Schäfchen ohne Hirt

THALFANG/MALBORN/SCHÖNBERG. Seit über einem halben Jahr werden die Pfarrgemeinden von Thalfang, Malborn und Schönberg kommissarisch geleitet – eine Änderung ist nicht in Sicht.

Äußerlich geht (fast) alles seinen gewohnten Gang: Gottesdienste finden statt, ebenso Taufen. Doch an den Altären der katholischen Pfarreien von Thalfang (St. Matthäus), Malborn (St. Briktius) und Schönberg (St. Vitus) wirken derzeit "Ersatzleute" - auf vorerst unbestimmte Zeit: Seit Pastor Matthias Junk im vergangenen Jahr ins saarländische Rehlingen wechselte, ist die Pfarreiengemeinschaft Thalfang-Malborn-Schönberg ohne eigenen Hirten. Die Gläubigen werden stattdessen von Pastor Dieter Franz Koster (Thalfang) und Dechant Matthias Veit (Malborn und Schönberg) betreut. Für die Kirchenmänner bedeutet die Vertretung Zusatzarbeit: Koster betreut bereits Heidenburg, Horath, Büdlich und Berglicht. Und Veit, Vorsteher des Bistumsdekanats Bernkastel, ist außer für Osann-Monzel für die Pfarreien von Maring-Noviand und Kesten zuständig. Eine solche Vertretung in einer "Vakanz" ist durchaus üblich - bis hin zu einem halben Jahr. Frühzeitig sei die Stelle eines neuen Pastors ausgeschrieben worden, erklärt Bistums-Sprecher Stephan Kronenburg. Das Problem: keine Bewerber. "Bislang hat sich niemand gemeldet", so der Sprecher.Osternacht konnte nicht gefeiert werden

Thalfangs Pfarrgemeinderatsvorsitzende Anne Molter kann zwar nachvollziehen, dass sich eine Vakanz nicht von heute auf morgen erledigen lässt. Allerdings sei es nun doch an der Zeit, findet die Thalfangerin: "Wir haben beim bischöflichen Generalvikariat in Trier eine gewisse Dringlichkeit angemahnt." Bestimmte Einschränkungen seien zudem spürbar: Zu Ostern habe man keine Osternacht feiern und auch keine Osterkerze wie früher üblich anzünden können. "Man merkt eine gewisse Spannung in der Gemeinde." Sie werde ständig gefragt, ob sich was tue. Grundlage für die Wiederbesetzung ist dabei ein älterer Strukturplan, so Kronenburg - und (noch) nicht der derzeit in der Diskussion stehende Bistums-Reformplan "Projekt 2020". Mit dem will das Bistum durch Reduzierung der Zahl der Pfarrgemeinschaften auf die zurückgehende Zahl an Gläubigen und fehlenden Priesternachwuchs reagieren - ein langwieriger Prozess. Allerdings: Derzeit sind im Dekanat Bernkastel zwölf Pfarrgemeinschaften angesiedelt - zukünftig sollen es laut dem 2020-Plan nur noch fünf bis sechs sein, sagt Dechant Veit. Die Seelsorger können die Frage nach der Neubesetzung jedenfalls nicht beantworten: "Niemand weiß zu diesem Zeitpunkt, wie sich der pastorale Raum entwickeln wird", erklärt Pfarrer Koster. Zwar ist Thalfang derzeit die einzige vakante Position im Dekanat - bistumsweit stehen aber 30 Pfarrersplätze offen und warten auf Besetzung. "Wir sind nicht die einzigen, die warten", sagt Veit. Koster selbst war aus gesundheitlichen Problemen zeitweilig nicht im Amt, mittlerweile ist er jedoch wieder voll genesen. "Es gibt eine Solidarität unter den Seelsorgern auszuhelfen", sagt der Pastor. Dass durchaus potenzielle Kandidaten vorhanden seien, glaubt er ebenso wie Veit. "Viele wechselbereite Pfarrer warten aber, bis eine endgültige Entscheidung zum künftigen Pfarreienplan steht" - und damit der Größe des künftigen Aufgabengebiets. Denn vergrößern werde sich die Thalfanger Pfarreiengemeinschaft auf jeden Fall, so Veit. Zum Jahresende erwartet er eine Entscheidung. Um das Thema nach außen hin stärker zu thematisieren, will Pfarrvertreterin Holter jedenfalls an Fronleichnam ein Zeichen setzen. "Wir hatten bereits den Gedanken erarbeitet, zwei Schäfchen, die einen Altar zieren, mit einem Spruchband zu ergänzen." Inhalt der Zeile: "Wo ist der Hirte von St. Matthäus?"

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