Sage erinnert an das Unglück im Moor bei Hetzerath

Hetzerath · Auf dem Weg von Hetzerath nach Trier rutschte 1831 eine Postkutsche ins Moor. So erzählt man es sich bis heute in dem Dorf. Dabei seien alle Insassen, der Kutscher und die Pferde gestorben. Ihre Seelen glaubt man an der alten Trierer Landstraße zwischen Hetzerath und Föhren als Lichter in der Nacht tanzen zu sehen.

Hetzerath. Als er neun Jahre alt war, erzählte ihm sein Großvater eine Geschichte. Es war die Sage vom Unglück im Moorbruch. Eine gruselige und tragische Geschichte, wie sie sich vor etwa 200 Jahren in Hetzerath zugetragen haben soll.
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Es war in einer Dezembernacht im Jahr 1831, als die Postkutsche mit ihren eisenbeschlagenen Rädern auf der alten Römerstraße durch Hetzerath in Richtung Trier ratterte. Der Wind peitschte, und durch die vereisten Kutschfenster konnten die Reisenden kaum etwas erkennen. Auf dem Kutschbock saß der frierende Postillon mit hochgeschlagenem Kragen und versuchte angestrengt, in dem dichten Schneetreiben seinen Pferden den Weg zu weisen. Doch es war kaum mehr möglich, die Straße zu erkennen. Umso mehr trieb der Kutscher die Pferde zur Eile an. Er wollte rasch die Poststation in Schweich erreichen, um dort das Ende des Sturms abzuwarten. Da fuhr plötzlich ein heftiger Ruck durch die Kutsche.
Die Pferde hatten die Orientierung verloren, und die Kutsche zu nah an einen Abhang gezogen. Nun drohte sie hinabzurutschen. Der Postillon sprang vom Kutschbock, versuchte die Pferde herumzureißen. Doch die Kutsche rutschte mit ächzenden Rädern immer tiefer die Böschung hinunter. Ein Fahrgast versuchte noch die Tür aufzureißen, um sich zu retten, aber der Wind drückte sie von außen zu. Es gab kein Entkommen. Sie saßen in der Falle. Die Kutsche versank mit Mann und Maus im Moor. Ortskundige Hetzerather können die Stelle an der alten Trierer Landstraße heute noch zeigen. Man sagt, dort tanzten in der Nacht winzige Irrlichter umher, und man stellt sich vor, es seien die Seelen der Toten.
Wie das so ist mit mündlich überlieferten Geschichten, erfahren sie von Mal zu Mal Veränderungen. Und es wird nicht selten immer toller. So wie in dieser Geschichte, die der Großvater vor 30 Jahren seinem Enkel erzählte und dieser heute seinen Kindern davon berichtet. Allerdings hat die Sage in der Familienüberlieferung eine noch gespenstischere Wendung erhalten, dafür aber ein Happy-End. Denn die Kutsche, die im Hetzerather Moor versank, taucht in dieser Version doch tatsächlich in Trier wieder auf. Vielleicht wollte es der Großvater so.
Nachzulesen ist die Sage im Buch "Ritter, Räuber, Heilige" von Reinhold Wagner.

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