Sächselnder Zwerg hebt Halle aus den Angeln

Bernkastel-Kues · Was für ein Auftakt des kulturellen Herbst- und Winterprogramms in Bernkastel-Kues! Die Männer von Six Pack begeisterten mit brillantem Gesang, den sie mit hanebüchenem Klamauk verbanden. Bei der Zugabe stand die Halle Kopf.

Bernkastel-Kues. Auf so eine Geschichte muss einer erst einmal kommen: Die hänselnde Gretel vertreibt König, Prinzessin, Prinz, Fee, Zwerg und das Böse aus dem Märchenland. Nur ein Treffen mit Elvis Presley kann den Fluch bannen und dem traurigen Sextett zur Rückkehr verhelfen. Die a-cappella-Sänger von Six Pack schaffen dies natürlich. Dabei ist der Gesang nur ein Teil ihres Repertoires - allerdings der wichtigste. Und den beherrschen sie meisterhaft - allen voran der Zwerg (Bernd Esser).
Der Countertenor reißt bei mehreren Soli (zum Beispiel Marylin Monroes "I wanna be loved by you" und der Ballade "la luna") die mehr als 300 Zuhörer in der Mosellandhalle in Bernkastel-Kues mit seiner glockenhellen Stimme von den Sitzen. Mimik und Gestik verstärken die Klasse noch. Dabei hat es der arme Wicht schwer, denn die Fee hat seine sechs Brüder irrtümlich in Gartenzwerge verwandelt.
Einig sind sich die sechs Aufrechten bei ihrem Kampf für das Märchenland nicht. Sie beschimpfen sich, bezichtigen sich gegenseitig der Unfähigkeit. Keinem passt die auf Elvis Presley deutende Sonnenbrille, die derjenige tragen soll, der die Führung übernimmt.
Die Gruppe geht auch durch die Hölle. Die Führung übernimmt dabei natürlich das Böse. Und dazu singt Six Pack die bekanntesten Lieder der Gruppe Boney M. Auch vor der "Schickeria" der Spider Murphy Gang macht Six Pack nicht Halt. Das Publikum muss den Refrain gleich viermal alleine singen. In der Six-Pack-Version sind auch mehrere Ohrwürmer von Abba zu hören.
Gut, dass die Zuschauer auch nach der ersten Zugabe noch keine Ruhe geben. Sonst wären sie vielleicht nicht in den Genuss des absoluten Höhepunktes gekommen. Der Zwerg soll noch einmal singen - und zwar mit seinem zurückgezauberten Bruder Günter. Spanisch, Englisch und Italienisch hat er sich bei seinen ersten Solis präsentiert, nun soll es Deutsch sein.
Doch bei den ersten Tönen wird klar: Die Fee hat erneut versagt. Der Wicht sächselt und das passt ihm ganz und gar nicht. Das Publikum rast.
Nach mehr als zwei Stunden marschiert Six Pack von der Bühne, in Reih und Glied, so wie es einst die Sieben Zwerge taten. Die erste Veranstaltung der Kulturzeit Bernkastel-Kues ist mehr als ein Appetithappen.
Es ist Gesang und Komik auf hohem Niveau. Die Besucher gehen mit einem Lachen nach Haus, das nicht im Halse stecken bleibt. Apropos Besucher und a-cappella-Gesang: Diese Art von Musik soll fester Bestandteil des Kulturangebotes in der Stadt werden. Die Leute nehmen es an. "Vor zwei Jahren kamen 150 Besucher, letztes Jahr 200, dieses Mal über 300", sagt Hermann Lewen, Geschäftsführer der Kultur und Kur GmbH.
Bei der Frage, wie viele Leute denn aus Bernkastel-Kues sind, heben maximal 20 die Hand. "Gut, dass nicht mehr aus Bernkastel-Kueser gekommen sind, sonst hätten Sie keinen Platz mehr gefunden", sagt Lewen zu dem Rest der Gäste, die aus dem Umland den Weg nach Bernkastel-Kues gefunden haben.

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