Saarländische Polizei fasst Tankdeckelknacker

Malborn/Hermeskeil/Nonnweiler · Die Polizei im Saarland hat einen 36 Jahre alten Mann verhaftet, der im November und Dezember 2013 in über 20 Fällen mit einer ungewöhnlichen Masche sein Unwesen trieb. Der mutmaßliche Täter knackte die Tankdeckel von parkenden Autos, ließ Sprit ab und füllte dafür Flüssigkeiten nach, die teilweise sogar die Motoren ruinierten. Auch im Hunsrück war er unterwegs.

 Die Polizei hat einen Mann verhaftet, der – wie auf dem Symbolfoto – verbotenerweise die Tankdeckel von Autos aufgeschraubt hat. TV-Foto: Axel Munsteiner

Die Polizei hat einen Mann verhaftet, der – wie auf dem Symbolfoto – verbotenerweise die Tankdeckel von Autos aufgeschraubt hat. TV-Foto: Axel Munsteiner

Malborn/Hermeskeil/Nonnweiler. Zwischen einigen Hundert und über 7000 Euro belaufen sich die Schadenssummen, die ein Tankdeckelknacker zu verantworten hat. Davon gehen zumindest die Ermittler aus, die vor einigen Tagen einen 36-jährigen Mann im saarländischen Oberthal (Kreis St. Wendel) schnappten. Er sitzt zurzeit in Untersuchungshaft im Saarbrücker Gefängnis.20 Fälle auf dem Konto


Seine Taten liegen allerdings schon etwas länger zurück. Laut Gernot Müller, Dienststellenleiter der Polizei in Nohfelden-Türkismühle, sollen nach bisherigem Sachstand seiner Kollegen im Zeitraum vom 15. November bis 9. Dezember 2013 über 20 Fälle auf das Konto des Festgenommenen gehen, der sowohl die deutsche als auch die polnische Staatsbürgerschaft besitzt. Demnach habe er wiederholt Tankdeckel aufgebrochen. Anschließend pumpte er den Sprit ab.
Doch dabei ließ er es nicht bewenden: Er machte noch alles schlimmer, indem er Flüssigkeiten in die Tanks kippte, die in einigen Fällen den Motoren arg zusetzten. So werfen ihm Polizisten vor, einige Wagen auf dem Gewissen zu haben, deren Motoren durch seine Aktion nur noch Schrott wert sind. "Im besten Fall blieben die Autos nach wenigen Metern stehen. Es sind aber auch einige Motoren komplett zerstört worden", teilt Müller mit. So meldeten allein bei der Türkismühler Polizei 13 Betroffene entsprechende Sachbeschädigungen. Alle Vorfälle trugen sich im Saarland auf den beiden Parkplätzen an der Primstalsperre in Nonnweiler und in Otzenhausen zu. Der mutmaßliche Tankknacker beließ es allerdings nicht bei seinem Streifzug auf saarländischer Seite. Die Polizei in Idar-Oberstein erhielt zwei Anzeigen. Bei der Polizeiinspektion Hermeskeil meldeten sich im gleichen Zeitraum nach Auskunft des stellvertretenden PI-Leiters Franz Petry acht Autohalter.
"Die Fälle sind bei uns querbeet von der B 52 in Richtung Saarland aufgetreten", sagt Petry. So schlug der mutmaßliche Täter am Wanderparkplatz Hohe Wurzel, am Mitfahrerparkplatz der L 148 nahe der Gedenkstätte Hinzert, am Parkplatz eines Aussichtsturms bei Malborn, am Damfloser Spielplatz oder an einem Parkplatz nahe der Dollbergschleife bei Neuhütten zu. Immer wieder ging er nach ähnlichem Muster vor. Bei Züsch stopfte er sogar Dreck und Gras in den Tank hinein.
In einem Fall, so Petry, habe ein Gutachten ergeben, dass der mutmaßliche Täter ein Gemisch aus Ethanol, Leitungswasser und Zucker in den Tank kippte. Allein bei den acht Fällen im Raum Hermeskeil, darunter zwei größere Motorschäden, wurden laut Petry Schäden in einer Gesamthöhe von circa 17 000 Euro angerichtet. Die Festnahme des 36-Jährigen hatten die saarländischen Beamten einem aufmerksamen Mann aus Oberthal zu verdanken. Ihm war am 28. August das Auto des mutmaßlichen Täters in einem Waldstück aufgefallen. Ungewöhnlich erschien dem Zeugen, dass an jener Stelle ein Auto mit polnischem Kennzeichen stand. Die Ermittler gehen bisweilen davon aus, dass der Tatverdächtige in seinem Wagen campierte. Er habe keine Wohnanschrift in Deutschland. Das war denn auch der Auslöser für den Haftbefehl, den die Saarbrücker Staatsanwaltschaft laut Müller wegen Fluchtgefahr verhängte.Mutmaßlicher Täter schweigt


Soweit bekannt ist, hatte sich der Mann nach den Tankknackeraktionen in der Region nach Polen verabschiedet und kehrte erst kürzlich wieder nach Deutschland zurück. Bisher schweigt der mutmaßliche Täter, sagt die Polizei.
So ist unklar, warum es der Tankknacker nicht dabei beließ, den Sprit zu klauen, sondern die Tanks mit diversen Stoffen auffüllte. Eventuell wird sich der 36-Jährige aber schon heute zu den Vorwürfen äußern. Denn dem Angeklagten wird schnell der Prozess gemacht. Vor dem St. Wendeler Amtsgericht beginnt heute um 9 Uhr die Hauptverhandung gegen den mutmaßlichen Tankdeckelknacker.

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