Säfte aus der Biogasanlage landen im Bach

Aus der Plattener Biogasanlage ist laut Kreisverwaltung wassergefährdender Silage-Sickersaft ausgetreten. Eine Wiese wurde verunreinigt und vermutlich auch der Bieberbach. Der Betreiber der Anlage wurde aufgefordert, das Entwässerungskonzept anzupassen. Die Kripo ermittelt noch.

Platten. Vor etwas mehr als einem Monat haben Fischereipächter der unteren Wasserbehörde bei der Kreisverwaltung gemeldet, dass der Bieberbach im Ortsbereich Platten stark rieche. Sie vermuteten einen Zusammenhang mit der Plattener Biogasanlage. Daraufhin gab es zwei Ortstermine, wie die Kreisverwaltung mitteilte. Beim ersten nahm die untere Wasserbehörde allein den Bach in Augenschein. Beim zweiten Termin waren zusätzlich der Betreiber der Anlage, die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD), Nord das Landesamt für Umwelt sowie die Kripo vertreten.

Laut Kripo wurde beim Ortstermin eine deutliche Verunreinigung des Gewässers festgestellt und deshalb ein Gewässergutachten beim Landesamt in Auftrag gegeben. Das Gewässergutachten liegt noch nicht vor. Zum Zustand des Bieberbachs teilt die SGD Nord lediglich mit, dass man dort, wo die wassergefährdenden Silage-Sickersäfte der Biogasanlage in den Bach gelangt seien, verstärkt Abwasserpilze festgestellt habe. Abwasserpilze sind Lebensgemeinschaften aus Bakterien, die in sehr stark verschmutzten Gewässern vorkommen.

Die Kreisverwaltung hat festgestellt, dass die Wiese neben der Plattener Biogasanlage großflächig mit dem Sickersaft der Anlage verunreinigt wurde. Die Behörde geht davon aus, dass der Saft aus einem Sammelschacht ausgetreten ist. Sie hat den Betreiber aufgefordert, das Entwässerungskonzept anzupassen. Als Sofortmaßnahme hat sie gefordert, sämtliche Überläufe der Sammelschächte dicht zu verschließen. Dies sei erfolgt, heißt es.

Die Kripo wartet nach eigenen Angaben noch auf die Ergebnisse der übrigen Behörden. Erst dann kann sie bewerten, ob es sich in diesem Fall um ein Umweltdelikt handelt.

Der Betreiber der Biogansanlage, die "en-neo neue energien Biogas Platten", weist jede Verantwortung von sich. Erich Gasper, der für das Unternehmen spricht, sagt: "Wir haben im Februar und Ende März Proben aus dem Bieberbach entnommen. Wir konnten keine Gewässerverunreinigung feststellen." Gasper stellt infrage, dass Sickersaft aus der Anlage entwichen ist.

Er geht davon aus, dass die Überläufe geschlossen waren. Bei der Anpassung des Entwässerungskonzepts handele es sich um einen üblichen Vorgang nach der Inbetriebnahmephase.

Der Bieberbach ist vor wenigen Jahren unterhalb der Biogasanlage für 125 000 Euro renaturiert worden. Zur Gewässergüte des Baches teilt die SGD Nord mit, dass es über den Zustand des Bachs keine negativen Erkenntnisse gebe - bis auf zwei Ausnahmen: die aktuelle Verunreinigung und eine zweite Verunreinigung im Bereich der Biogasanlage vom Januar 2009.

Meinung

Saubere Energie mit Nebenwirkung

Sicherheitsvorkehrungen können versagen. Das zeigt sich bei der Biogasanlage in Platten. Dort hat scheinbar mehr als einmal austretendes Wasser den für viel Geld renaturierten Bieberbach in Mitleidenschaft gezogen. Das ist nicht gut und zeigt, dass die saubere Energie Biogas nicht ohne Nebenwirkungen sein kann. Die Ursache für die Verschmutzung des Bachs muss gefunden und abgestellt werden. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Da gibt es nichts zu verheimlichen, nichts zu beschönigen und nichts abzustreiten. Es sollten nicht noch einmal Abwasserpilze unweit der Biogasanlage sprießen. Das wäre der Nebenwirkungen mehr als nur ein wenig zu viel. h.jansen@volksfreund.de

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