Runter vom Rücksitz

Wer bestimmt, wo es lang geht? Beim Autofahren ist die Frage leicht zu beantworten. Da ist es in der Regel der, der am Steuer sitzt. Auf dem Rücksitz ist eine Fahrt zwar meist entspannter zu erleben, zumal man keine Fehler machen und die Schuld an etwaigen Missgeschicken auf den Fahrer schieben kann.

Wirklich in der Hand hat man die Sache aber nicht. Das ist eine Erkenntnis, die sich durchaus auf andere Bereiche übertragen lässt: Auch auf politische Entwicklungen, die absehbar und unausweichlich sind. Man kann mit ihnen aktiv, gestaltend umgehen, sich also ans Steuer setzen, oder passiv, abwartend und auf dem Rücksitz Platz nehmen. Ersteres hat Christiane Horsch, die Bürgermeisterin der VG Neumagen-Dhron, getan, und das ist ein mehr als respektabler Schritt, an dem sich andere ein Beispiel nehmen sollten. Denn nicht nur die VG Neumagen-Dhron ist keine Verwaltungseinheit mit sinnvoller und zukunftsträchtiger Größe, sondern das sind auch viele andere Kommunen der Region. Die Liste reicht von Kell am See über Manderscheid und Kyllburg bis nach Speicher und Irrel. Aber nicht nur die Kleinen sollten über ihre Zukunft nachdenken, sondern durchaus auch die Städte Bitburg und Wittlich und deren Umland, also die Verbandsgemeinden Wittlich-Land und Bitburg-Land. Denn - auch wenn Kommunalpolitiker es gerne anders darstellen - zwei Verwaltungen in einer Stadt, die in weiten Teilen das Gleiche tun, lassen sich zusammenfassen und dadurch effektiver machen. Möglicherweise trägt ja die Ankündigung des Landes, die Zahl der Verbandsgemeinden von 163 auf 130 reduzieren zu wollen, dazu bei, dass weitere VG-Bürgermeister den bequemen Rücksitz verlassen und sich ans Steuer setzen. Bei allem Lokal-Patriotismus, der gern den Status quo als die beste aller denkbaren Welten darstellt, ist der Platz am Lenkrad genau der, wo Kommunalpolitiker hingehören, denen die Zukunft ihrer nächsten Umgebung am Herzen liegt. Gleichwohl wird es manche geben, die auf dem Rücksitz sitzen bleiben, zusehen wie die Welt um sie herum sich verändert und in ein paar Jahren sagen: "Wir hätten das anders gemacht!" Noch ist Zeit, dies wirklich zu tun!

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