Schadstoffe in den Gewässern: Angler fordern Untersuchungen von Flüssen in der Region

Dreis/Spangdahlem · Die Angler an der Lieser, Nims, Salm und Prüm sind verunsichert. Ihre Vereinsgewässer liegen im Einflussbereich des Flugplatzes Spangdahlem und der ehemaligen Airbase Bitburg, die mit PFT kontaminiert sind. Doch im Gegensatz zu den Kyllfischern, deren Gewässer seit 2012 regelmäßig auf das als krebserregend geltende Umweltgift getestet wird, wissen sie nicht, wie stark ihre Flüsse belastet sind.

Maximal 300 Gramm Filet aus Kyllfischen unterhalb von Hüttingen: Mehr sollte ein Kyllfischer aufgrund der PFT-Belastung des Gewässers derzeit pro Monat nicht verzehren. Die Verunreinigung des Eifelflusses mit den als krebserregend geltenden perfluorierten Tensiden ist seit März 2011 bekannt (der TV berichtete).

Die Vorgeschichte: Die Flughafenfeuerwehren auf dem US-Flugplatz Spangdahlem sowie der ehemaligen Airbase Bitburg mischten das Gift jahrzehntelang ihren Löschmitteln bei, bis es 2011 verboten wurde. Und gespritzt wurde damit nicht nur im Ernstfall, sondern auch bei zahlreichen Übungen der militärischen Wehren.

Das Problem: Perfluorierte Tenside sind biologisch nicht abbaubar und belasten den Boden, das Grundwasser sowie umliegende Gewässer. Die Konzentration des Stoffes in der Kyll liegt derzeit bei rund 0,05 Mikrogramm pro Liter - 76-mal höher als der Grenzwert von 0,00065 Mikrogramm, den die EU für gut hält. Die Angelweiher des ASV Salmfischer Binsfeld nahe Spangdahlem seien gar derart verseucht, sagt Günther Schneider, Mitglied des Angelvereins und PFT-Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), dass dort mit dem Angeln bald ganz Schluss sein könnte. Auch der mehrere Kilometer entfernte Angelteich in der Kaas, der keinen direkten Zufluss aus Spangdahlem hat, ist mit einer solch hohen Konzentration des Stoffes belastet, dass die Fische dort wohl nicht mehr in der Pfanne landen. Deshalb befürchtet Schneider, das Ausmaß der Umwelt-Katastrophe könne noch weit größer sein als bislang bekannt. "Das PFT aus den kontaminierten Böden in Bitburg und Spangdahlem kann über kleinere Gräben und Bäche auch in die Lieser, Nims, Salm und Prüm gelangen."

Das sagen die Angler: "Wir wollen wissen, wie belastet die Salm ist", sagt Dirk Pelm, Vorsitzender des ASV Dreis. Es sei wirklich sinnvoll, die Gewässer im weiteren Umkreis der Airbases zu testen, sagt auch Andreas Follmann, Schatzmeister des ASV Großlittgen, der die Lieser zwischen Großlittgen und Schladt gepachtet hat. Follmann: "Die Flüsse müssen geprüft werden. Denn wenn ich die Fische nicht essen kann, brauche ich auch nicht mehr angeln zu gehen."

Konkrete Messwerte gibt es weder für die Salm, noch für die Lieser, die Prüm und die Nims, die bei Irrel in die Prüm mündet. "Wir wissen nicht, ob die Nims belastet ist. Das stört schon", sagt Winfried Tholl, Vorsitzender der Sportfischer Bitburg. Arnold Mai, Vorsitzender des Angelvereins Irreler Eisvogel, der einen Streckenabschnitt der Prüm gepachtet hat, spricht sich für eine Untersuchung aus: "Die Angler wären froh, wenn mal der wirkliche Umfang der PFT-Belastung geklärt wird."

Das sagt die Landesbehörde: Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) habe die vier Flüsse nicht untersucht, sagt Johannes Meyer, Laborleiter bei der Landesbehörde. Man sei auch derzeit nicht daran interessiert, die Untersuchungen auszudehnen. Allerdings habe man die kleineren Bäche Linsen- und Kailbach nahe Binsfeld getestet, über die Wasser von der Airbase Spangdahlem in die Salm strömt. Mit einem Ergebnis von 0,05 Mikrogramm sei der Kailbach ähnlich stark belastet wie die Kyll, sagt Meyer. Er mündet südlich von Landscheid in die Salm, das Vereinsgewässer einiger Angelvereine wie des ASV Dreis. Doch der Chemieingenieur schätzt, dass man über den Verdünnungsfaktor in der Salm nur noch rund 0,01 Mikrogramm PFT fände, da es dort im Gegensatz zu Binsfeld keinen "Hotspot" wie den Flugplatz Spangdahlem gebe. Jedoch überschreitet selbst dieser geschätzte Wert für die Salm von 0,01 Mikrogramm PFT pro Liter den empfohlenen Grenzwert um das 15-fache. Dennoch werden die vier Flüsse nicht untersucht, sagt Manfred Weber, der für Altlasten zuständige Mitarbeiter der SGD Nord in Trier: Die Behörde könne eine weitere Ausweitung ihres Messnetzes derzeit nicht leisten, da sie für das ganze Land mit der Untersuchung der Gewässergüte beauftragt sei.Meinung

Ein großes Risiko
Die Angler an der Salm, Lieser, Nims und Prüm werden weiter im Ungewissen darüber gelassen, wie hoch die Konzentration der Industriechemikalie in ihren Gewässern ist. PFT hat in Tierversuchen lebertoxische und krebserregende Eigenschaften gezeigt. Doch ohne Messergebnisse gibt es keine Verzehrempfehlung. Damit fehlt den Fischern an den vier Nebenflüssen der Mosel eine Grundlage für die verlässliche Abschätzung des gesundheitlichen Risikos, wenn sie ihre gefangenen Fische essen. Das Gift reichert sich im Fisch und im menschlichen Organismus an. Im Gegensatz zu einem Liter Kyllwasser mit 0,05 Mikrogramm wurden bei Kyllfischen bis zu 194 Mikrogramm PFT pro Kilo Filet gemessen. Die Kyllfischer haben jedoch Messergebnisse, eine Verzehrempfehlung und damit eine gewisse Grundlage für die Risikoabschätzung erhalten - auch wenn sie das aufgrund der maßlosen Kontaminierung ihres Gewässers kaum trösten wird. Aber dass die Landesbehörde die weiteren Flüsse im direkten Umkreis der beiden Flughäfen nicht untersucht und sich stattdessen auf Schätzwerte verlässt, ist gegenüber den unzähligen Anglern unverantwortlich. eifel@volksfreund.de

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