Schienenerwerb in weite Ferne gerückt
Ein Dringlichkeitsantrag der Kreise Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg beim Verkehrsministerium ist erfolglos geblieben. Sie dürfen den Erwerb der Bahnstrecke zwischen Hermeskeil und Büchenbeuren nicht finanziell unterstützen.
Hermeskeil/Morbach/Thalfang. Es bleibt dabei: Die Kreise Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg dürfen sich am Kauf der 50 Kilometer langen Strecke der Hunsrückquerbahn zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil nicht beteiligen. Das Verkehrsministerium sieht keine Dringlichkeit für das Vorhaben. Schließlich sei die Teilstrecke Morbach-Hermeskeil bereits seit Jahren stillgelegt. Nach einer Entwidmung könnten die Kommunen über die Bauleitplanung Einfluss auf die Zukunft der Schienenverbindung nehmen, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums.
Die Anrainerkommunen - das sind neben der Gemeinde Morbach die Verbandsgemeinden Hermeskeil, Thalfang und Bernkastel-Kues - haben auch die Möglichkeit, einen Trassensicherungsvertrag abzuschließen, um die Gleise zu erhalten. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier hatte den Kreisen Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg die Genehmigung von bereits beschlossenen Zuschüssen für das Projekt wegen ihrer hohen Verschuldung versagt. In Bernkastel-Wittlich geht es um Kosten in Höhe von 100 000 Euro, in Trier-Saarburg um 75 000 Euro. Hätte das Ministerium die Dringlichkeit bestätigt, wäre der Weg für den Kauf der Trasse frei gewesen, um den sich die Kommunen seit Jahren bemühen.
Noch ist nicht entschieden, ob die Schienenverbindung reaktiviert oder ein Radweg gebaut werden soll. Zunächst geht es lediglich um die Sicherung der Infrastruktureinrichtung. Allerdings gibt es Pläne der Hochwaldbahn Gruppe, ihren Ausflugsverkehr von Büchenbeuren nach Morbach Richtung Hermeskeil zu verlängern. Auch Güterverkehr ist Richtung Saarland und Frankreich angedacht - oder eben ein Radweg.
Von der Information des Ministeriums war Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes als Sprecher der Anrainerkommunen "nicht überrascht". Schließlich habe die Entscheidung bei dem Ministerium gelegen, "das uns bei dem Projekt schon mehrfach Felsbrocken in den Weg gelegt hat". Und: "Wir wollen gar kein Geld, sondern lediglich die Planungshoheit", sagt er auf TV-Anfrage. Und die habe man am Besten im Eigentum. Die Hunsrückquerbahn-Trasse solle wohl "als Einzige in Land zuwachsen". Das Geld für die vom Ministerium empfohlene Streckensicherung wollen die Gemeinden laut Eibes lieber in den Kauf stecken.
Und wie geht es jetzt weiter? Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden wollen sich mit den Kreisen beraten. Gegen die Entscheidung des Ministeriums anzugehen, macht laut Eibes keinen Sinn.
"Aber wir geben nicht auf", sagt er entschieden. Im Juni hatte er allerdings ausgeschlossen, nochmals in die Gremien zu gehen, um eine Finanzlücke zu schließen.
Meinung
Am Gängelband des Landes
Um es auf den Punkt zu bringen: Kommunale Selbstverwaltung sieht anders aus. Es geht zum jetzigen Zeitpunkt den Anrainerkommunen nicht darum, einen Zuschuss vom Land zu bekommen. Die Finanzierung der 508 000 Euro für den Erwerb der Hunsrückquerbahn steht. Und an den Zuschüssen der Kreise - es handelt sich um 175 000 Euro - hatte die ADD, eine Landesbehörde, in der Vergangenheit nichts auszusetzen. Da drängt sich der Verdacht auf, dass man im Ministerium den Schienenerwerb mit allen Mitteln verhindern will, zur Not durch die Hintertür der Kreditgenehmigung. Wenn schon Kredite in überschaubarer Höhe mit so hohen Hürden verbunden werden, muss die Frage erlaubt sein, welcher Aufwand für die 100 Millionen Euro teure geplante und landespolitisch gewollte Bahnanbindung vom Flughafen Hahn Richtung Mainz getrieben wurde. Angesichts des Kostenvergleichs muss er immens sein. i.rosenschild@volksfreund.deEXTRA Kosten und Anteile: Für den 50 Kilometer langen Abschnitt von Büchenbeu-ren nach Hermeskeil will die Bahn 508 000 Euro haben. Die Kosten sollen prozentual so verteilt werden, wie es dem Streckenanteil der Kommunen entspricht. Die Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil hat an der Gesamtstrecke einen Anteil von 11,8 Kilometern. Auf sie entfallen rund 150 000 Euro der Kosten für den Erwerb. Thalfang beteiligt sich mit 140 000 Euro (10,8 Kilometer). Den Löwenanteil trägt Morbach mit 210 000 Euro (16,7). Mit 50 000 Euro ist die VG Bernkastel-Kues im Boot (3,9 Kilometer). In den Kosten sind Zuschüsse der Kreise Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg enthalten. Die Strecke Morbach-Hermeskeil ist stillgelegt und kann theoretisch entwidmet werden. Allerdings hat die Hochwaldbahn Gruppe die Strecke gepachtet. Zwischen Morbach und Büchenbeuren fahren touristische Schienenbusse.