiben. Das fordert nach Morbach nun die Nachbar-Verbandsgemeinde.

Runder Tisch wegen Ärztlicher Bereitschaftszentrale in Birkenfeld
Foto: dpa/Kirsty O'connor

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) plant, die Ärztliche Bereitschaftszentrale in Birkenfeld nicht mehr rund um der Uhr zu besetzen. Die Bereitschaftszentrale ist nachts und am Wochenende erste Anlaufstelle für Patienten im Krankheitsfall. Seit 1999 gibt es dieses Angebot – inzwischen für Patienten aus der Gemeinde Morbach und den Verbandsgemeinden Thalfang, Birkenfeld, Hermeskeil, Baumholder und der Gemeinde Nohfelden.

Die Einrichtung solle künftig nachts montags bis freitags nur noch bis 23 Uhr sowie an Wochenenden bis 21 Uhr offen sein, heißt es in der Resolution. Wer danach dringend einen Arzt bräuchte, müsse sich an die Bereitschaftspraxis im Klinikum Idar-Oberstein wenden. Das war der Sachstand in der Sitzung am Donnerstagabend. Um diese neue Regelung zu verhindern, hat der Verbandsgemeinderat (VG) Thalfang in seiner Sitzung in Horath bei drei Enthaltungen einstimmig eine Resolution verabschiedet, in der die KV aufgefordert wird, das Angebot rund um die Uhr aufrechtzuerhalten. Denn: Die Entscheidung „hätte eine erhebliche Verschlechterung der ärztlichen Versorgung in unserer Region, außerhalb der üblichen Öffnungszeiten der Arztpraxen vor Ort, zur Folge“, heißt es in der Resolution.

„Für uns wäre eine solche Entwicklung fast katastrophal“, sagte Burkhard Graul von der SPD. Und er fragte nach den Gründen für die Entscheidung. Die Bereitschaftszentrale werde nachts oft nur von ein bis zwei Patienten genutzt, erklärte Vera Höfner, Bürgermeisterin der VG. Dennoch sei es aus ihrer Sicht wichtig, dass es das Angebot gebe. Laut Routenplaner sind es im Übrigen von Thalfang nach Idar-Oberstein 35 Kilometer, von Heidenburg sogar 45.

Graul schlug vor, dass sich die Verantwortlichen der Bereitschaftszentrale, der KV und der betroffenen Kommunen an einen Tisch setzen und eine Lösung suchen. Der Forderung schloss sich der VG-Rat an.

Offenbar suchten viele Patienten aus der VG Thalfang anderswo Hilfe, zum Beispiel in den Notfallambulanzen in Hermeskeiler oder Trierer Kliniken, sagte Winfried Welter (CDU). Er berichtete aus eigener Erfahrung von mehrstündigen Wartezeiten andernorts, die in Birkenfeld offenbar nicht vorkommen. „Das war eine lange Nacht mit Schmerzen.“ Wichtig sei es, das Angebot in Birkenfeld besser zu kommunizieren. Denn wenn die Bereitschaftszentrale von Menschen aus der VG Thalfang so wenig genutzt werde, sei aus wirtschaftlichen Gründen auch eine Schließung möglich. Er hält die nächtliche Fahrt nach Idar-Oberstein jedenfalls ebenso wie Werner Breit (FDP) für Patienten für nicht zumutbar.

Anton Göppert, praktizierender Arzt und zweiter Beigeordneter, schilderte ein weiteres Problem aus der Sicht eines Mediziners. Die Bereitschaftszentrale werde getragen von niedergelassenen Ärzten aus dem Zuständigkeitsbereich. Das bedeutet: Sie würden finanziell zur Kasse gebeten, wenn dort Dritte Dienst tun. Finde sich niemand, dann müsse der betreffende Arzt, also auch er, selbst dort arbeiten. Für den 70-Jährigen sei ein solcher Nachtdienst allerdings aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich. Derzeit ist das offenbar nicht erforderlich. Aber Göppert wisse beispielsweise, dass die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) in Hermeskeil öfter medizinische Hilfe anfordere. Und künftig käme noch der Bedarf aus den Corona-Impfzentren hinzu. Die Aufsichts- und Dienstleitungsdirektion (ADD) Trier, die dafür zuständig sei, müsse sich ja auf demselben Markt an freien Medizinern bedienen. Wenn es dazu käme, dass er selbst dort Nachtdienst leisten müsse, „dann sehe ich mich gezwungen, meine Zulassung zurückzugeben“. Und das sei nicht im Interesse seiner Patienten. Er enthielt sich später der Stimme.

Übrigens: An den Bereitschaftszeiten in Birkenfeld wird sich kurzfristig, bis Ende des ersten Quartals 2021, nichts ändern: Das war jetzt von Klaus Hoebbel, Leiter der Bereitschaftszentrale zu hören.

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