Sägewerk setzt auf die Schiene

Der Kauf der Hunsrückquerbahn-Strecke zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil der Anrainerkommunen verzögert sich wegen Problemen bei der Finanzierung. Reijo Ranki, Geschäftsführer der Karl Decker GmbH in Hochscheid, kann die erneute Verzögerung nicht nachvollziehen.

 Die Karl Decker GmbH würde ihr Holz gerne auf Schienen transportieren. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die Karl Decker GmbH würde ihr Holz gerne auf Schienen transportieren. TV-Foto: Klaus Kimmling

Hochscheid/Morbach/Hermeskeil. Ende April versetzte die Zeitungslektüre Reijo Ranki, Geschäftsführer der Karl Decker GmbH in Hochscheid, nach eigenen Angaben einen großen Schreck. Unter dem Titel "Behörde bremst Schienenankauf aus" berichtete der TV, dass die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg die im Haushalt 2010 eingeplanten Zuschüsse von 100 000 beziehungsweise 75 000 Euro wegen der hohen Verschuldung untersagt. Noch im Januar hatte Bürgermeister Gregor Eibes Ranki versichert, der Gang zum Notar stehe bevor. Doch jetzt klafft wieder eine große Lücke in der Finanzierung des Kaufpreises, der 508 000 Euro beträgt.

"Wir brauchen die Schienenanbindung dringend", sagt Ranki. 100 Millionen Euro wolle das Land für die Schienenanbindung für den Flughafen Frankfurt-Hahn in östlicher Richtung ausgeben. Er hat kein Verständnis dafür, dass bei den verhältnismäßig geringen Summen, die für den Ankauf westlich des Hahns im Raum stehen, der Geldhahn zugedreht wird.

"Wir haben seit Jahren nicht mehr genug Rundholz", sagt Ranki. Was in Hochscheid verarbeitet wird, stammt aus dem Hunsrück, der Eifel und dem Westerwald. Aus dem Raum Hochscheid fällt normalerweise nicht genug Holz ab. Und die Lage spitze sich zu. Wegen der Stürme nimmt in den Folgejahren der Holzeinschlag ab. Zudem wurden im Land zusätzliche Sägekapazitäten aufgebaut.

Die drei Sägelinien will Ranki wenigstens acht Stunden täglich laufen lassen. 3000 Festmeter könnten dann am Tag verarbeitet werden. Aber das klappt selten. Lastwagen transportieren die Rohware. Die Schmerzgrenze liegt nach Angaben des Finnen bei 200 Kilometern. Müssen die LKW weiter fahren, werde es für das Unternehmen, das zur belgischen Fruytier-Gruppe gehört, unrentabel.

Von Holzmangel ist derzeit in Hochscheid nichts zu spüren. "Xynthia hat uns zunächst geholfen", sagt Ranki. Dank großer Mengen Sturmholz, das in der Region angefallen ist, fahren täglich 200 Lastwagen das Sägewerk an. Ranki geht aber davon aus, dass das kommende Jahr "sehr kritisch wird". Immerhin sei schon 2008 ein "Katastrophenjahr" gewesen, weil der Schnittholzmarkt wegen der Hypothekenkrise in den USA eingebrochen war.

Die Schienenanbindung für die Karl Decker GmbH ist - so merkwürdig es klingt - eigentlich in greifbarer Nähe. Denn die Gleise, die die Anrainerkommunen von der Deutschen Bahn kaufen wollen, verlaufen unmittelbar hinter dem Firmengelände. Kommt es zum Transport auf der Schiene, strebt der Diplomingenieur an, dass das Holz an der "Zolleiche", ein ehemaliger Verladebahnhof der amerikanischen Streitkräfte in einem Kilometer Entfernung zum Werk, be- und entladen wird. Mit der Bahn steht Ranki bereits in konkreten Verhandlungen über die Pacht des Haltepunktes. "Ich muss auf die Schiene setzen, weil der Standort sonst auf die Dauer nicht zu halten ist."

120 Menschen sind im Hochscheider Sägewerk und dem benachbarten Veredelungsbetrieb HTH beschäftigt. Insgesamt arbeiten rund 500 Menschen in den Sägewerken in und um Morbach herum. Extra Andere Sägewerke: Auch das Morbacher Unternehmen Ludwig Kuntz GmbH begrüßt die Reaktivierung der Hunsrückbahn. "Die Logistik ist in unserer Branche ein Schlüsselthema", sagt Geschäftsführer Gerd-Michael Lersch. Ein Bahnanschluss sei ein wichtiger Standortvorteil. Zurzeit sieht er für sein Unternehmen allerdings keine Möglichkeit, Fracht auf die Schiene zu verlagern, weil seine Kunden keinen Bahnanschluss haben. Bei der Eugen Decker Holzindustrie KG (Morbach), war am Freitag keine Stellungnahme zu bekommen. (iro)

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